Afterdark
Hause.«
»Dann schlafe ich bestimmt schon. Ich muss ja um sechs auf stehen und den Schulproviant für die Kinder richten.«
»Dann schlafe ich wahrscheinlich schon.«
»Und wenn du aufstehst, esse ich gerade im Büro zu Mittag.«
»Und wenn du nach Hause kommst, fange ich erst richtig an zu arbeiten.«
»Und so verpassen wir uns immer und immer wieder.«
»Nächste Woche müssten wir eigentlich zu einem etwas vernünftigeren Zeitplan zurückkehren. Dann sind ein paar Leute aus dem Urlaub zurück. Und das neue System sollte sich auch stabilisiert haben.«
»Wirklich?«
»Wahrscheinlich«, sagt Shirokawa.
»Wenn ich mich nicht irre, hast du vor einem Monat genau das Gleiche gesagt.«
»In Wirklichkeit habe ich es kopiert und eingefügt.«
Seine Frau seufzt. »Es geht schon, aber manchmal möchte ich eben mit dir zusammen essen und zur gleichen Zeit schlafen.«
Mhm.«
»Überanstrenge dich nicht.«
»Ist schon in Ordnung, ich werde wie immer den Ball zu guter Letzt schön einlochen, heimse den Beifall ein und kann nach Hause gehen.«
»Also, bis dann.«
»Bis dann.«
»Ach, einen Moment noch.«
»Ja?«
»Es ist mir zwar unangenehm, einen Spitzenprofi um so was zu bitten, aber könntest du auf dem Heimweg aus irgendeinem Supermarkt Milch mitbringen? Takanashi fettarm, wenn sie haben. «
»Klar, kein Problem. Einen Liter Takanashi fettarm.«
Shirokawa schaltet das Gespräch weg, wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und vergewissert sich, wie spät es ist. Er nimmt einen Schluck vom kalten Rest in dem Kaffeebecher, der noch auf seinem Tisch steht. Auf dem Becher steht »Intel Inside«. Er schaltet den CD-Spieler wieder ein, und im Rhythmus der Musik von Bach öffnet und schließt er die rechte Hand. Er atmet tief durch, um frische Luft in die Lungen zu bekommen. Er stellt die Verbindungen in seinem Kopf wieder her und führt die unterbrochene Arbeit fort. Es geht wieder mal um die höchst wichtige Aufgabe, auf kürzestem und vernünftigstem Weg von A nach B zu gelangen.
Ein 24-Stunden-Supermarkt. Im Kühlregal stehen Tüten mit fettarmer Milch der Firma Takanashi. Das Thema von Five Spot After Dark pfeifend, steht Takahashi davor. Er hat keine Tasche dabei. Er streckt die Hand aus und nimmt eine Tüte Takanashi Milch, doch als er merkt, dass sie fettarm ist, verzieht er das Gesicht. Für ihn ist das eine Frage, die im Kern mit Moral zu tun hat. Es geht nicht nur darum, ob die Milch mehr oder weniger Fett enthält. Er stellt die fettarme Milch zurück und nimmt eine Tüte von der normalen daneben. Er überprüft das Haltbarkeitsdatum und legt sie in seinen Korb.
Als Nächstes geht er zum Obst, nimmt einen Apfel und betrachtet ihn von allen Seiten unter der Lampe. Auch der nächste findet keine Gnade. Er nimmt noch einen und untersucht ihn ebenfalls genau. Nachdem er das mehrmals wiederholt hat, entscheidet er sich für einen, den er akzeptieren kann - auch wenn er nicht ganz überzeugt ist. Milch und Apfel scheinen für ihn Lebensmittel von besonderer Bedeutung zu sein. Auf dem Weg zur Kasse entdeckt er gedämpfte Fischbällchen in Plastikpackungen und nimmt eine. Nachdem er das Haltbarkeitsdatum auf einer Ecke der Packung geprüft hat, legt er sie in seinen Korb. An der Kasse zahlt er, steckt das Kleingeld achtlos in die Hosentasche und verlässt den Laden.
In der Nähe setzte er sich auf eine Absperrung und wischt den Apfel gründlich am Saum seines Hemdes ab. Die Temperatur ist gefallen, und sein Atem gefriert zu weißen Wolken. Er gießt die Milch fast in einem Zug hinunter und verzehrt anschließend den Apfel. Da er in Gedanken versunken jeden einzelnen Bissen kaut, braucht er eine Weile. Als er fertig ist, wischt er sich mit einem zerknitterten Taschentuch den Mund ab, packt die Milchtüte und das Gehäuse des Apfels in seine Plastiktüte und wirft sie in den Abfalleimer vor dem Supermarkt. Die Fischbällchen schiebt er sich in die Jackentasche. Nach einem Blick auf seine orangefarbene Swatch reckt er die Arme nach oben und streckt sich ausgiebig.
Dann geht er davon.
8
03:03 Uhr
Wir blicken wieder in Eri Asais Zimmer. Wir schauen uns um, aber seit dem letzten Mal hat sich nichts verändert. Nur die Zeit ist vergangen, die Nacht tiefer geworden, und die Stille wiegt schwerer.
- Halt, nein. Es hat sich doch etwas verändert. Verglichen mit vorhin hat sogar eine große Veränderung stattgefunden.
jetzt sehen wir es. Das Bett ist leer. Eri Asai ist nicht mehr darin. Das Bettzeug ist nicht
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