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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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promovieren, dürfen in unserem Land nicht als Ärzte praktizieren. Wie denn auch? Nie im Leben würde ich mich auch unter den extremsten Bedingungen in die Hand eines solchen Weibsbilds begeben. Hier sind diese Blaustrümpfe, und ich halte das für eine sehr weise Entscheidung, rechtlich den Kurpfuschern gleichgesetzt. Du siehst also, es hat alles keinen Zweck. Lerne Harfe, wie ich dir schon einmal empfohlen habe, übe dich in den häuslichen Tugenden, dann landest du vielleicht doch im Hafen der Ehe.« Sein Grinsen, die glitzernden Augen, seine ganze Haltung hatten Triumph ausgedrückt, und jede Hoffnung in Maria erstickt, dass es nur eine seiner Gemeinheiten war. Seine Genugtuung war zu offensichtlich.
    Maria ballte die Fäuste, schob den Stuhl zurück und begann im Dienstzimmer der Wache herumzuwandern. Mit diesem einen Satz hatte Ludovig Mellinghoff ihren Lebenstraum zerstört, und sie hatte sich gefühlt, als wäre sie windelweich geprügelt worden. Sie konnte kaum noch essen, brachte keine Zeile mehr an ihre Eltern aufs Papier, wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Ihre Eltern wollte sie nicht um Hilfe bitten, konnte sie doch nicht vergessen, mit welcher an Rücksichtslosigkeit grenzenden Vehemenz sie ihnen ihre Pläne mitgeteilt hatte. Ihr Benehmen war das eines trotzigen Kinds gewesen.
    Noch heute trieb ihr das die Schamröte ins Gesicht. Im Nachhinein konnte sie nicht verstehen, warum sie nicht genügend Vertrauen gehabt hatte, um ihnen die wahren Gründe zu erklären, die hinter ihrem Wunsch, Medizinerin zu werden, standen. Kaum hatte sich dieser Gedanke gebildet, brach eine Bilderflut über sie herein, deren Wucht sie machtlos ausgeliefert war.
    Es hatte relativ harmlos angefangen. Auf der Jagd nach einem jungen Nashorn, das er im Auftrag des Londoner Zoos einfangen sollte, war Bartholomew übel geworden, und kurz darauf hatte er sich erbrochen.
    Aber er war erst fünfundzwanzig Jahre alt und kräftig wie ein Baum. Er hatte sich den Mund abgewischt und sie lächelnd beruhigt.
    »Es ist nichts, was nicht ein guter Schluck Whisky heilen würde.«
    Sein Lächeln jedoch war matt gewesen, seine Augen trüb, das war ihr damals gleich aufgefallen, aber sie hatte ihre aufflackernde Sorge um ihn, die große Liebe ihres jungen Lebens, unterdrückt. Er hatte nicht viel übrig für Gejammere, und sich selbst erlaubte er es schon gar nicht. Vor einem halben Jahr hatten sie sich in Verulam getroffen, wo Bartholomew, der selbst von Missionaren in Kapstadt erzogen worden war, die Schule der Mission leitete, und keine zwei Monate später hatten sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden.
    Niemand wusste davon, auch nicht ihre Eltern. Sie war stolz, dass sie es fertig brachte, sich in ihrer Gegenwart so zu verstellen, dass niemand vermutete, wie himmelhochjauchzend verliebt sie war.
    Der Grund war nur zu offensichtlich. Bartholomews Mutter war eine Farbige vom Kap gewesen, eine schöne Frau, in deren Blut sich das ihrer Vorfahren aus Afrika, Frankreich und Malaya mischte, und ihr Sohn hatte ihre glatte, milchkaffeefarbene Haut, ihre schlanken Glieder und das kräftige, schwarze Haar geerbt, allerdings nicht die feste Krause, seins lockte sich nur leicht, schmiegte sich wie eine glänzend schwarze Kappe um seinen Kopf. Bartholomew wurde auch als Farbiger bezeichnet, und da Maria befürchtete, dass ihre Eltern deshalb von ihr verlangen würden, sich von ihm zu trennen, wagte sie nie, ihnen von ihrer Liebe zu erzählen.
    Der Zustand von Bartholomew hatte sich rapide verschlimmert.
    Nach kürzester Zeit erlitt er reiswasserartige Durchfälle, ihm lief Flüssigkeit in unvorstellbaren Mengen aus dem Körper. Er konnte nicht mehr gehen, lag nur apathisch auf seiner Decke, die sie unter einer Schatten spendenden Akazie ausgebreitet hatte. Seine Stimme wurde heiser wie das Krächzen eines Raben, und dann bekam er Krämpfe. Sie flößte ihm Wasser aus der Feldflasche ein, schickte ihre drei Fährtensucher aus, streifte selbst stundenlang durch den Busch, um mehr Wasser heranzuschaffen. Aber es war am Ende des letzten Sommers gewesen, und viele der Wasserlöcher waren ausgetrocknet, außerdem schien sie einfach nicht genügend Flüssigkeit in ihn hineinzubekommen. Auch die Kohle, die sie ihm, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte, zerstoßen reichte, half nicht. Verzweifelt befragte sie ihre Fährtensucher nach einheimischen Heilmethoden.
    »Ishaqa«, schlug einer vor. »Man kocht die Wurzel in Milch …«
    »Nein«,

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