Agent der Leidenschaft
lande?”
„Genau”, sagte Joe „Ich hatte geho fft, dass du vielleicht für mich arbeiten willst.”
Sie schien nicht beleidigt zu sein, neigte den Kopf und sah ihn skeptisch an.
„Die Sache ist die, dass das Geschäft größer geworden ist, als ich erwartet habe; zu groß, als dass ich es allein schaffe.”
Elena schüttelte den Kopf. „So gern ich auch helfen würde, aber ich verstehe leider nichts von Autos.”
Joe warf den Kopf zurück und lachte. Es war gut, endlich etwas Lustiges bei dieser Begegnung zu haben. Die Vorstellung, wie Elena unter einer Motorhaube steckte …
„Nein”, meinte er endlich, „deshalb frage ich nicht. Der Schreibkram bringt mich um. Die Bücher müssen geführt werden, säumige Kunden sind zu mahnen. Kaum jemand hat das Geld, um mich sofort zu bezahlen, und ich habe viel damit zu tun, hinter denen her zu sein, die mir größere Beträge schulden.
Dann sind da noch die Ersatzteil-Rechnungen, die ich rechtzeitig bezahlen muss.” Er schüttelte den Kopf. „Ich hasse dieses Zeug.”
„Mal sehen, ob ich kapiert habe, was du meinst. Du willst also, dass ich deine Bücher führe?”
„Genau. Ich weiß, dass du bei solchen Sachen in der Schule immer gut warst. Vielleicht kannst du mir da helfen und mir zeigen, wie ich weitermachen muss, wenn du erst mal ein System reingebracht hast. Du wirst sicher bald einen anständ igen Job finden, aber ich habe gedacht, dass du mir vielleicht für eine gewisse Zeit aushelfen könntest.”
„Und du hast nicht bloß Mitleid mit mir, weil ich meinen Job verloren habe und nach Hause kommen musste, oder?”
„Bist du deshalb wieder hier? Das hast du gestern Abend nämlich nicht erwähnt. Wieso kommst du nicht gleich mit mir mit, und ich zeige dir meinen Laden. Dann kannst du selber entscheiden, ob ich nur Mitleid mit dir habe.”
„Na schön. Schließlich bin ich Buchhalterin. Und ich war ja auch früher gut in Mathe.”
„Genau. Mathe, Geschichte, Englisch - du hast das alles glänzend hingekriegt.”
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wusste mit meiner Zeit ja nicht viel anderes anzufangen.”
„Bis ich angefangen habe, bei dir rumzuhängen”, erinnerte er sie.
Wieder sah sie ihn lange an, und Joe fragte sich, was in ihr vorging. Und wieder nickte Elena. „Ich habe auch da immer noch gute Noten gehabt, obwohl du mich abgelenkt hast.”
Er beugte sich vor und berührte ihre Hand. „Ich bin wirklich froh, dass du nach Santiago zurückgekommen bist. Mein Leben ist sehr langweilig, seitdem ich hier bin. Ich habe das Gefühl, dass du ziemlich viel dazu beitragen kannst, das zu ändern.”
Vorsichtig zog sie ihre Hand zurück und blickte einen Moment weg. Als sie ihn wieder anscha ute, lächelte sie. ,.Mal sehen.”
Joe wusste, er riskierte, dass Elena ihn von der Arbeit ablenkte, aber es war ihm egal. In seinem Job war er gut. Außerdem hatte er ein Recht auf ein Privatleben. Es gab keinen Grund, Elenas Rückkehr nicht zu genießen. Sie zu treffen würde sogar seine verdeckten Ermittlungen unterstützen, weil es seiner Rolle als Heimkehrer mehr Glaubwürdigkeit verlieh. Was wäre denn natürlicher, als dass er sich wieder mit seinem alten High-School-Schwarm zusammentat?
Elena konnte ihr Glück kaum fassen. Ihr winkte ein Job auf Treu und Glauben bei einem Verdächtigen. Ihre Mutter hatte sie zu Rosie geschickt, um diese zu bitten, ihr bei der Organisation des Kirchenbasars zu helfen. Aber Rosie hatte keine Zeit dafür, und so hatte Elena diese Aufgabe schon auf sich selbst zukommen sehen, obwohl sie keine Lust dazu hatte. Joes Jobangebot lieferte ihr die perfekte Ausrede, sich vor dem Basar zu drücken. Und es würde ihr zu beruflichem Erfolg verhelfen.
Was wollte sie mehr?
Elena hatte Mühe, mit Joe Schritt zu halten. „Musst du eigentlich so schnell gehen?” fragte sie.
„Entschuldige. Ich dachte nur gerade nach, was ich heute Nachmittag alles tun muss. Ich hinke ganz schön hinter meinem Zeitplan hinterher.”
Sie bogen um einen weiteren Häuserblock, der zum älteren Teil der Stadt führte. Es gab hier viele unbebaute Grundstücke und ein paar alte, mit Brettern vernagelte Häuser. Die Straße endete an einem Weidezaun, hinter dem mehrere Morgen Weideland lagen.
Joe ging über den Hof des letzten Hauses und eilte die Stufen zu einer überdachten Veranda empor.
Das Haus war alt. Es war vermutlich in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden, aber das neue Dach und der frische Anstrich
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