Afrika Saga 02 - Feuerwind
größer war als ein großer Teich. Braune Madenhacker kletterten flink auf ihnen herum, säuberten ihnen Ohren und Nüstern. Einer der Bullen riss sein Maul auf, zeigte einem Rivalen seine Furcht erregenden Hauer und brüllte, dass Cleopatra einen Satz machte.
»Angeber«, kicherte Catherine.
Auf den Inselchen hockten unzählige Pelikane und säuberten ihr Gefieder, und von der Brutkolonie der schwarzköpfigen Heiligen Ibisse klang lautes, unmelodiöses Krächzen herüber. Zwei der großen Vögel segelten heran, ihre schwarz gesäumten Schwingen schneeweiß gegen den tiefblauen Himmel. Catherine überkam eine unerklärliche Wehmut.
»Sie sind schön wie eine fernöstliche Lackmalerei, nicht wahr?
Wenn die Eisenbahn eines Tages den Umgeni kreuzt, wird es all das wohl nicht mehr geben. Manchmal bin ich traurig, wenn ich sehe, wie schnell wir Menschen uns das Land Untertan machen, Pflanzen roden, Tiere einfach töten, von denen wir glauben, dass sie uns schaden könnten. Es ist ein Verbrechen gegen die Schöpfung. Für jeden ist doch genügend Platz auf unserer Erde.«
»Das mach dem nächsten hungrigen Krokodil klar, das es auf dich abgesehen hat.« Johann zeigte auf zwei große Panzerechsen, die mit sanftem Platschen ins Wasser glitten und schnurgerade auf eine Impala-Familie zuschwammen. Die zierlichen Gazellen hatten sich nichts ahnend mit den Vorderläufen ins Wasser gewagt und tranken.
Catherine starrte auf die sich lautlos nähernden Reptilien und zog heftig am Zügel. »Komm, lass uns weiterreiten.«
Schweigend setzten sie ihren Weg fort, lenkten ihre Pferde von der Brücke hinunter in Richtung des Strands. Die Arbeiten an der Verlängerung der Eisenbahn gingen offenbar dem Ende zu. Eine Kette von Bienenkorbhütten säumte die zukünftige Bahntrasse, und hunderte schwarzer Arbeiter wuchteten unter der Aufsicht weißer Vorarbeiter die schweren Bahnschwellen für die Verlegung des Schienenstrangs heran. Die Weißen grüßten die Steinachs mit Zurufen.
»Nächste Woche soll die Strecke fertig sein«, bemerkte Johann, während er Umbani um einen Holzstapel herumlenkte. »Uns wird sie leider gar nichts nützen, sie führt nur landeinwärts zur Avoca-Farm.
Ich hatte gehofft, dass sie auch eine Station für unsere Zuckerrohrfarm bauen würden, aber die liegt wohl zu sehr ab vom Weg. Wenn ich erst meine Fabrik aufgebaut habe, um den Zucker zu raffinieren, dann werden sie sich wohl dazu herablassen müssen.«
Die Sache mit der Fabrik war Catherine neu, sie kommentierte sie aber nicht. Johann steckte voller Ideen für immer neue Projekte. Sie hatte gelernt abzuwarten, was davon verwirklicht wurde.
Ein tiefes Grollen rumpelte über den Himmel. Aufmerksam blickte Johann nach Norden zu den Hügeln Zululands, die blaugrün im Dunst der Ferne schimmerten. Über dem Horizont lasteten lang gestreckte, schwarze Schatten mit giftig violettem Rand. »Ich hoffe, das bedeutet, dass wir endlich Regen bekommen. Kein Tropfen ist bisher dieses Frühjahr gefallen, und nach dem staubtrockenen Winter wird mir ganz schlecht, wenn ich daran denke, wie unsere Felder bei Inqaba aussehen. Auch das junge Zuckerrohr ist noch nicht so weit, wie es um diese Zeit sein sollte. Nichts als kümmerliche Halme. Selbst die Ochsenfrösche sind ausgewandert. Ich fange an, ihr Gequake zu vermissen. Wenn sie nachts den Mond anbrüllen, weiß ich wenigstens, dass wir genügend Wasser haben.«
Sie seufzte nur als Antwort. Obwohl sie es liebte, ihr Afrika, und nie woanders leben könnte, hatte sie es manchmal ungemein satt. Es gewährte ihr nie Ruhe, erlaubte ihr nie, sich auf Erreichtem auszuruhen. Es überschüttete sie mit allem Reichtum, den die Natur bot, ließ ihr Herz singen vor Glück, wenn sie die Sonne aus dem pfirsichfarbenen Morgennebel steigen sah, aber gerade wenn sie glaubte, dass jetzt alles gut war, ihr Leben rund, sandte es Heuschreckenschwärme, die in Minuten die Ernte vernichteten, schleuderte Blitze und Feuer, ertränkte das Land in ungeheuren Wassermassen oder ließ es unter einer unbarmherzigen Sonne verdorren.
»Vermutlich wird es irgendwann dermaßen schütten, dass wieder alles überschwemmt wird. Dann saufen deine frisch gesäten Felder ab, und die jungen Pflänzchen werden fortgespült. Sicher taucht auch bald aus dem Nichts eine schlimme Pest auf, die nur fürs Zuckerrohr bestimmt ist. Wart's nur ab.«
Johanns Gesicht hatte sich bei ihren Worten verfinstert. »Wir haben noch mehr als zweieinhalb Monate bis zur
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