Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
stach auf der Haut, wie es auch Sonnenstrahlen tun können, und sie grübelte darüber nach, welche medizinische Ursache es hatte, dass große Kälte und große Hitze den gleichen Schmerz verursachten.
    Sie schaute hinaus in die undurchdringliche Schwärze, kein Stern war zu sehen, schwere Wolken verdeckten den Mond. Plötzlich konnte sie sich nicht mehr vorstellen, wie es war, wenn alles hell war und warm, wenn die Farben leuchteten und die Luft schmeichelte wie Seide. Angestrengt starrte sie nach Süden. Dort lag Afrika, aber sie entdeckte absolut kein Anzeichen dafür. Sie erschrak bis ins Herz, fürchtete für einen entsetzlichen Augenblick, dass es ihre Welt gar nicht mehr gab, dass sie für immer in dieser dunklen Kälte verweilen müsste. Wie sollte sie nur die nächsten Tage überstehen? Sie sehnte sich durchs Fenster hinaus in die Dunkelheit, sehnte sich davonzufliegen, immer weiter, bis aus der Kälte Wärme wurde und aus dem Dunkel Licht. Sie faltete ihre Hände und lehnte ihren Kopf an das kalte Glas. »Bitte, hilf mir«, flüsterte sie in den treibenden Regen.

11
    Johann musterte seine Frau. Sie war plötzlich so blass geworden, dass es ihn beunruhigte. »Ist alles in Ordnung?« Er legte ihr die Hand auf den Arm.
    Sie sah ihn an, als hätte sie ihn noch nie gesehen, ihre Augen leuchteten wie riesige, blaue Tintenflecke. »Wie bitte? Was meinst du?«
    »Ob es dir gut geht, habe ich gefragt.«
    »Nein, nein, vorher. Du hast doch gesagt ›bitte, hilf mir‹. Was meinst du damit? Wobei soll ich dir helfen?«
    Erstaunt musterte er sie. »Davon habe ich nichts gesagt.«
    »Ich habe es aber deutlich gehört.« Sie zog die Brauen zusammen.
    Sie hatte es deutlich gehört!
    Er strich ihr übers Haar. »Du bist müde …«
    Catherine schaute sich um. Mathilda schlief weiter ihren Rausch aus, an der Bar lärmten einige Buschläufer, die ihre sabbernde Hundemeute mit Fleischhappen fütterten, am Nebentisch, eingehüllt in dichten Zigarrenqualm, schwadronierten britische Offiziere, hinter ihnen unterhielt sich ein geckenhaft wirkender Mann mit gelber Krawatte mit einem Kirchenmann und einem der Stadträte. Schräg vor ihnen löffelte ein einzelner Gast seine Suppe, während er den Durban Chronicle durchblätterte.
    »Hallo, Johann, einen wunderschönen Tag, Catherine.« Eine fröhliche, klare Männerstimme.
    Johann sah hoch, wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
    »Tim, gut, dich zu sehen. Was gibt's Neues, was können wir morgen in deinem Durban Chronicle lesen?«
    Tim Robertson schmunzelte breit, seine wasserhellen Augen funkelten vergnügt. »Halbwahrheiten, Gerüchte, Vermutungen. Das Übliche also. Sag mal, hast du etwas davon flüstern hören, dass man am Mhlatuze Gold gefunden hat? Pietermaritzburg summt wie ein Wespenschwarm vor Aufregung.«
    »Gold?«, rief einer der Offiziere vom Nebentisch und beugte sich hinüber. Sein hoher Uniformkragen schnitt in seinen fetten Hals. »In Zululand?«
    »Halte ich für Unsinn«, fuhr Johann dazwischen. »Diese dämlichen Gerüchte kommen doch jedes Jahr auf, so sicher, wie ein Hund Flöhe hat, und nur Verrückte und Dummköpfe fallen darauf rein.«
    »Cetshwayos Land«, erklärte der Offizier, ein rotgesichtiger, übergewichtiger Mann, seinen Tischnachbarn und fuhr ihnen mit der Zigarre vor dem Gesicht herum. »Verstehen Sie? Na?«
    »Sag ich's doch immer, es wird Zeit, dass wir die Kaffern vertreiben«, warf der blassblonde Leutnant zu seiner Linken ein. »Diese Wilden können mit Gold doch nichts anfangen.«
    »Hört, hört«, murmelten die drei anderen.
    »Welcher Wirrkopf behauptet so etwas?«, knurrte Johann. »Wie oft wurde schon Gold gefunden, und nachher war es nur Flitter, der beim ersten Windzug davonflog. Nachdem Steward vor zehn Jahren verkündet hat, dass er Gold am oberen Tugela gefunden hat, sind Abenteurer wie Heuschrecken über das Land hergefallen, haben alles aufgegraben und verwüstet, sind dabei fast in Australien gelandet, haben nebenbei auch die meisten Tiere der Umgebung ausgerottet, und alles, was sie zutage gefördert haben, passt auf einen Nadelkopf.
    Geblieben sind ein paar Löcher, die groß genug sind, um ein Schiff darin zu versenken, und ein paar Dutzend Gräber. Wenn die Kerle nicht am Fieber starben, taten sie es an Schlangenbissen, denn die Gegend war mit Schwarzen Mambas verseucht.« Dan, der Schlangenfänger, hatte sich damals kaum vor den Bergen toter Schlangen retten können, die ihm die Goldgräber verkaufen wollten, um

Weitere Kostenlose Bücher