Agent der Leidenschaft
„Ich hatte schon alle möglichen Fragen erwartet, warum ich hier bin.”
„Entschuldige. Ich kann jetzt nicht an solche Fragen denken.
Vielleicht später.”
„Ich mag es, wenn du dein Haar offen trägst. Ich habe es sonst nur zurückgesteckt gesehen”, sagte er nach einer Weile.
„Ich kümmere mich nicht groß drum.”
„Man sieht, dass du viel Zeit in der Sonne verbringst. Dein Teint lässt deine Augen wie Smaragde strahlen.”
„Wie poetisch von dir, Chris. Vielen Dank. Möchtest du draußen sitzen, oder ist es dir hier drinnen lieber?”
„Ich bin nicht unbedingt für die Sonne angezogen. Ich bleibe gern hier drinnen, wo es kühler ist.”
„Mach es dir bequem.” Elena holte einen der Rattansessel heran und setzte sich auf einen zweiten.
„Wilder sorgt sich um dich, Elena”, erklärte Chris. „Wir alle machen uns um dich Sorgen. Ich denke, er fühlt sich schuldig, weil er dich zu diesem Job geholt hat, obwohl du ausgezeichnete Arbeit geleistet hast, wie er dir ja gesagt hat. Er versteht, dass du Joes Tod sehr schwer nimmst. Niemand macht dir Vorwürfe, weil du dich hast beurlauben lassen. Es ist nur so, dass er wissen möchte, wann du wieder zur Arbeit kommst.”
„Das weiß ich nicht.”
„Ich glaube nicht, dass es gut für dich ist, so lange allein zu sein. Du musst unter Leute kommen. Wilder meinte, er könnte dich öfter draußen einsetzen, wenn du das willst. Er war ziemlich davon beeindruckt, wie du die Sache in Texas geregelt hast.”
„Das ist schon komisch, meinst du nicht? Ich habe alles falsch gemacht und werde dafür gelobt.”
„Wovon redest du? Wir haben die Kerle doch hochgenommen.
Wir mussten um alle möglichen korrupten Agenten einen Bogen machen, um sie zu erwischen, aber wir haben es geschafft.”
„Stimmt, aber ich hatte keine Ahnung, dass Joe dabei war.
Wir hätten alle erschossen werden können.”
„Keiner macht dir einen Vorwurf.”
Sie antwortete nicht.
„Aber du machst dir Vorwürfe, stimmt’s?”
„Vielleicht. Alles ging so schnell. Es war reines Glück, dass wir uns mit den Soldaten keine Schießerei geliefert haben und dass die drei Trucks nicht weggefahren sind.”
„Es war aber nicht deine Schuld, dass Joe getötet wurde, Elena.”
„Ich fühle mich aber so.”
Chris setzte sich aufrecht hin. „Ich habe den verdammten Eindruck, dass du dich seither um nichts anderes mehr kümmerst.”
„Das ist vermutlich eine wahre Feststellung.”
„Du musst aus deiner Depression raus, Elena.”
„Muss ich? Seit wann bist du ein Experte dafür?”
„Leider kann ich das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen. Es ist klar, dass etwas zwischen dir und Sanchez war, sonst würde es dir jetzt nicht so schlecht gehen.”
„Habe ich dir je gesagt, dass Joe Sanchez mein erster Liebhaber war?”
„Du hast nie über persönliche Dinge mit mir gesprochen.”
Elena lehnte sich gegen ihre gepolsterte Rückenlehne und schloss die Augen. „Ich bin müde. Ganz gleich, wie lange ich schlafe, ich bin immer müde. Es ist eine regelrechte Anstrengung aufzustehen, zu gehen, mich zu bewegen.”
„Das ist eine Depression, Elena. Und ich lasse dich nicht noch mehr reinrutschen, als du es ohnehin tust; ob es nun Selbstmitleid ist oder etwas anderes. Verstehst du mich?”
Sie öffnete ihre Augen nicht. „Vermutlich verstehen dich alle auf der Insel.”
„Na ja, nur zu deiner Information, dein Freund Joe hat dich angelogen.”
Sie verzog den Mund. „Das ist mir ja ganz neu. Weißt du nicht mehr? Ich war doch diejenige, die ihn von der Liste der Verdächtigen gestrichen hat. Er war ein verdammt guter Lügner, das muss ich ihm lassen.”
„Mensch, Elena, er hat dich nicht über die Schmuggelei belogen, weil das Thema zwischen euch nie aufkam. Das hast du mir damals selbst gesagt. Ich rede von seinem richtigen Job. Er hat dich belogen, was seinen Abschied von der Armee betrifft. Er war noch in der Armee, als er starb, wusstest du das?”
Sie setzte sich aufrecht hin. „Er war was?”
„Du hast richtig gehört. Er war in Santiago im Auftrag der Armee. Er nahm an einer verdeckten militärischen Operation teil. Seinen Offizier hast du kennen gelernt; er hat die Aktion geleitet. Was glaubst du, woher die Armee wusste, wo diese Waffen auftauchen würden? Joe hat ihnen die Informationen geliefert. Deshalb hat er für Delgado gearbeitet. Er hat Beweise für den Waffenschmuggel gesucht.”
Elena lachte. „Das ist doch nicht dein Ernst. Während ich also
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