Agent der Leidenschaft
Unternehmer geheiratet hatte, Francisco Delgado, hatte er für seine Mutter gehofft, dass Tinas Stimmungsschwankungen verschwinden würden. Der Verlust ihrer Großmutter war sehr hart für Tina gewesen. Die Heirat mit Cis co und die Planung der großen Villa am Rio Grande hatten Tinas Leben einen neuen Sinn gegeben. Vor ein paar Monaten hatte sie dann aber eine Fehlgeburt gehabt, und die Depressionen hatten wieder eingesetzt.
Das Problem war, dass Joes Mutter diese Sorge wirklich nicht brauchen konnte, aber diejenige war, die von Tina ständig angerufen wurde. Nun war Joe zu Hause, und er konnte sie ganz gut beruhigen, wenn sie hysterisch war.
Er wünschte nur, dass Tinas Mann ab und zu an sie dächte.
Cisco war ohne jeden Zweifel von Tinas elfenhafter Schönheit betört worden und hatte die Anzeichen ihres labilen Gemütszustandes übersehen. Nach ein paar Jahren Ehe hatte Francisco gelernt, die Wutanfälle, das Weinen und die Vorwürfe zu überhören.
Seine Reisen wurden häufiger, weil er weg von ihr wollte. Das war keine gute Situation, und vielleicht würde Joe mit Cisco reden müssen, wenn der mal daheim war.
Endlich zog Joe seine Jeans an und griff nach einem sauberen T-Shirt, ehe er in seine Stiefel stieg und Schlüssel sowie Brieftasche einsteckte.
Er trat vors Haus und blickte zum Himmel. Er hätte drei, vielleicht vier Stunden geschlafen. Er wusste bereits, dass morgen - nein heute - ein harter Tag werden würde mit viel Arbeit und zu wenig Zeit, um alles zu schaffen.
Einer der Gründe, warum er sich um Tina kümmern wollte, war, dass er ihren Mann verdächtigte, der einige Fabriken in Mexiko besaß, deren Produkte auch in die Staaten geliefert wurden. Bislang hatte er Francisco Delgado nie bei etwas Illegalem erwischt. Es bestand aber immer die Möglichkeit, dass einer seiner Angestellten Delgados Trucks benutzte, um Waren über die Grenze zu bringen.
Joe hatte angeboten, seinem Verwandten zu helfen, indem er gelegentlich einsprang, wenn Cisco einen Fahrer brauchte. Für Cisco war Joe nur ein weiterer armer Verwandter seiner Frau, der zusätzliches Geld brauchte. Seine Fahrten über die Grenze gaben Joe die Gelegenheit, illegalen Aktivitäten auf die Spur zu kommen.
Natürlich wusste er, dass er vorsichtig sein musste. Wenn Delgado der Kanal war, über den gestohlene Waffen und Schmuggelware über die Grenze kamen, und wenn er erführ, dass Joe alles andere war als ein armer Verwandter seiner neurotischen Frau, dann war sein Leben keinen Pfifferling wert.
Also spielte er eine Rolle, hing bei Delgado herum, schaute nach Tina und versuchte, seine Mutter vor Überlastung zu bewahren. Die Ärzte hatten sie gewarnt, weil sie Probleme mit dem Herzen hatte, und Joe hielt es für seine Aufgabe, sie dazu zu bringen, dass sie sich mehr Ruhe gönnte.
Ja, er hatte wirklich schon genug am Hals ohne die zusätzliche Ablenkung durch Elena Maldonado.
Joe saß in einer der hinteren Nischen von Rosie’s Cafe und beendete gerade sein spätes Mittagessen kurz nach zwei Uhr nachmittags. Die üblichen Mittagsgäste waren schon fort. Rosie wischte die Theke ab, als die Türglocke einen weiteren Gast ankündigte.
Joe wollte gerade einen Schluck Kaffee trinken, als er sah, wie Elena zur Theke kam und sich setzte.
Sie sah verdammt gut aus. Ihr verwaschenen Jeans betonten ihre Hüften und Schenkel, und das dünne T-Shirt schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihre hübschen festen Brüste.
Joe führte seine Kaffeetasse zum Mund und sah Elena weiter an. Nach seinem Besuch bei Tina hatte er es nicht geschafft, wieder ins Bett zu kommen. Es war schon nach sechs, als er wieder von Tina nach Hause zurückgekommen war. Drei Jobs warteten auf ihn, die er heute zu machen versprochen hatte, weshalb er seine Küche hastig nach etwas Essbarem abgesucht hatte. Da er nichts fand, hatte er sich vorgenommen, so bald wie möglich einzukaufen, und war dann zur Arbeit gefahren.
Er sah Elena an. Obwohl sie ihm den Rücken zuwandte, sah er, dass sie angespannt war. Was immer sie mit Rosie besprach, es lief nicht allzu gut. Ob sie einen Job suchte?
Aber es ging ihn ja nichts an. Sein Versuch gestern Abend, sich zu entschuldigen, war kläglich misslungen. Jetzt war praktisch kaum noch etwas zu machen, um sich mit ihr zu versöhnen. Außerdem war es wohl das Beste, wenn er möglichst wenig Kontakt mit ihr hatte. Sie war definitiv eine Ablenkung, die er zurzeit nicht brauchen konnte.
Er sah weiter zu, wie sie mit Rosie redete.
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