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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man keine Polizei aufgeboten. In langsamerem Tempo schlängelte sich der Wagen mit abgeblendeten Lichtern durch die Felsenspalten.
    Kezah ibn Menra war müde. Die Hetzjagd hatte ihn mehr angegriffen, als er sich eingestehen wollte. Vierzehn Stunden saß er jetzt hinter dem Steuer und jagte durch die Berge. Der Benzintank war leer, der Reservetank zeigte über die Uhr nur noch fünf Liter an. Zwar lagen im Kofferraum noch fünfzig Liter, aber sie waren nur für den äußersten Notfall gedacht.
    Westlich der schmalen Straße floß in seinem Steinbett, tief eingeschnitten, der Colorado. Ab und zu tauchten im Scheinwerfer des Wagens die bizarren Formen der Cañons auf, schmale tiefe Schluchten mit senkrechten Wänden, ausgesägt in Jahrmillionen von den Wassern, die rauschend auf ihrem Grund flossen.
    In einem Seitental hielt ibn Menra den Nash an und öffnete die Tür.
    Er horchte. Fast fünf Minuten lang.
    Stille. Nur das Rauschen des Flusses.
    Kein Motor, kein fernes Summen.
    Der Wind strich über die Tafelberge. Das Gras raschelte. Dürr, ausgetrocknet im heißen Sommer, gelb.
    Ibn Menra schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens an und wandte sich um.
    Dr. Bouth lag auf dem Hintersitz, die Hände auf dem Rücksitz zusammengeschnürt. Die Platzwunde an der Stirn war dick verkrustet und schmutzig. Sie mußte schmerzen, aber in dem blassen Gesicht zeigte sich keine Regung. Die ganzen Stunden hatte er wortlos gelegen und die Jagd verfolgt. Auch jetzt, wo ibn Menra zu ihm hinüberkletterte und aus einem Verbandkasten Zellstoff und Alkohol holte, eine Binde und Penicillinpuder, schwieg er und ließ sich die Wunde auswaschen, sauber verbinden und bequemer hinlegen.
    Der Marokkaner arbeitete schnell und geschickt. Unter seinen Händen ließ der stechende Schmerz nach, der Puder kühlte, und auch das Klopfen des Blutes in der Schläfe ließ etwas nach.
    Dr. Bouth dehnte sich, so gut er es konnte.
    »Sie waren unvernünftig, Doktor Bouth«, sagte ibn Menra, indem er das Verbandzeug wieder in den Kasten packte. Es waren die ersten Worte, die er seit vierzehn Stunden sprach. »Ich habe Ihretwegen bestimmt einige Polizisten zusammenfahren müssen und habe mir ein Anrecht auf den elektrischen Stuhl erworben.«
    »Da gehören Sie auch hin!« sagte Dr. Bouth hart. Das Sprechen fiel ihm schwer, er mußte auch auf den Mund gefallen sein. Seine Zunge war dick und schwer.
    »Das ist unhöflich von Ihnen, so etwas zu sagen.« Ibn Menra zündete sich zwei Zigaretten an und schob eine davon Dr. Bouth zwischen die geschwollenen Lippen. Zwar beizte der Tabakqualm, aber gierig sog Dr. Bouth das Nikotin durch die Lunge. Er wurde ruhiger, klarer. Seine Augen verloren das Flimmern. Opium, dachte er. Der Mann hat mit Opium präparierte Zigaretten. Sie sind köstlich in dieser Lage. So etwas muß man sich merken.
    »Ich habe Sie nicht entführen wollen«, setzte ibn Menra das Gespräch fort. »Ich wollte Ihnen wirklich helfen. Erst, als Sie mir mit der Polizei drohten, konnte ich nicht anders handeln. Hoffentlich sehen Sie es ein?«
    »Wohl kaum.« Dr. Bouth ließ die Zigarette auf den Lippen tanzen und schnippte so die Asche ab. Sie fiel auf seinen schmutzigen Anzug. »Sie haben mich in einer verzweifelten Lage erpressen wollen. Sie wollen das Atombombengeheimnis Prof. Paersons. Das wollen die Russen auch. Ich brauchte also dann Sie nicht, um Mabel zu befreien.«
    Ibn Menra schüttelte den Kopf. »Glauben Sie wirklich, daß Gregoronow und Zanewskij Ihre Braut freigegeben hätten, wenn Sie ihnen die Pläne überreicht hätten? Seien Sie doch nicht so naiv, Doktor Bouth! Man hätte die Pläne, Mabel, Sie, Prof. Paerson und alle anderen systematisch ausgeschaltet. Auf gut russisch: liquidiert! Was das heißt, wissen Sie hoffentlich. Nur der tote Mann ist gefahrlos, sagt man in Asien.«
    »Zanewskij machte keinen schlechten Eindruck. Er ist selbst unter Zwang.«
    »Das sind wir alle mehr oder weniger. Das ist unser Beruf. Man schickt keinen Menschen als Agenten in die Welt, ohne sich seiner Person durch irgendwelche persönlichen Werte zu sichern. Bei mir ist es meine Mutter. Man kennt keine Gefühle im Staatsinteresse.«
    Dr. Bouth schloß die Augen. Die Opium-Tabakmischung erzeugte ein wohliges Gefühl. »Ich habe Sie schon einmal gefragt: Welches Land vertreten Sie?«
    »Ist das so wichtig?«
    »Das nicht. Aber im Interesse des fair play wäre es nett, es zu wissen.« Dr. Bouth sah ibn Menra kritisch an. »Sie sehen aus wie ein Türke oder

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