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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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»Man will eine Latexmaske von meinem Gesicht anfertigen, für diesen blöden Film, in dem ich mitspielen soll. Die Frau, die das mit mir macht, ist eine blöde Kuh. Vorhin hat sie noch versucht, Miranda rauszuwerfen. Miranda hat sich standhaft geweigert, und jetzt spricht sie mit ihr über etwas anderes.«
    Wieder eine Weile Stille.
    »Jetzt steckt die Frau mir Plastikröhrchen in die Nasenlöcher«, sagte Van Doren. »Es tut weh, weil sie dabei ziemlich grob ist, aber ich sage nichts, weil ich die Sache hinter mich bringen will. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so deprimiert gefühlt. Hmmm. Das ist komisch.«
    »Was ist komisch?«, fragte ich.
    »Wie Michelle es erlebt«, sagte Van Doren. »Sie ist wirklich deprimiert. Gründlich deprimiert. Aber sie bemüht sich, noch deprimierter zu sein, als sie eigentlich ist.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht…« Van Doren verstummte für eine Weile. »Ich glaube, es liegt daran, dass sie sich blöd vorkommt. Die Audition kurz vorher ist unglaublich schlecht gelaufen, weil sie die falsche Szene vorbereitet hatte und sie unter dem Druck in Ohnmacht gefallen war, was auch immer das heißen soll. Sie weiß, dass alles nur ihre Schuld war, und es waren ziemlich dumme Sachen. Ich glaube, sie möchte lieber deprimiert sein, als sich blöd vorkommen. Ja, genau das ist es.«
    Wieder Schweigen.
    »Jetzt ist mein Gesicht völlig zugekleistert. Miranda sagt mir, dass sie gehen muss. Ich möchte, dass sie bleibt, weil ich nicht allein sein will. Aber ich höre ihrer Stimme an, dass sie wirklich ein Problem hat. Ich glaube, sie hat einen schlechten Burrito gegessen. Das tut mir leid für sie. Mit meinem Essen war alles in Ordnung. Ich lasse sie gehen.
    Jetzt sitze ich einfach nur da, denke nach und versuche mich noch deprimierter zu fühlen. Aber es funktioniert nicht. Ich gehe noch einmal die Audition im Kopf durch, und dabei komme ich mir immer blöder vor. Und jetzt hocke ich zu allem Überfluss irgendwo in Pomona und habe Atemröhrchen in der Nase, wegen einer Rolle, die ich bekommen habe, weil jemand vor ein paar Jahren mit mir vögeln wollte. Ich finde mich selber widerlich. Ich reiße die Plastikröhrchen heraus und werfe sie weit weg. Ich werde einfach dasitzen und mit dem Zeug auf dem Gesicht sterben.«
    Das war der entscheidende Moment.
    Ich warf einen Blick zu Joshua, der mit traurigem Hundeblick auf dem Boden hockte. Er hatte Recht. Er war nicht glücklich darüber, aber er hatte Recht. Ich biss mir in die Wange, bis es blutete. Meine Gefühle waren in Aufruhr. Ich empfand Mitleid für Michelle, die ihr Leben auf so unglaublich dumme Art beendet hatte. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich geglaubt hatte, dass Michelle niemals Selbstmord begehen würde oder könnte, und weil ich ihren Körper so weit von dort fortgebracht hatte, wo sie eigentlich sein sollte. Und ich hatte Angst, weil ich jetzt nicht mehr wusste, was ich mit ihr machen sollte. Oder mit mir selber. Wohin sollte ich sie zum Sterben bringen? Wo konnte sie endgültig sterben?
    Miranda schluchzte leise. Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Sie musste sich lediglich mit ihrer Trauer auseinandersetzen. Darum hätte ich sie fast beneidet. Worauf ich mich noch mieser fühlte.
    »Oh, wie blöd«, sagte Van Doren.
    »Was?«, fragte ich.
    »Oh, wie blöd«, wiederholte er. »Jetzt kann ich nicht mehr atmen. Ich versuche Luft durch die Nase zu drücken, um das Latex loszuwerden, aber das Zeug läuft immer wieder über die Nasenlöcher. Ich brauche diese blöden Röhrchen. Jetzt muss ich aufstehen und herumkriechen, um nach den verdammten Dingern zu suchen. Möglichst ohne die Maske zu beschädigen, damit ich diese Prozedur nicht noch einmal ertragen muss. Ich versuche mich vom Stuhl zu erheben und dabei den Kopf nicht zu bewegen. Ich stehe auf und tappe herum. Ich stoße gegen etwas, verliere das Gleichgewicht. Trotzdem versuche ich mich aufrecht zu halten. Aber es geht nicht. Ich krache rückwärts gegen etwas. Ich spüre und höre, wie hinter mir Sachen runterfallen. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Dann ein greller Blitz und ein Rauschen in meinen Ohren. Ich stürze zu Boden. Ich merke, dass ich am Hinterkopf blute. Etwas muss dagegengeknallt sein. Mir wird schwindlig. Ich kann nicht aufstehen. Ich werde schläfrig. Wahrscheinlich werde ich jetzt wirklich sterben. Verdammte Scheiße!«

19
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    Die Reaktion kam sofort. Wenige Sekunden nachdem Van Doren seinen Bericht über

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