Agent der Leidenschaft
Schließlich stand sie auf und nickte als Antwort auf etwas, was Rosie sagte, und wandte sich zur Tür.
„Elena, hast du einen Moment Zeit?” rief er ihr nach, ehe er es sich anders überlegen konnte.
Sie drehte sich um und sah ihn überrascht an; sie hatte offensichtlich nicht gemerkt, dass er im Cafe war. Joe beobachtete ihre Körpersprache. Elena wirkte nicht sehr begeistert, ihn zu sehen.
Langsam ging sie auf seinen Tisch zu.
„Hast du Zeit für eine Tasse Kaffee oder vielleicht einen Eistee?” fragte Joe.
Sie sah ihn einen Augenblick an, wobei sie abwägte, ob es klug wäre, diese Einladung anzunehmen, bis sie endlich nickte.
Sie blickte über die Schulter zu Rosie. „Einen Eistee, bitte.”
„Klar doch”, meinte Rosie.
Joe hätte fast laut gestöhnt. Am Abend würden alle in Santiago, die sie gestern Nacht die Kneipe hatten zusammen verlassen sehen, über ihr heutiges Treffen im Cafe reden. Am Ende der Woche würden wahrscheinlich alle schon die Hochzeitsglocken läuten hören.
Elena glitt auf die Bank gegenüber von Joe und stützte ihre gekreuzten Arme auf den Tisch. Nun, da sie bei ihm war, wusste Joe auf einmal nicht, was er sagen sollte.
Endlich fing Elena an zu reden. „Ich bin froh, dass du mir über den Weg gelaufen bist”, meinte sie, als das Schweigen zwischen ihnen unerträglich geworden war.
„Wirklich?” Joe leerte seine Tasse. „Dein Freude ist überwältigend.”
„Stimmt, so froh bin ich nicht, aber nur weil ich mir gesagt habe, dass ich mich entschuldigen würde, wenn ich dich das nächste Mal treffe. Ich habe allerdings gehofft, ich hätte ein paar Tage Aufschub, ehe ich das tun müsste.”
„Dich entschuldigen?”
„Ja. Ich war gestern Abend ziemlich hart, weil ich deine Erklärungen, was damals passiert ist, nicht hören wollte. Und es tut mir Leid.” Sie machte eine Pause. „Also, Joe Sanchez, so wahr ich lebe und atme, ich habe dich seit Jahren nicht gesehen! Wie ist es dir ergangen? Was machst du so? Wie geht es deiner Familie?”
Joe nahm Elenas Hand und lehnte sich zurück. „Weißt du, ich kenne keine andere Frau, die mich ständig so aus dem Gleichgewicht bringt wie du. Unabhängig von meinem Alter komme ich mir bei dir immer noch wie ein schüchterner Teenager vor. Wie schaffst du das?”
„Gehört wohl zu meinem Charme.”
Wieder fühlte Joe sich von Gefühlen überwältigt, die sie auch nach all den Jahren noch in ihm erregte. Dass sie sich zu einer so attraktiven Frau entwickelt hatte, ließ ihn einfach nicht los.
Jetzt, wo sie sich nicht mehr hinter dieser fürchterlichen Brille versteckte, sah Joe ihre Augen viel besser, die ganz tief in seine Seele zu blicken schienen. Und erst dieser entzückende Kussmund - wie könnte er den jemals vergessen?
Sie zog ihre Hand weg. Diese Frau hatte etwas an sich, was seinen Verstand verwirrte. Schon wieder stand er unter Hochspannung, dabei hatte er doch nur ihre Hand berührt und ihren Blick auf sich gespürt. Waren ihre Wimpern schon immer so lang und dicht gewesen?
In etwas natürlicherem Tonfall als vorhin sagte sie: „Also, Joe, was hast du getrieben, seitdem du die Armee verlassen hast?”
Er zwang sich dazu, sich auf ihre Worte zu konzentrie ren und nicht auf das, was sein Körper ihm sagte. Er war froh, dass er saß und der Tisch seine untere Körperhälfte verbarg. „Ich habe es tatsächlich geschafft, ein Hobby zum Job zu machen.”
„Wirklich? Was denn?”
„Als Teenager habe ich immer schon gern an Autos herumgebastelt. Als ich hierher zurückkam, habe ich beschlossen, mir ein Plätzchen zu suchen, wo ich leben will, also habe ich ein Haus mit einer großen Garage gemietet. Ich war noch nicht lange wieder zu Hause, als ich merkte, dass Moms Wagen nicht richtig lief, also habe ich ihn repariert. Dann fragte einer meiner Nachbarn, ob ich mir seinen Lieferwagen ansehen könnte, und ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte ich eine Sechzig-Stunden-Woche und eine gut gehende Autowerkstatt.”
„Schön für dich.”
„Es ist sicher nicht das, womit ich den Rest meines Lebens verbringen will, aber zur Zeit verdiene ich genug, während ich mich um meine Mutter kümmere. Ich denke immer wieder an ein Sprichwort, das ich mal gehört habe - Leben ist das, was einem passiert, während man Pläne macht. Ich würde den Gedanken hassen, wenn ich auch noch in dreißig Jahren das Gleiche mache wie jetzt.”
„Das kann ich gut verstehen. Wer hätte denn gedacht, dass auch ich eines Tages wieder hier
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