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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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klargemacht, dass sie nicht länger in seinem Haus willkommen war, was sie ihm bei näherer Betrachtung des Vorfalls eigentlich nicht verdenken konnte. Es war Zeit, sich auf den Weg nach Hause zu machen.
    Ein leises Klopfen schreckte sie auf, und bevor sie reagieren konnte, wurde die Tür ebenso leise geöffnet. Rasch wischte sie ihr Gesicht ab und drehte sich mit abweisender Miene um.
    Es war Leon. Mit verschwörerischem Lächeln trat er ein und schloss die Tür sofort wieder. Mit zwei Schritten war er bei ihr, streckte ihr seine Hände entgegen, und als sie sich nicht rührte, nahm er ihre. »In der Universität von Leipzig akzeptiert man Gasthörerinnen, und es gibt einen Professor in Dresden, den Chef der dortigen Klinik, Franz von Winkel, der Frauen als Volontärinnen zulässt. Ich kenne ihn, und ich kenne die Professoren in Leipzig. Ich könnte mit ihnen reden, sie bitten, dich zu empfangen. Allerdings würdest du dein Examen inoffiziell machen müssen, für Frauen wird es nicht anerkannt, und auch wenn du im Ausland zur Ärztin promovierst - arbeiten kannst du in Deutschland nicht, natürlich auch deinen Doktortitel nicht führen.«
    »Gasthörerin«, sagte Maria und bekam einen abwesenden Blick.
    Vor ihrem inneren Auge war das Bild einer steinigen Straße, die im Nichts endete. »Ich wollte nur lernen, genug von Medizin verstehen, um Menschen retten zu können, der Doktortitel interessiert mich nicht… Ich will helfen …« Ihre Stimme versickerte, sie zuckte hilflos mit den Schultern. Zum hundertsten Mal sah sie sich neben dem sterbenden Bartholomew sitzen, doch im Gegensatz zu damals wusste sie in ihrer Fantasie, was sie zu tun hatte, hatte Medikamente gefunden, um den Verlauf der schrecklichen Krankheit aufzuhalten, in ihrer Fantasie genas Bartholomew, und sie hatte das bewirkt. »Ich will forschen, ein Mittel gegen Malaria finden … so etwas …«
    Lange sah er sie stumm an, sah in ihrem Gesicht, was sein Vater ihr angetan hatte, hätte ihn auch freudig erwürgt, hätte er es denn gewagt. »Erzähl mir von deinem Leben«, sagte er stattdessen. »Erzähl mir von Inqaba, dem Meer, erzähl mir die Geschichte von der Löwin.«
    »Mir ist heute nicht danach, Geschichten zu erzählen, heute nicht, Leon. Sei mir nicht böse. Lass uns spazieren gehen, ich bin sicher, dass wir genügend anderen Gesprächsstoff haben«, schlug sie vor.
    »In diesem Wetter? Solltest du dich etwa doch langsam von einem verweichlichten Frostködel in eine wetterfeste Norddeutsche verwandeln?«
    »Frostködel? Was ist das, muss ich mich beleidigt fühlen?«
    »Ach wo. Ein Frostködel ist jemand, der ständig friert, und jemand, der selbst an Sommerabenden eine Gänsehaut haben kann. Jemand wie du.«
    Sie hörte den Regen rauschen, wurde sich ihrer eiskalten Füße bewusst und nickte. »Du hast Recht. Schade.«
    Den ganzen Sommer waren sie zusammen spazieren gegangen, fast jeden Tag. Immer an den Ufern der Alster entlang. Nie allein natürlich. Das geziemte sich für eine junge, unverheiratete Frau nicht.
    Immer waren Luise und Leonore dabei, aber die beiden störten nicht.
    Maria dachte daran, wie sie schon Tage und auch Nächte allein auf Inqaba verbracht hatte, nur in Gesellschaft von einigen Zulus und dem vor Leben summenden Busch, daran, wie sie sich einen aufdringlichen Buren mit dem Gewehr vom Leib gehalten hatte, der aus der Tatsache, dass sie allein unterwegs war, die falschen Schlüsse gezogen hatte.
    Ihre Spaziergänge mit Leon waren die Höhepunkte der meisten Tage gewesen. Im Hochsommer hatte er oft ein Boot gemietet und war mit ihr auf die Außenalster gerudert. Draußen auf dem See zog er die Ruder ein, öffnete die Flasche mit Holunderwein, die er stets mitbrachte, goss ihr ein und legte sich im Boot bequem zurück.
    »Erzähl mir von Afrika«, sagte er dann und schloss die Augen. Ihre ruhige Stimme war wie ein Fluss, der ihn forttrug übers Meer, nach Afrika, und ihn an der Küste von Zululand ans Land spülte. Ihre Worte ließen ihn die Hitze spüren, das Knistern des Buschs hören, den scharfen Geruch eines Leoparden einatmen. Ihre Geschichten ergriffen Besitz von ihm, alles, seine Umgebung, Eltern, Schwestern und Freunde, das Leben, das er führte, sah er nur noch durch die Brille dieses einzigartigen, großen Abenteuers und stöhnte innerlich vor Frustration.
    Sie ahnte nichts von seinem inneren Aufruhr, genoss einfach diese Stunden in vollen Zügen. In den wenigen Augenblicken, in denen sie nicht redeten, teilten

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