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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Matschloch. Der kurze Wolkenbruch vorhin hatte die West Street in einen Sumpf verwandelt, und das Wasser stand in den Schlaglöchern. Der Schlamm trocknete bereits unter der sengenden Sonne zu einer verkrusteten Mondlandschaft.
    »Hölle und Verdammnis«, knirschte sie, während sie sich bemühte, ihre Buschstiefel mit einem Tuch zu säubern. »Ich wünschte, Bürgermeister Hartley würde endlich die Straßen in Ordnung bringen lassen!« Seit siebzehn Jahren protzte Durban zwar mit einer Dampflok, wenn die Schienen auch nur den Point mit dem Ufer des Umgeni verbanden, und nächstes Jahr würde man auch bequem mit dem Zug nach Pietermaritzburg gelangen können, aber wenn es regnete, wateten sie noch immer mitten in der Stadt knietief im Dreck.
    »Mir ist übel«, beklagte sich Lilly und presste ihre Hand vor den Mund.
    »Dann aber mal schnell nach Hause, sonst verplaudern wir hier noch den ganzen Tag«, rief Catherine und küsste Mila auf beide Wangen. »Grüß mir Pierre aufs Herzlichste, Mila. Sag ihm, ich würde mich über seine Hilfe sehr freuen. Wenn wir uns in den nächsten Tagen nicht sehen, schick mir doch bitte eine Nachricht, wann ihr Zeit habt, damit ich Zimmer für euch fertig machen kann.« Damit bugsierte sie die schwankende Lilly hinüber zu ihrer Kutsche.
    Mila winkte ihre Zustimmung, stieg steifbeinig in die Sänfte, die vor Pettifers Laden stand, benutzte dabei die niedrige Rampe als Kletterhilfe. Sie entdeckte ihre Träger schlafend unter dem Feigenbaum. »Hoa«, rief sie sofort schlecht gelaunt, »auf, auf, ihr Mannen! Woza!« Ungeduldig drapierte sie ihren schweren Rock über ihre Beine, gereizt, so abhängig von anderen Menschen zu sein.
    Vor ein paar Jahren war ihr Pferd gestrauchelt und hatte sie mit Schwung in einen Wagn'bietje-Busch befördert, was an sich nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn nicht außer ihrem Stolz auch ihr Hinterteil verletzt worden wäre: mit Dornen gespickt wie das eines Stachelschweins. Im Nu waren auch drei Männer zur Stelle gewesen, um sie aus der stacheligen Umarmung zu befreien, aber einer von ihnen, ein tollpatschiger Mensch, den eine durchdringende Alkoholfahne umwehte, hatte sie einfach fallen gelassen. Sie schlug auf einem Stein auf und hatte sich dabei ihr linkes Handgelenk so kompliziert gebrochen, dass ihre Hand völlig schief wieder angewachsen und jetzt versteift war. Seitdem war sie gezwungen, sich in der Sänfte fortzubewegen. Stur, wie sie war, hatte sie ein paarmal versucht, nur mit einer Zügelhand zu reiten, war aber so häufig abgeworfen worden, dass Pierre es ihr schlichtweg verboten hatte.
    Eigensinnig fuhr sie mit ihrer leichten Gig aus. Ihr Gelenk wurde prompt rot und dick und schmerzte so verteufelt, dass sie nächtelang nicht schlafen konnte. Darauf verkaufte Pierre kurzerhand den Einspänner mitsamt ihrem Pferd. Das führte noch heute zu Reibereien zwischen ihnen.
    »Woza!«, rief sie noch einmal.
    Zwei kräftige, ebenholzschwarze Männer erhoben sich aus dem Schatten und schlenderten, sich munter dabei unterhaltend, zu ihr hinüber.
    »Hamba! Ein bisschen Tempo, wenn ich bitten darf!«, fauchte Mila ihre Träger an. Die zwei packten das Gestänge der Sänfte und fielen in gemütlichen Trott. Sie hüpfte im Takt ihrer Schritte auf und ab.
    Grimmig hielt sie sich an den Seitenwänden fest, während ihr die Übelkeit in die Kehle stieg. Heute noch würde sie ein paar passende Worte mit Pierre sprechen. So ging das nicht weiter.
    Catherine winkte der schmalen Gestalt nach, bis diese um die Straßenbiegung verschwand. Dann hakte sie Lilly fest unter, brachte sie zu ihrer Kutsche und half ihr hinein. Beruhigt stellte sie fest, dass Peter, ein betagter Zulu, das zuverlässige Faktotum der Sinclairs, auf dem Bock des leichten, zweirädrigen Gefährts hockte.
    »Bring deine Madam sicher nach Hause und sag ihrem Mädchen, dass sie ihr ins Bett helfen soll«, sagte sie, während sie Lillys Kleid ordnete. »Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal vorbeischauen.« Damit klatschte sie dem Pferd aufs Hinterteil. Peter schnalzte, und der Wagen pflügte schwerfällig durch den Matsch.
    Eben rumpelte Ziko mit dem Ochsengespann die Straße hinunter, begleitet von zwei Zulus, die hinter dem Wagen herliefen und aufpassten, dass weder zweibeinige noch vierbeinige Diebe sich an der Ladung zu schaffen machten. Tandani thronte wie eine kleine Königin auf dem Kutschbock, Ziko saß rittlings auf dem Leitochsen und zügelte unter gellendem Geschrei seine

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