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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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vor, um mit mir anzustoßen. Wir tranken.
    »Das ist ein verdammt guter Scotch«, sagte ich.
    »Ja, er ist wirklich gut«, bestätigte Roland. »Deshalb wurde er mir geschickt, um mich für den Schlag zu entschädigen. Seltsamerweise kam er zusammen mit einem Wurstsortiment von Hickory Farm. Komisch, nicht wahr? Ich vermute, sie haben da drüben eine neue Sekretärin, die sich mit solchen Sachen noch nicht so gut auskennt. Wenigstens war es keiner von diesen Obstkörben mit Luftballon und Plüschtier. Es hätte passieren können, dass ich mich danach aus dem Fenster stürze.«
    »Luftballons sind eigentlich gar nicht so schlimm«, gab ich zu bedenken.
    »Nein, es wäre auch das Plüschtier gewesen, das mich in den Wahnsinn getrieben hätte. Aber nun zu Ihnen, Tom. Sie sind bestimmt nicht vorbeigekommen, um mich wegen des Filmprojekts zu bedauern, obwohl es sehr nett von Ihnen ist, so großes Mitgefühl zu zeigen. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Gut, dann werde ich gleich auf den Punkt kommen. Ich habe eine Klientin, die sehr daran interessiert ist, die Rolle in Bittere Erinnerungen zu übernehmen, für die ursprünglich Ellen Merlow vorgesehen war. Michelle Beck.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Roland. »Sie ruft fast jeden Tag hier an, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Hat sich inzwischen mit meinem Assistenten Rajiv angefreundet, sogar so sehr, dass der arme Kerl sich alle Mühe gibt, ihr die Sachen zu erzählen, die eigentlich Produktionsgeheimnisse sind. Das ist durchaus ein Problem, aber man weiß ja, welche Wirkung eine Frau wie Miss Beck auf junge Männer hat. Wahrscheinlich gibt er vor seinen alten Freunden von der Uni mächtig mit ihr an. Deswegen würde ich ihn nur ungern feuern.«
    »Sie sind ein grundguter Mensch, Roland Lanois«, sagte ich.
    »Danke, Tom. Das höre ich viel zu selten.« Wir stießen erneut an, dann lehnte sich Roland zurück, die Hand ans Kinn gelegt. Er machte den Eindruck, als würde er über eine sehr schwierige Frage nachdenken, und er brachte tatsächlich die intellektuellen Voraussetzungen mit, so etwas zu bewerkstelligen. »Sagen Sie mir Ihre Meinung, Tom. Trauen Sie Michelle Beck zu, diese Rolle zu spielen?«
    »Das hängt stark davon ab, ob Sie mich als Agent oder als Filmliebhaber fragen.«
    »Tatsächlich?«, sagte Roland mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. »Ich würde gern zuerst die Antwort des Agenten hören.«
    »Sie ist die beste Schauspielerin, die Sie sich für diese Rolle wünschen können. Sie ist beliebt, sie ist ein Zugpferd, und Sie wird Ihnen problemlos 20 Millionen am Startwochenende und gute Einnahmen im Ausland garantieren.«
    »Und als Filmliebhaber?«
    »Wenn Sie noch halbwegs bei Verstand sind, dürfen Sie ihr die Rolle auf gar keinen Fall geben.«
    Roland nickte mit beeindruckter Miene. »Das ist etwas, das man nicht aus dem Mund jedes Agenten hören wird.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe Ihnen nichts verraten, was Sie nicht längst wissen. Und ich würde mich zum Idioten machen, wenn ich etwas anderes sagen würde.«
    »Was ich so interessant finde«, bemerkte Roland, »ist, dass Sie mich für verrückt erklären würden, wenn ich ihr die Rolle gebe, aber trotzdem sind Sie zu mir gekommen, um mich zu überreden, genau das zu tun. Das ist ein geradezu Orwellsches Beispiel für Zwiedenken. Ich bin gespannt darauf, wie Sie diese beiden Standpunkte unter einen Hut bekommen wollen.«
    »Ich muss überhaupt nichts unter einen Hut bekommen«, sagte ich. »Denn ich glaube, dass sie nicht gut genug für die Rolle wäre. In diesem Punkt werde ich ganz aufrichtig sein. Aber – und jetzt kommt etwas, das Sie auch nicht oft von einem Agenten hören dürften – ich könnte mich täuschen, vielleicht sogar gewaltig täuschen. Ich kann Ihnen viele Schauspieler und Schauspielerinnen nennen, denen niemand eine bestimmte Rolle zugetraut hätte, die aber dennoch eine wunderbare Leistung abgeliefert haben. Sally Field war jahrelang nicht mehr als Gidget, und heute hat sie schon zwei Oscars. Verdammt, Ellen Merlows erste Filmrolle war ein Horrorstreifen, der nur auf Video veröffentlicht wurde.«
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte Roland.
    »Blood City III: Das Erwachen. Darin gibt es außerdem Ellens erste und bislang einzige Nacktszene zu sehen.«
    »Ist ja interessant! Den Film muss ich mir mal besorgen.«
    »Jetzt hat auch Ellen schon zwei Oscars. Damit will ich nur sagen: Wenn ich glaube, dass Michelle nicht für die Rolle geeignet

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