Agent der Leidenschaft
und ließ das Gesicht in die Hände sinken. „Beinahe hättest du mich geschafft.”
„Sind das immer noch deine Songs, die da laufen?” fragte sie, womit sie absichtlich das Thema wechselte.
Er sah die Leute auf der Tanzfläche und die, die sich am Tresen unterhielten, an, als hätte er vergessen, wo er war. „Ich glaube, ja.” Er sah Elena an. „Es ist ein bisschen laut zum Reden. Was hältst du davon, wenn wir woanders hingehen?”
„Wieso?” fragte sie.
Einen Moment war er verwirrt, dann grinste er. „Verdammt, ich weiß nie, was von dir als Nächstes kommt! Aber das war ziemlich deutlich. Ich will nur reden und wissen, was du die ganze Zeit gemacht hast. Wir waren doch …”
„Wenn du wagst, als Nächstes ,Freunde’ zu sagen, kriegst du dieses Bier ins Gesicht.”
Sein Lächeln verschwand, und er sah plötzlich älter aus, als er war. „Klar”, meinte er schließlich, „verstehe.” Er trank sein Bier aus. „Meinst du, wir könnten irgendwo hingehen und über das sprechen, was damals zwischen uns war?”
Jetzt war es an ihr, schockiert zu sein. Alles hätte sie von Joe Sanchez erwartet, aber kaum, dass er den Wunsch äußerte, über ihre Vergangenheit zu reden. Sie hatte damit gerechnet, dass er sich zu sehr schämen würde. Und sie hatte auch nicht vorgehabt, das heikle Thema selbst zur Sprache zu bringen.
„Wozu soll das gut sein?” fragte sie schließlich.
„Ich schulde dir eine Erklärung. Du hast mir damals nicht die Möglichkeit dazu gegeben.”
„Eine Erklärung? Du glaubst, dass das, was du heute sagst, die Sache irgendwie anders macht?” entgegnete sie impulsiv, ohne daran zu denken, dass sie, um ihren Auftrag zu erfüllen, doch so tun musste, als mochte sie ihn noch. Wie sollte sie sonst sein Vertrauen gewinnen und ihm auf die Schliche kommen?
Zum Glück war er von ihrer Antwort nicht überrascht. Offenbar hat er eine solche Reaktion erwartet.
Okay, vielleicht war dies der beste Weg. Sollte er doch reden und sich erklären. Und sich notfalls auch ein oder zwei Mal entschuldigen. Woran sie denken musste, war, dass das alles lange zurücklag. Nichts von alledem konnte sie jetzt noch verletzen.
Sie hatte etwas aus sich gemacht. Sie hatte einen guten Job, der Aufstiegschancen bot. Und am wichtigsten war, dass sie die Dinge jetzt kontrollierte. Nur wusste er das nicht.
„Ich denke bloß, wir könnten eine gemeinsame Basis finden.
Wir sind doch jetzt erwachsen. Jugendliche machen dumme Fehler, aber wir kommen drüber weg.”
Interessant, dachte sie. Was für mich ein traumatisches Erlebnis war, bezeichnet er als dummen Fehler. Sie lehnte sich gegen die Wand und sah Joe an. „Warum nicht? Du hast Recht.
Aber hier können wir nicht reden.”
„Toll!” Er war überrascht von ihrer Zustimmung. Er griff in die Gesäßtasche seiner Jeans und holte seine Brieftasche heraus.
Elena hätte schwören können, dass da hinten nur noch ein Stück Papier Platz gehabt hätte. Joe legte ein paar Scheine auf die Bar und stand auf, wobei er ihr eine Hand reichte.
Chico lächelte die beiden an und schaute zu, als Joe Elena vom Hocker half und sie durch die Menge zur Tür führte. Elena winkte und lächelte Chico zu und folgte Joe hinaus auf den Parkplatz.
3. KAPITEL
Die Abendluft war angenehm nach der rauchgeschwängerten Kneipe. Elena holte tief Luft und sah zum Himmel empor. Der Mond war nicht zu sehen, und der Himmel war ein Sternenzelt, das zum Greifen nahe schien.
Elena streckte sich, um ihre Schultermuskeln zu entspannen.
Ihre Ermittlungen machten Fortschritte. Der Kontakt mit dem Verdächtigen war hergestellt. Die Tatsache, dass ihr das Ganze mehr zu schaffen machte als erwartet, würde sie nicht aus der Bahn werfen, denn sie war ja Profi. Sie hatte alle Phasen dieser Untersuchung in der Hand, einschließlich der Zeit, die sie mit Joe Sanchez verbrachte.
Joe berührte ihren Ellbogen, und sie zuckte zusammen.
„Ich wollte dich nicht erschrecken. Mein Wagen steht da drüben.”
„Ich kann dir doch in meinem alten Jeep folgen, oder? Wohin willst du?”
Joe sah auf seine Armbanduhr. „Für Rosie’s Cafe ist es jetzt zu spät. Ich würde dich ja zu mir einladen, aber …” Er lächelte, wodurch er wieder wie der Junge aussah, an den sie sich erinnern konnte. „Scheint so, als ob wir das gleiche Problem haben wie früher.”
Nur, dass sie jetzt keinen der Orte als Treffpunkt vorschlug, wo sie immer herumgehangen und sich stundenlang miteinander unterhalten hatten. Sie
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