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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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schwarzen Damen sich dazu bewegen lassen, ihre Brüste zu bedecken? Wie willst du das bewerkstelligen? Wenn ich mir das nur vorstelle …« Er lachte in gutmütigem Spott.
    Zielsicher hatte er seinen Finger genau auf den wunden Punkt gelegt, was sie gewaltig verdross. Seine Art, ihre Träume, wie er es schon oft getan hatte, mit ein paar nüchternen, leider meist treffenden Argumenten zu zerreißen, ärgerte sie jedes Mal aufs Neue. Sie hob das Kinn. »Das weiß ich noch nicht so genau, aber ich werde es schaffen.«
    Besänftigend hob er seine Hände. »Vielleicht könntest du Inderinnen anlernen, die sind reinlich und geschickt und lernen schnell.«
    »Mal sehen. Vielleicht. Und damit du's gleich weißt, Messerbänkchen möchte ich auch haben. Aus Silber.« Sie hatte sein Friedensangebot wohl verstanden, brauchte aber noch einige Augenblicke, um ihren Ärger herunterzuschlucken und anzuerkennen, dass er einen guten Vorschlag gemacht hatte. Sie ging zum Fenster. Durch die Öffnung blies ihr die steife Brise salzige Meeresluft ins Gesicht, unter ihr lag die Küste, malerisch wie ein Gemälde. Das Abendrot überzog den goldgelben Sand mit einem Hauch von Rosa, im sattgrünen Küstenurwald hingen blaue Schatten, und an der Mündung des Ohlanga konnte sie Häuptling Mahakane erkennen, der wie jeden Abend auf einem Felsen hockte, rauchte und über den Indischen Ozean schaute. Über allem wölbte sich der weite Himmel, dessen durchsichtiges Türkis am unteren Rand schon über Lavendel ins Lila der nahenden Nacht zerfloss.
    Afrikas Zauber begann zu wirken. Ihre Anspannung löste sich allmählich. Verträumt schaute sie einer Gruppe Mungos zu, die sich in der Nähe ihres Gemüsegartens balgten, weidete sich an den eleganten Sprüngen dieser schlanken Schleichkatzen, deren Aussehen sie an europäische Marder erinnerte. Sie war froh, dass weder Bobo noch Tika und Tika die possierlichen Tiere bis jetzt verscheucht hatten, denn sie hielten die zahlreichen Schlangen, die ums Haus lebten, etwas in Schach.
    Für einen langen Moment trank sie die Schönheit dieser Landschaft in sich hinein. »Ich möchte so gern mal wieder malen, aber im Augenblick habe ich wirklich nicht die Muße«, seufzte sie. »Würdest du mir bitte die Knöpfe öffnen, damit ich endlich aus dieser Bluse komme? Sie klebt mir förmlich am Leib.«
    Entschuldigung angenommen, frohlockte er und nahm sich vor, bei seinem nächsten Besuch in Durban gutes Papier zu besorgen, vielleicht auch einen Kasten mit Tusche. Mary-Jane Robertson verkaufte diese Sachen in dem kleinen Laden, den ihr Mann Timothy neben seiner Zeitung betrieb. »Welch eine gute Idee«, sagte er laut.
    Ob er ihr Vorhaben meinte, wieder zu malen, oder dass er sie ausziehen sollte, war nicht ersichtlich. Er streifte ihr die Bluse über die Schultern, ließ seine Hände zärtlich an ihrem Hals hinunter über die glatte Haut ihres Rückens unter ihr Hemd gleiten, liebkoste diese unglaublich zarten Stellen unter ihrer Brust und wartete mit angehaltenem Atem, ob sie Lust hatte, sich mit ihm auf den Rest dieser köstlichen Reise zu begeben. Die Willingtons waren vergessen.
    Sie lächelte und löschte die Petroleumlampe, öffnete die Tür zur Veranda und zog ihn ans Geländer, legte seine Arme um ihre Taille, und während er mit seinen Lippen über ihren Hals wanderte, schauten sie gemeinsam auf das Paradies, das sich zu ihren Füßen ausbreitet und warteten, dass die Sonne im Meer versank.
    Der Blick war atemberaubend. Haufenwolken segelten am türkisblauen Himmel, wurden von der untergehenden Sonne in zartestes Porzellanrosa getaucht, das sich allmählich zum glühenden Abendrot vertiefte. Der Horizont verschwand, der wuchtige Felsen, der wie ein Wahrzeichen im Brandungssaum des Riffs stand, und die Konturen des Küstenurwalds waren filigrane Scherenschnitte vor dem brennenden Himmel. Häuptling Mahakanes Umrisse verschmolzen mit dem Felsen, auf dem er saß. Das Meer atmete ruhig, lag schon im geheimnisvollen Dunst der aufziehenden Nacht.
    Ein Schwarm weißer Ibisse flog mit ruhigen Flügelschlägen in einer langen Kette zu den Nistplätzen, die im Norden an den Flussmündungen lagen. Zikaden fiedelten, Ochsenfrösche dröhnten im Bass, der melancholische Ruf des Ziegenmelkers schwebte durch die Dämmerung. Catherine bekam eine Gänsehaut.
    Und ganz plötzlich erlosch der Himmel, alle Farben liefen zu einem samtigen Blau ineinander, nur im Westen über den Hügeln färbte der schwache Widerschein der

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