Afrika Saga 02 - Feuerwind
wenigstens ein paar Pennys für Essen zu verdienen.
Tim Robertson schleuderte mit Schwung seine schüttere, fast farblose Haartolle aus der Stirn und verfolgte mit gespannter Aufmerksamkeit diesen Wortwechsel. Dann kritzelte er etwas in sein Notizbuch. »Ihre Meinung ist also, dass wir mit Waffengewalt gegen die Zulus vorgehen sollen?«, wollte er von dem Offizier wissen.
Catherine erkannte, dass Timothy Blut geleckt hatte. Nun würde er sich in die Geschichte verbeißen und nicht mehr locker lassen.
Bluthund, hatte ihn ein Opfer seiner unnachgiebigen Wühlarbeit einmal beschimpft. Timothy hatte das fröhlich grinsend als Kompliment aufgefasst. Er war Journalist mit Leib und Seele. Sie hatte ihn schon auf der White Cloud kennen gelernt, und sie war dabei gewesen, als Mary-Jane, seine Frau, ihr drittes Kind unmittelbar nach ihrer dramatischen Rettung von dem sinkenden Schiff am Strand bekommen hatte. Tims gesamte weltliche Habe, eine kleine, veraltete Druckerpresse, rettete Johann in letzter Minute aus den schäumenden Wellen.
In den darauf folgenden Jahren hatte Tim mit eisernem Fleiß seine Zeitung aufgebaut. Anfänglich war es nur ein Blatt gewesen, das als eine Art Rundbrief einmal im Monat erschien. Heute war der Durban Chronicle die meistgelesene Zeitung in Natal und Timothy Robertson ein Mann, auf dessen Meinung gehört wurde.
Mit ebenso großem Fleiß hatten die Robertsons ihren beachtlichen Beitrag zum Bevölkerungswachstum geleistet. Zwölf Kinder hatte Mary-Jane geboren, neun waren noch am Leben. Sie war immer dünner und leichter geworden, als hätten ihre Kinder sie ausgesaugt, was wohl auch der Fall war, Tim dagegen immer schwerer und breiter.
Die Ehe schien außerordentlich glücklich. Verstanden hatte Catherine das nie.
Johann legte ihm die Hand auf den Arm. »Tim, schreib nicht solchen Unsinn. Keiner, der den Kopf richtig herum aufgeschraubt hat, kann Krieg wollen. Das solltest du schreiben.«
»Johann, ich schau dem Volk aufs Maul und schreib auf, was ich höre, das weißt du.« Timothy Robertson kratzte die sonnenverbrannte Haut auf seiner langen Nase. Die Stelle war schon ganz wund.
»Wer hat das mit dem Gold gesagt, möchte ich wissen«, beharrte Johann.
»Andrew Sinclair soll es gesagt haben.«
»Was hat mein sauberer Schwiegersohn schon wieder angestellt?«, tönte eine angenehme, tiefe Stimme vom Eingang. »Ich grüße dich, Catherine, Johann. Timothy, du Schmierfink, ich protestiere gegen das, was du über mich geschrieben hast. Sieht so ein hochbetagter Mann aus?« Justus Kappenhofer krempelte einen Ärmel hoch und zeigte beeindruckende Bizeps, schlug dann dem Journalisten herzlich auf die Schulter. Er beugte sich galant über Catherines Hand. »Meine Liebe, du wirst jeden Tag schöner. Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, dass ihr beide in der Stadt seid, und ich bin gekommen, um euch für die Nacht zu uns einzuladen. Mir scheint, dass es schon zu spät ist, um in den Lobster Pott zurückzukehren, und bei uns ist es sicherlich bequemer als im Hotel. Bleibt am besten gleich ein paar Tage, dann hat meine Maria wenigstens etwas von euch. Sie jammert, dass sie euch so selten sieht. Außerdem hat sie einen neuen Koch, mit dem sie angeben möchte, einen mit Schlitzaugen, der gutes Essen in winzige Stücke schneidet und fast roh serviert.«
Catherine musste lachen und sah Johann an. »Eigentlich hat Justus Recht, nicht wahr? Es ist schon spät, und ehrlich gesagt bin ich ziemlich müde. Wir kommen gern, Justus. Du kannst Maria schon warnen, dass ich ihrem Koch auf die Finger sehen werde, vielleicht lerne ich noch etwas für die Küche im Lobster Pott, und wenn er gar zu gut ist, werde ich ihn abwerben.«
Justus strahlte erfreut. »Wunderbar, abgemacht. Wir sehen uns also nachher. So, nun verlange ich zu wissen, was Sinclair wieder ausgeheckt hat.«
»Andrew soll angeblich gesagt haben, dass es Gold am Mhlatuze gibt«, erzählte Tim Robertson. »Sie wissen doch, wie das bei uns in Natal zugeht, Mr Kappenhofer. Nichts Genaues weiß man nicht, aber das weiß jeder.«
Der rotgesichtige Offizier mischte sich ein. »Was halten Sie davon, Mr Kappenhofer?«
»Wenn mein Schwiegersohn so was sagt, würde ich es mit großer Vorsicht behandeln. Wenn ich wüsste, wo der Kerl gerade steckt, könnten wir ihn ja fragen. Es gibt ohnehin einige Dinge, die ich liebend gern mit ihm diskutieren möchte. Mir scheint, dass jedes Mal, wenn sich Schmeißfliegen um Aas sammeln, dieser Herr mittendrin
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