Agent der Leidenschaft
Kontaktlinsen”, antwortete sie und fuhr sich mit den Fingern durch ihr schulterlanges Haar. „Ich wollte eine Frisur, die leicht zu pflegen ist. Und was mein Gewicht angeht, esse ich wohl jetzt auch mehr.”
Er lächelte. Ein leichtes, verführerisches Lächeln, das so viel sexuelle Aufforderung in sich barg, dass Elena fast das Atmen vergessen hätte. „Nicht das Gewicht, Süße. Die Verteilung macht den Unterschied.”
Die Runde geht an dich. Wenn es ums Flirten geht, spielst du in einer anderen Liga als ich. Sie hielt ihr Glas hoch und meinte:
„Danke für den Drink.”
Joe saß da und betrachtete die Frau ihm gegenüber voll Bewunderung. Er hatte Probleme, mit dem plötzlichen Auftauchen eines Menschen aus seiner Vergangenheit fertig zu werden, von dem er nie gedacht hätte, dass er ihn wieder sehen wür de.
Und er hatte Probleme, sein früheres Bild von Elena mit dieser selbstsicheren, eleganten und sehr erotischen Frau zu vergleichen, die ihn ansah.
„Ist mir ein Vergnügen”, meinte er, ehe er die Frage stellte, die in ihm nagte, seitdem er entdeckt hatte, wer sie war. „Und was tust du hier in Santiago?”
Sie verzog die Lippen, wodurch sie seine Aufmerksamkeit auf den provozierenden Schmollmund lenkte, der ihn als Jugendlichen beinahe ständig in Erregung versetzt hatte. Immer noch reagierte er auf die heiße Kombination dieses küssenswerten Schmollmundes mit den hohen Wangenknochen und den leicht schrägen Augen mit den dichten Wimpern.
Sie antwortete auf seine Frage, und er hatte längst vergessen, was er gefragt hatte. Er zwang sich dazu, sich auf ihre Worte zu konzentrieren und nicht auf ihren Mund.
„Zur Zeit bin ich ohne Job”, sagte Elena. „Ich war längere Zeit nicht zu Hause, deshalb dachte ich, ich sehe mal, wie es meiner Mutter so geht und was es hier Neues gibt. Und vielleicht finde ich hier auch einen Job.”
Erinnerungen wurden in ihm wach, und er dachte an Dinge, die er längst vergessen glaubte …
Das leuchtende Grün ihrer Augen, das jeden Gedanken von ihr gespiegelt hatte, nun aber nichts enthüllte.
Ihre helle Haut, die sich so weich unter seinen schwieligen Händen angefühlt und in ihm die Sehnsucht geweckt hatte, sie zu berühren.
Erinnerungen an Elena hatten ihn jahrelang verfolgt. Seine erotischen Träume waren voller Bilder eines jungen Mädchens, dessen Herz ihm gehört hatte.
Himmel, er sollte seine Aufmerksamkeit lieber auf ihr Gespräch lenken. Sie hatte gesagt, sie wäre heimgekommen, weil sie ohne Job war. Wenn diese Frau nur die Hälfte des Stolzes hatte wie das Mädchen, das er gekannt hatte, musste sie die Vorstellung hassen, dass jemand denken könnte, sie hätte ein Ziel, das sie sich gesetzt hatte, nicht erreicht.
„Und wie steht’s zu Hause?” fragte er.
„Mein Dad ist vor ein paar Jahren gestorben. Meine Mutter wird aber ganz gut damit fertig”, erwidert sie.
„Dann sag mir”, fuhr er fort, „was du gemacht hast, nachdem wir von der Schule abgegangen sind.”
Wieder sah sie ihn an. Verdammt, sie war faszinierender und exotischer als früher. Er sah auf ihre Hände. Sie trug keine Ringe. Wie hatte sie die ganze Zeit allein bleiben können?
Doch dann erinnerte er sich daran, dass auch er ungebunden war. Er war zu beschäftigt gewesen, um sich irgendwo auf Daue r häuslich niederzulassen. Vielleicht war es ihr ähnlich ergangen.
Er wartete, aber sie antwortete nicht gleich. Stattdessen nippte sie an ihrem Bier, setzte das Glas wieder ab und malte mit dem Kondenswasser Kreise auf den Tresen. Schließlich hob sie den Kopf und sah ihn an.
„Na ja”, meinte sie mit rauer, erotischer Stimme. „Nachdem ich meinen Abschluss hatte, ging ich nach Los Angeles, wo ich einen Job als Oben-ohne- Tänzerin in einem der Läden nicht weit vom Flughafen gekriegt habe. Die Bezahlung war nicht besonders, aber das Trinkgeld war gut. Und ich habe da viele Leute kennen gelernt. Meistens Männer. Schließlich hat man mir einen Job beim Film angeboten - Porno -, und der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt.”
Joe starrte sie verwirrt an.
Elena genoss diesen Anblick. Nach ihren letzten Worten herrschte Grabesstille. Sie starrte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrem Glas und fand, sie hätte sich allmählich an den Geschmack des Bieres gewöhnt. Immer noch sah Joe sie schockiert an. Es war unbezahlbar, aber er verdiente das schließlich auch.
„Du machst doch Witze, oder?” stieß er hervor.
„Ja.”
Er stützte die Ellbogen auf
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