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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Bernitt nutzte diesen Moment der Unsicherheit, entwand dem Zulu das Hackschwert und durchschlug ihm mit brutaler Wucht den Hals.
    Catherines Hand flog bei diesem Gedanken an ihre eigene Kehle, als sie wieder mitten im Geschehen von damals stand. Johann war herbeigeeilt, kämpfte wie ein Berserker mit ihrem Angreifer, bis auch ihn ein Schwerthieb von Konstantin traf, der tödlich war, wie sie annehmen musste. Noch lebend, fiel er über den Steilhang in den Krokodilfluss und versank. Wenn der Hieb ihn nicht getötet hatte, war er ertrunken. Das glaubte sie für sechs höllenschwarze Tage. Ihr Leben befand sich in freiem Fall.
    Schwankend stützte sie sich am Ladentisch ab.
    »Catherine, komm zu dir, oder schläfst du im Stehen?«, drang Milas Stimme aus weiter Ferne an ihr Ohr. Eine Hand schüttelte sie.
    Das genügte. Ihr Verstand setzte wieder ein, langsam klärte sich der Schleier, erlaubte es ihr, den Besucher genauer zu betrachten, und nun bemerkte sie die feinen Unterschiede. Er war schlanker und wohl einen Zoll größer als Konstantin von Bernitt, seine Gesichtszüge waren kantiger, nicht so sinnlich, nicht so verlebt. Nicht so grausam.
    »Ich habe die Frau und ihr Balg in Durban schon zum Teufel geschickt. Ich war betrunken, als ich sie geheiratet habe«, hallte Graf Bernitts Stimme in ihr nach. »Sie war ohnehin kaum mehr als ein Dienstmädchen.«
    Das hatte er gesagt. Damit könnte sie sich jetzt zufrieden geben.
    Doch um ihr Gleichgewicht wieder zu finden, musste sie Gewissheit haben. Ein für alle Mal. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Wer ist dieser Mann dort?«, fragte sie das Ladenmädchen mit gesenkter Stimme.
    Die Kleine wurde rot bis unter ihre flachsblonden Haarwurzeln. »O, ist er nicht wunderbar? So ein schöner Mann! Das ist Nicholas Willington, ein wirklicher Gentleman«, seufzte das dumme Ding, presste schmachtend die Hände vor die Brust wie eine drittklassige Schauspielerin, verdrehte dabei ihre Augen. »Er ist fürchterlich reich, hat Diamantenminen und eine Kutsche und Diener und alles …« Ihr schwärmerischer Blick liebkoste den jungen Mann.
    Catherine schluckte trocken. Nicholas Willington, nicht Graf von Bernitt. Aber woher kam diese Ähnlichkeit? Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte auch das Gesicht von Stefan durch ihre Gedanken.
    Stefan, ihrem Sohn. Dem Sohn Konstantin von Bernitts. Erneut schoss ihr Panik durch die Adern. Wer war Nicholas Willington? Die Frau und ihr Balg, die Frau und ihr Kind, hatte Konstantin gesagt. War dieser Mann das Kind von damals? Mit fast übermenschlicher Anstrengung zwang sie sich, die nächsten Worte ruhig zu sprechen.
    »Woher kommt Mr Willington? Ist er hier in Durban ansässig?«, fragte sie das Ladenmädchen, dämpfte ihre Stimme dabei zu einem Flüstern.
    »So genau weiß ich das nicht, aber er kommt nicht von hier. Aus Kapstadt, meine ich«, antwortete die Kleine eifrig.
    Catherine schloss sekundenlang die Augen. Nicht von hier. Nicht aus Durban. Ein Fremder, niemand, der eine Bedeutung für sie hätte.
    Langsam beruhigte sich ihr jagender Puls.
    »Ich habe einfach kein Hutgesicht«, murmelte Mila Dillon neben ihr, die offenbar ihren Zustand nicht wahrgenommen hatte, und legte die extravagante Hutkreation zurück ins Regal.
    Der Holzperlenvorhang am Eingang klingelte, eine junge Dame, elegant in ein rosenholzfarbenes Seidenkostüm gekleidet, betrat den Laden. Ihr Gesicht lag im Schatten eines weit ausladenden, duftig weißen Huts. Glänzendes mahagonifarbenes Haar umrahmten ein klassisches Oval, große, dicht bewimperte Augen, die zwischen Blaugrau und Grün changierten, musterten fröhlich ihre Umgebung, und der großzügige, lachende Mund verlieh ihr außerordentlichen Charme.
    »Wer ist denn diese Schönheit?«, platzte Mila heraus.
    »Miss Benita Willington«, quiekte das Ladenmädchen. »Mr Willingtons Schwester. Ist sie nicht schön wie eine Göttin?«
    »Ja, ja«, sagte Lilly und stand schwankend auf. »Mir ist schlecht«, murmelte sie, starrte dann mit der Direktheit der Betrunkenen hinüber zu den Willingtons, kniff die Augen übertrieben zu Schlitzen, öffnete sie und starrte erneut hin. »Da brat mir doch einer nen Storch, ich muss dringend aufhören, mit der Cognacflasche ins Bett zu gehen, scheint mir. Ich seh schon weiße Kaninchen.« Sie giggelte betrunken.
    »Und dieses Kaninchen sieht aus wie der schöne Konstantin … Nun sieh doch mal hin, Catherine, das ist er doch, unser schöner Graf, oder …? Oder?«, rief sie

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