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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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»Deinen Lohn wirst du heute Abend im Haus bekommen. Auf geht's«, sagte er dann und hielt seiner Frau die gefalteten Hände hin.
    Catherine benutzte sie als Tritt und schwang sich in den Sattel.
    Über Johanns Schulter sah der Schwarze sie hasserfüllt an. Nur mit Mühe konnte sie sich von dem Blick lösen, nahm sich vor, Johann zu bitten, den Mann heute Abend auszuzahlen. Er war ihr unheimlich. Sie lehnte sich vor und drehte eine voll gesogene Zecke aus Cleopatras Fell. »Wird eine Zeckenplage geben diesen Sommer«, murmelte sie, nur um etwas zu sagen.
    »Das neue Mittel von Jollys soll angeblich Wunder wirken«, erwiderte Johann, während er sein Pferd bestieg. »Wird auch höchste Zeit, ich habe schon wieder zwei Kälber und ein Fohlen verloren, und ich bin sicher, dass diese Krankheit mit den Zecken zusammenhängt.
    Erst hören die Tiere auf zu fressen, dann werden ihre Gaumen weiß, als wären sie ausgeblutet, und ein paar Stunden später sind sie tot.«
    Es war Johanns Lieblingsthema. Seit Jahren träumte er davon, die Ursache dieser rätselhaften Krankheit zu finden. Er ritt langsam voraus, denn die Straßen waren noch immer mit Ochsengespannen verstopft. Nach einer Weile sah er sich nach dem Schwarzen um, der hinter ihnen hergegangen war, aber der war verschwunden. »Der Kerl ist abgehauen«, murmelte er. »Den sehen wir nicht wieder. Auch gut.«
    »Wenn er noch Lohn kriegt, wird er spätestens morgen vor der Tür stehen. Einer von Cillas Schwarzen, den sie entlassen hatte, ist tatsächlich mit einem Rechtsanwalt angerückt.«
    »Sie lernen schnell, das muss man sagen.«
    »Weiß Gott«, murmelte sie, versuchte sich auszumalen, wie das Leben in Natal in zwanzig Jahren aussehen würde. Je länger sie darüber nachdachte, desto weniger gelang es ihr. Ihr war sehr unbehaglich zumute. Der Zulu hatte ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Auch wenn Johann ungewohnt grob mit ihm gewesen war, behandelte er alle Schwarzen, egal, ob sie für ihn arbeiteten oder nicht, mit dem Respekt, den er jedem Menschen zollte.
    Schwierigkeiten hatte er mit Schwarzen nicht mehr oder weniger als mit Weißen, also eigentlich gar keine. Die meisten Zulus zollten ihm Respekt, nicht wenige brachten ihm Zuneigung entgegen, und einige konnte er als seine Freunde bezeichnen. Die Wut des Mannes war also offensichtlich keine Reaktion auf die Behandlung seitens Johann. Sie schien andere Wurzeln zu haben.
    Es war nicht das erste Mal, dass sie feindseliges Verhalten der Zulus gegenüber den Weißen beobachtet hatte. Das war kein Wunder, denn die Überzahl der Kolonisten war lautstark der Ansicht, dass man alle Schwarzen behandeln sollte, als wären sie Kinder und dumm und stumpf wie Vieh. Bestenfalls gingen sie mit barscher Ungeduld mit ihnen um, gestanden ihnen keinerlei menschliche Gefühle zu.
    Das Gesetz stellte Misshandlungen der schwarzen Bevölkerung zwar unter Strafe, aber was in der Einsamkeit ihrer Farmen oder hinter den Mauern ihrer Häuser vorging, konnte Catherine nur vermuten, und die Gerüchte, die über außerordentlich grausame Vorfälle auf den Farmen der Buren umgingen, waren so erschreckend, dass sie davon träumte. Die Zulus waren ein stolzes, selbstbewusstes Volk. Das verkannten diese verbohrten Menschen. Und das war es, was ihr solche Angst machte.

7
    Die Brücke über den Umgeni war zwar verdreckt und mit einer Salzschicht überzogen, die von der starken Brandung herüberwehte, aber so weit intakt. Vorsichtig setzte Catherines Stute ihre Hufe, denn das Salz machte die Holzplanken rutschig.
    Johann reckte sich im Sattel. »Wir werden nicht am Mangrovenstrand entlangreiten können«, sagte er. »Ich kann von hier aus sehen, dass die Brandung den Baumgürtel überschwemmt.«
    Ein Schwarm rosa Flamingos landete unter ihnen im gelben Wasser des Umgeni. Energisch schüttelten sie ihre Federn, bogen ihre eleganten Hälse und begannen mit den Schnäbeln, die Pfützen nach Nahrhaftem zu durchpflügen.
    »Sie fressen irgendetwas, das ihre Feder rosa färbt. Wusstest du das?« Catherine zügelte ihr Pferd, das unwillig mit dem Kopf schlug.
    »Hoa, hoa, Cleopatra, ein bisschen mehr Haltung, wenn ich bitten darf«, rief sie und zwang das Tier, still zu stehen. Dann schaute sie über das breite Mündungsdelta. Durch die brutale Trockenheit war der Strom zu einem Gitterwerk von Rinnsalen versickert, dazwischen hatten sich unzählige Sandinseln gebildet. Eine Herde Flusspferde trieb in dem einzigen tieferen Bereich, der nicht viel

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