Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nachgebildet, versenkt wurden. Dann zogen die Millionen wieder ab – man sprach von 2 ½ Millionen Arbeitern, die auf einem Gebiet von 2.500 Quadratkilometern zusammengedrängt waren –, und eine geheimnisvolle Stille senkte sich über die leeren Riesenanlagen des neuen Ortes Nowo Krasnienka. Heimlich, mit Spezialzügen, die auf gesperrten Strecken fuhren, sickerten die Wissenschaftler ein – aus dem Ural, aus Moskau, aus Gorkij, aus Iwanowo, aus Stalinsk, aus Stalingrad, aus Tiflis, aus Saratow, Odessa, Krasnodar, Shdanow und Makejewka. Aus allen Teilen des unermeßlichen Rußlands kamen sie zusammen und versammelten sich unter dem Stalinpreisträger Prof. Dr. Gregorij Kyrill in Nowo Krasnienka.
    Und wieder war es still, bis eines Tages die hohen Schornsteine, die die radioaktiven Gase in alle Winde streuten, zu qualmen begannen. An diesem Tage war aus Thüringen der deutsche Atomphysiker Dr. Ewald v. Kubnitz in Nowo Krasnienka eingetroffen, ein etwa fünfzigjähriger, schlanker kleiner Mann mit hoher Stirn und den durchgeistigten Zügen eines Menschen, der sein Leben ganz in den Dienst einer Idee zu stellen vermag. Er wußte selbst nicht, wo die Reise hinging, als man ihn in Erfurt morgens aus dem Bett holte und mitsamt seiner Familie drei Wochen durch Rußland fuhr, bis er die Riesenhallen von Nowo Krasnienka auftauchen sah. Dort empfing ihn Prof. Dr. Kyrill wie einen guten Freund, umarmte den blassen, zitternden Mann und nannte ihn seinen Bruder.
    »Wir werden die Welt umgestalten!« sagte er und küßte Frau v. Kubnitz, an die sich die beiden Kinder ängstlich festklammerten, die Hand. »Ihr Mann und ich werden eine neue Zeit gebären. Man hat Sie, Gnädigste, wohl ein wenig unsanft zu Mütterchen Rußland gebracht, aber Sie werden es nie zu bereuen haben.«
    Dr. v. Kubnitz durfte eine wunderschöne, geräumige Villa am Njemda beziehen. Ein Park lag um sie herum, sogar ein Tennisplatz, auf dem Dr. v. Kubnitz oder seine Frau mit Dr. Peter Baumann spielten, einem kriegsgefangenen Stabsarzt, der die Betreuung der im Atomwerk beschäftigten Plennys übertragen bekommen hatte. Es mangelte ihnen an nichts … ihre Wünsche wurden ihnen alle erfüllt, bis auf einen, den größten – die Rückkehr nach Deutschland.
    An diesem Tag hatte Nowo Krasnienka hohen Besuch aus Moskau. Der Volkskommissar für die technische Kriegsführung in Moskau war selbst hinausgekommen, und es mußte in der Tat etwas Wichtiges sein, denn seine Mienen waren ernst und verschlossen, als er Prof. Kyrill und Dr. v. Kubnitz gegenübersaß. Dr. Iwanow Tenuschkow, der Werksassistent, servierte Wodka in Wassergläsern und brannte die Papyrossi an, die der Volkskommissar mitgebracht hatte.
    »Haben Sie gestern abend den Rundfunk gehört?« fragte er. Und als er sah, daß die Herren sich erstaunt ansahen, nickte er. »Ganz recht, ich sagte Rundfunk. Amerika brachte eine Durchsage, die in Moskau einen Alarm auslöste. Prof. Dr. Paerson ist verletzt worden.«
    »Na, und?« meinte Dr. Kyrill und zuckte mit den Schultern.
    »Bei der Entdeckung einer neuen Kettenreaktion, meine Herren.«
    »Was?!« Dr. Kyrill sprang auf. »Man will in Los Alamos weiter sein als wir?! Das ist unmöglich, Genosse Kommissar!«
    »Sagen Sie das nicht, Dr. Kyrill. Während Sie noch mit Uran 238 und Uran 235 experimentierten, erfanden die Amerikaner schon das Plutonium! Jetzt haben Sie das Plutonium und entwickeln aus dem Helium eine Superbombe, aber schon ist der Amerikaner wieder weiter als Sie und arbeitet an neuen Kettenreaktionen. Man ist in Moskau sehr unzufrieden mit Ihnen, Genosse.«
    Prof. Dr. Kyrill sog erregt an seiner Zigarette. Dr. v. Kubnitz trank ruhig seinen Wodka, während Dr. Tenuschkow blaß geworden war.
    »Wenn es sich um eine neue Kettenreaktion handelt, kann sie nur vom Plutonium ausgehen«, meinte Dr. v. Kubnitz langsam. Dr. Kyrill sah ihn erstaunt an.
    »Wieso denn?«
    »Sie wissen, daß es bisher dem Menschen gelungen ist, nur 1 / 10 Prozent der Energie einer Materie durch Spaltung mit Neutronen freizubekommen. Es gibt da einen Weg, nur kennen wir nicht den äußeren Mantel, das Bremsmaterial, das verhindert, daß die Atome unter sich bleiben und nicht in Form einer Explosion sich unserer Kontrolle entziehen. Das ist das Geheimnis von Los Alamos, glaube ich.«
    »Dann suchen Sie diesen Mantel!« rief der Volkskommissar erregt.
    »Wie Sie wünschen.« Dr. v. Kubnitz lächelte. »Ich verstecke in der Taiga einen Rubel. Irgendwo. Bitte, Genosse

Weitere Kostenlose Bücher