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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ist, muss das nicht heißen, dass ich Recht habe.«
    »Zur Kenntnis genommen. Aber damit haben wir noch nicht das Problem aus der Welt geschafft, dass Miss Beck nicht das richtige Alter für diese Rolle hat und auch nicht – um es möglichst vorsichtig zu formulieren – das nötige intellektuelle Format.«
    »Es gibt vierzigjährige Schauspielerinnen, die Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um wie fünfundzwanzig auszusehen«, warf ich ein. »Ich glaube, die Make-up-Technik ist inzwischen weit genug fortgeschritten, um auch das entgegengesetzte Resultat zu erzielen. Vielleicht müssen wir das Alter der Figur um ein halbes Jahrzehnt oder so reduzieren, aber daran wird die Story keinen Schaden nehmen. Und was den intellektuellen Faktor betrifft – vielleicht überrascht es Sie, wenn Sie hören, dass Michelle vor kurzem Hannah Arendt gelesen hat.«
    »Das überrascht mich in der Tat«, sagte Roland.
    »Sie hat erst heute Nachmittag mit meiner Assistentin Miranda über das Buch diskutiert.« Wohlweislich ließ ich den Teil aus, dass Michelle mit dem Titel des Buches ein wenig danebengelegen hatte.
    Roland legte einen Arm auf die Couchlehne und nippte nachdenklich an seinem Scotch. Dann schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid, Tom«, sagte er. »Aber es fällt mir einfach sehr schwer, mir Michelle in dieser Rolle vorzustellen. Ich möchte sie ihr nicht geben, weil es nicht nur für mich, sondern auch für sie mit einem Fiasko enden könnte. Sie verstehen sicher, in welcher Position ich mich befinde.«
    »Ich will Sie gar nicht überreden, ihr die Rolle zu geben. Ich möchte Sie nur bitten, sie vorsprechen zu lassen. Wenn sie es verpatzt, gut. Aber dann weiß sie wenigstens, dass sie eine Chance gehabt hat. Und sie weiß, dass ich mich für sie eingesetzt habe. Wie ich Michelle kenne, wird sie sich dann bei ihrem nächsten Job umso mehr anstrengen. Und noch einmal: Wir beide könnten uns in ihr täuschen. Es kann nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen. An welchem Punkt steht das Filmprojekt in diesem Moment, Roland?«
    »Es hat natürlich einen Rückschlag erlitten. Wir waren schon dabei, das Drehteam zusammenzustellen, und jetzt mussten wir alle wieder entlassen. Das ist verdammt unangenehm. Ich verliere zum Beispiel Januz, meinen Kameramann, an ein anderes Projekt. Irgendeinen Kinderfilm. Über Primaten.« Er verzog das Gesicht. »So etwas bringt doch nichts ein. Ich weiß nicht, was er sich davon verspricht.«
    »Haben Sie noch andere Schauspielerinnen in der Warteschlange?«
    »Keine von den richtig guten. Nachdem wir uns für Ellen entschieden hatten, ließen sich alle für andere Projekte engagieren. Die auf unserer A-Liste wären frühestens in neun Monaten wieder zu haben. Wir haben noch ein paar auf der B-Liste, die geeignet wären, aber ein Film wie dieser wird ohne mindestens einen großen Namen keinen Erfolg haben.«
    »Wenn das so ist«, sagte ich, »haben Sie nichts zu verlieren.«
    Roland machte wieder auf nachdenklich. »Selbst wenn Michelle unseren Erwartungen entsprechen würde, könnten wir sie uns nicht leisten. Sie wissen doch, dass die Studios nicht viel Geld für solche Themen lockermachen.«
    Innerlich führte ich einen Siegestanz auf. Wenn ein Produzent anfängt, über Geld zu sprechen, heißt das, dass er alle philosophischen Bedenken vom Tisch geräumt hat, die er gegen einen bestimmten Klienten hatte. Jetzt ging es nur noch um die letzten Schrittfolgen des Tanzes. Äußerlich ließ ich mir natürlich keine Gefühlsregung anmerken. »Michelle will diesen Film nicht wegen der Gage machen. Wenn sie uns tatsächlich überzeugen sollte, glaube ich, dass wir uns in finanzieller Hinsicht sehr schnell einig werden.«
    Wieder eine Weile Nachdenklichkeit. »Na gut, in Ordnung«, sagte Roland. »Ich schätze, es kann nicht schaden, wenn ich sie mir einmal ansehe. Und wenn sie, was Gott verhindern möge, über sich selbst hinauswächst und wir die Produktion starten können, desto besser. Um ehrlich zu sein, Tom, ich hatte bereits daran gedacht, Bittere Erinnerungen komplett zu kippen, um ein ganz anderes Projekt anzuleiern. Auch wenn es um ein ähnliches Thema geht. Es ist ebenfalls ein Holocaust-Drama.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Roland zog den Kopf ein, was bei ihm meiner Vermutung nach so viel wie ein Schulterzucken bedeutete. »Auch wenn es eigentlich noch gar kein Projekt ist. Es ist nicht mehr als ein Drehbuch – es stammt von einem New Yorker Studenten und landete zunächst auf unserem

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