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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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und dich hinlegst.« Sie schüttete Wasser auf ein Taschentuch, wrang es aus und benetzte Lillys Gesicht damit, während diese in kleinen Schlucken gehorsam ihren Kaffee austrank.
    Catherine nahm ihr die leere Tasse ab, stellte sie auf den Tresen, zog ihre betrunkene Freundin hoch und bugsierte sie zur Tür.
    »Heilige Mutter Gottes«, entfuhr es Mila Dillon neben ihr. »Der Teufel ist aus der Hölle entwischt und geradewegs unter uns gelandet.« Mit einem Ausdruck auf ihrem Gesicht, als hätte sie einen Geist gesehen, starrte sie über Catherines Schulter.
    »Wen meinst du denn damit? Es riecht doch gar nicht nach Schwefel«, sagte Catherine, doch bevor Mila antworten konnte, ertönte eine männliche Stimme, bei deren Klang Catherine schier das Herz stehen blieb.
    Es war unverkennbar die des Mannes, der vor vierundzwanzig Jahren gestorben war. Vierundzwanzig Jahren, sechs Monaten und zwölf Tagen. Es war leicht für sie, das auszurechnen, denn diesen Tag würde sie ihr Lebtag nicht vergessen. Für Sekunden war es ihr nicht möglich, sich zu bewegen. Ihre Hände sanken herunter, Lilly schwankte bedrohlich, und das nasse Taschentuch fiel auf ihr Kleid und verursachte einen dunklen Fleck auf der braunen Seide.
    Catherine brach der Schweiß aus.
    Es kann nicht sein, dachte sie, es ist unmöglich. Der Mann, dem diese Stimme gehörte, war tot. Das wusste sie genau, denn sie hatte ihn erstochen, damals, an diesem gleißend weißen Apriltag vor so vielen Jahren. Er war schön gewesen und charmant, hatte sie umgarnt, bis ihre Sinne sich verwirrten und sie hilflos in seinem Netz zappelte. Zu spät hatte sie erkannt, dass er durch und durch böse war, ein Teufel der Verführung, nur darauf versessen, das zu erreichen, was er begehrte. Er wollte ihr Leben zerstören, und als sie glauben musste, er hätte den Mann, den sie liebte, getötet, hatte sie ihm Césars Speer bis zu den gebogenen Widerhaken in den Leib gerammt.
    Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, hing er zusammengeschnürt wie Wildbret an einer Tragestange zwischen vier kräftigen Zulus, sich noch ans Leben klammernd, aber schon den Hades vor Augen. Die Männer schleppten ihn davon, und danach hatte sie nie wieder von ihm gehört, noch wurde er je wieder gesehen. Sie wusste nicht, was mit ihm geschehen war, wollte es auch nicht wissen.
    Césars Speer putzte und polierte sie, bis jede Spur seines Bluts aus den Ziselierungen getilgt war. Jetzt hing der Speer wieder im Wohnzimmer von Inqaba wie immer. Mit keinem Menschen hatte sie je darüber gesprochen, dass sie es war, die ihm den Todesstoß versetzt hatte. Auch nicht mit ihrem Mann. Ganz besonders nicht mit ihrem Mann.
    Es hatte sie fast übermenschliche Kraft gekostet, dieses Geschehen in die dunkelsten Winkel ihres Gedächtnisses zu verbannen, und jetzt hatte der Klang einer männlichen Stimme ausgereicht, ein paar läppische Worte, die Bilder wieder heraufzubeschwören. Sie schüttelte sich. Er war tot. Es konnte also nicht sein.
    Sie zwang sich, einen schnellen Blick über ihre Schulter zu werfen.
    Da stand er, dunkel und unwiderstehlich, lächelte dieses gefährliche, dieses verfluchte Lächeln, und als er ihren Blick auffing, verbeugte er sich leicht. Catherine erfasste seine eleganten Bewegungen, die Arroganz seiner Haltung, an die sie sich nur zu gut erinnerte, das schwarze Haar, das wie ein glänzender Pelz um seinen Kopf lag, diesen zupackenden Raubtierblick, und ihr Mund wurde papiertrocken. Sie schnappte nach Luft.
    »Was ist los, Catherine?«, rief Mila deutlich besorgt. »Nun komm mal wieder zu dir, mein Kind. Er ist seit Jahrzehnten verschollen. Man hat zwar seine Leiche nie gefunden, aber er ist mit Sicherheit tot, sonst wäre er doch wieder aufgetaucht. Wie ein falscher Penny. Dieser Mann da ist Mitte, höchstens Ende zwanzig. Meine Ohren lassen nach, aber meine Augen sind völlig in Ordnung.«
    Wie ein Blitz durchzuckte es Catherine. Mitte zwanzig? Oh, lieber Gott, natürlich! Konstantin von Bernitt wäre jetzt schon um die fünfzig. Ihr Kopf flog herum, und sie musterte den Mann eindringlicher. Er war jung, ganz ohne Zweifel, jünger um mindestens zwanzig Jahre. Eine Fliegenwolke stieg von den Streifen getrockneten Antilopenfleischs auf und summte ihr ins Gesicht. Mit einer heftigen Bewegung wedelte sie die Insekten weg. Das ließ sie aus ihrer Starre erwachen, ließ ihr Blut wieder kreisen und klärte ihren Blick. »Du hast Recht, er kann es nicht sein«, sagte sie, hoffte, dass ihre

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