Agent der Sterne
deiner Ansicht nach in den letzten Minuten des Lebens deiner Freundin geschehen ist.«
»Wenn der Ientcio erlaubt«, sagte ich, »würde ich diese Frage lieber zurückstellen, aus Gründen, die ich in wenigen Augenblicken erläutern werde. Aber ich darf sagen, dass ich als Mensch die Vermutung hege, dass die Fakten nicht so eindeutig waren, wie Joshua sie interpretiert hat. Joshua hat Michelles Handlungen gesehen, aber vielleicht nicht den emotionalen Hintergrund.«
»Was gibt dir das Recht, eine solche Entscheidung für deine Freundin zu treffen?«
»Sie hat mich befugt, über die Art ihrer medizinischen Behandlung zu entscheiden, wenn sie nicht mehr in der Lage sein sollte, solche Entscheidungen selber zu treffen. Ich finde, das berechtigt mich zu dem, was ich hier tue.«
»Was wirst du tun, wenn wir deinem Wunsch nicht entsprechen möchten oder wenn sich herausstellt, dass Joshua gar nicht in der Lage ist, den Körper deiner Freundin zu übernehmen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Einen anderen Plan habe ich nicht.«
»Das ist nicht sehr klug«, sagte Gwedif.
»Das ist wahr«, pflichtete ich ihm bei. »Aber wenn sie hier eine Chance bekommt, ist das immer noch besser, als auf der Erde gar keine Chance zu haben.«
»Dir ist klar, dass deine Freundin immer noch tot wäre, wenn Joshua ihren Körper übernimmt.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Andererseits hat Joshua mir gesagt, dass er einen Teil der Erinnerungen und der Persönlichkeit von Ralph übernommen hat, als er die Verbindung mit dem Hund eingegangen ist. Ich hoffe nun, dass auch etwas von Michelle bleibt, wenn Joshua sich mit ihr vereinigt. Aber selbst wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht klappt, hätte es immer noch große praktische Vorteile.«
»Der Ientcio gibt zu bedenken, dass sich dein Vorschlag, den Körper deiner Freundin von Joshua übernehmen zu lassen, lediglich auf Zweckdienlichkeit gründen könnte.«
Ich blinzelte. »Das verstehe ich nicht ganz.«
»Du hast gesagt, ein solches Vorgehen könnte eine gute Methode sein, um die Yherajk mit den Menschen bekanntzumachen.«
»Richtig.«
»Welche Alternative gäbe es zu diesem Vorgehen?«
»Ich fürchte, mir ist bisher keine Methode eingefallen, die besser geeignet wäre.«
»Genau das meint der Ientcio«, sagte Gwedif. »Du musst eingestehen, dass es eine recht drastische Methode ist, und die Tatsache, dass du so sehr darauf drängst, könnte einfach darauf zurückzuführen sein, dass du nicht zugeben willst, dass dir keine konventionellere oder zumindest vernünftigere Methode eingefallen ist, die Yherajk deinem Volk vorzustellen. Ehrst du wirklich das Angedenken deiner Freundin, oder willst du nur deine eigene Haut retten?«
Ich errötete. »Selbstverständlich kann ich nicht abstreiten, dass es mich vor dem Eingeständnis des totalen Versagens bewahren würde, wenn Joshua in Michelles Körper lebt. Aber mit allem gebührenden Respekt vor dem Ientcio, wenn ihm oder euch allen ein konventionelleres Vorgehen lieber wäre, hättet ihr einfach mit einem Würfel vor dem Weißen Haus landen und die altbekannte Nummer durchziehen können. Ja, mein Plan ist recht außergewöhnlich. Aber dadurch erhält ein Yherajk die Chance, als Mensch zu leben, sogar teilweise zu einem Menschen zu werden. Joshua hat menschliche Erinnerungen, doch das genügt nicht. Das ist genauso, als würde man sich eine Dokumentation über einen Krieg ansehen. Man kann sie sich tausendmal ansehen, aber danach kann man immer noch nicht behaupten, dass man selber gekämpft hätte. Wer die Menschen wirklich verstehen will, muss selber zu einem werden. Und hier bietet sich eine Gelegenheit.«
»Würden ihre Verwandten nicht bemerken, dass sich deine Freundin verändert hat?«
»Sie hat keine Verwandten mehr«, sagte ich. »Der einzige Mensch, der ihr nahe genug war, um eine solche Veränderung zu bemerken, bin ich. Und vielleicht ihr Friseur. Ich weiß es nicht.«
»Du sagst, ein Yherajk könnte ihre Erinnerungen an einen anderen Menschen übermitteln, damit er sie verfolgen kann. Welcher Yherajk? Welcher Mensch?«
»Der Yherajk sollte Gwedif sein«, sagte ich. »Er hat bereits mit Menschen gearbeitet, und er ist der einzige Yherajk an Bord dieses Schiffes, der nicht zum Kreis von Joshuas Eltern gehört. Dadurch ist er unparteilicher als jeder andere Yherajk. Und als menschlichen Empfänger hatte ich ursprünglich mich selber vorgesehen, aber ich bin durch meinen Standpunkt voreingenommen. Also wäre
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