Agent der Leidenschaft
die ganze Zeit so tat, als wäre ich eine stellungslose Angestellte, hat er so getan, als wäre er Freizeitautomechaniker, und beide haben wir für die Regierung gearbeitet! Haben wir nicht ein schönes Paar abgegeben?” Sie lachte weiter, bis sich ihr Lachen in Schluchzen verwandelte.
Chris legte den Arm um ihre Schulter. „Ich dachte, es würde dir helfen zu wissen, dass er auf der richtigen Seite stand.”
„Aber das macht ihn nicht wieder lebendig!” rief sie.
Chris hielt Elena, bis sie sich beruhigte. Er rieb ihr die Tränen mit dem Taschentuch ab, und als sie ganz ruhig war, sagte er: „Komm mit mir zurück, Elena. Tu dir das hier nicht an. Die Zeit heilt alle Wunden. Inzwischen musst du mit deinem Leben weitermachen. Lass dir von deinen Freunden helfen. Gib uns diese Möglichkeit. Bitte.”
Elena hob den Kopf und sah Chris an. „Das kann ich nicht, Chris. Ich brauche noch ein wenig Zeit. Ich finde es lieb von dir, dass du dir die Zeit nimmst, mich zu besuchen. Danke, dass du mir das von Joe gesagt hast. Es erklärt eine ganze Menge von dem, was ich bisher nicht verstanden habe. Auf eine Art hilft mir das, die Sache abzuschließen. Ab jetzt geht es mit mir wieder bergauf. Das weiß ich.”
Chris sah ihr lange ins Gesicht, ehe er sagte: „In Ordnung. Ich komme in einer Woche wieder und hole dich ab. Heute ist der zwölfte Dezember. Am Neunzehnten bin ich wieder da, und du hast dann gepackt und kommst mit mir zurück, okay? Wenn du über Weihnachten nicht nach Texas zurück willst, dann machen wir was in Washington. Du schaffst das. Ich weiß es.”
Elena dachte über dieses Angebot nach. „Abgemacht.”
„Braves Mädchen.” Er nahm sein Glas und trank es aus. „Ich fahre jetzt zurück in die Stadt und gehe ins Hotel. Morgen kann ich einen Rückflug kriegen. Versprich mir, dass du wieder isst, sonst finde ich in einer Woche nur noch einen Haufen Knochen und ein Haarbüschel vor.”
Sie wusste, dass ihr Lächeln noch schwach war, aber sie versuchte es. „Ich tue mein Bestes.”
Er umarmte sie. „Pass auf dich auf. Joe würde es hassen, dich so sorgenvoll zu sehen.”
„Soll das ein Witz sein? Er dachte, dass ich das alles nur tat, um mich für etwas zu rächen, was vor elf Jahren geschah, als wir beide noch zur Schule gingen.”
„Oder vielleicht wollte er, dass du das glaubst.”
„Was soll das heißen?”
Chris zuckte die Achseln. „Na ja, er musste sich ja auch eine Geschichte zurechtlegen, um während seiner Undercover-Aktion glaubwürdig zu wirken. Auch wenn er dich hätte heiraten wollen, hätte er dich unter den Umständen nicht darum bitten können. Du weißt also nicht, wie er für dich emp funden hat oder ob er dir glaubte.”
„Ich weiß, dass er mir nachspioniert hat, als ich dich im Hotel besucht habe - er hat es mir selbst erzählt.”
„Ernsthaft? Dann habe ich Glück gehabt, dass ich nicht von einem eifersüchtigen Freund umgelegt wurde. Warum billigst du ihm nicht zu, dich geliebt zu haben? Du weißt schon, im Zweifel für den Angeklagten, und das gilt auch für Joe. Für mich ist es offensichtlich, dass er dich geliebt hat. Sieh es doch mal aus der Perspektive. Er musste seine Gefühle ignorieren und seinen Job tun.”
„Genau wie ich.”
„Stimmt.”
Sie holte tief Luft. „Du meinst also wirklich, dass er mich geliebt hat?”
„Ja. Ohne jede Frage.”
„Danke, Chris.”
Er ging zur Tür. „Bis nächste Woche. Und sei abfahrbereit.”
Elena wachte am Morgen des achtzehnten Dezember auf und wusste, dass sie morgen bereit sein würde, wieder in die Staaten zu fliegen.
Sie war dankbar, dass Chris ihr noch eine weitere Woche gewährt hatte. Sie hatte die Zeit sinnvoll nutzen können und hatte noch einmal alles überdacht, was zwischen ihr und Joe seit dem ersten Mal vorgefallen war, bis sie ihn dann auf der Landstraße im Dreck hatte liegen sehen.
Kein Wunder, dass er in solch toller körperlicher Verfassung war. Was Chris ihr über Joe erzählt hatte, ließ alles in einem neuen Licht erscheinen.
Sie hatte die Wahrheit erfahren, als er mit ihr geschlafen hatte.
Keiner von ihnen hatte da seine wahren Gefühle verbergen können. Wenn sie wieder in Washington, D. C., war, würde sie Kontakt mit Colonel Davis aufnehmen und ihn um ein Foto von Joe bitten. Sie wusste, dass es ihr helfen würde, jeden Tag sein Gesicht zu sehen.
Heute war also ihr letzter Tag auf der Insel. Sie würde das Beste daraus machen. Schließlich musste sie nicht viel einpacken.
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