Agenten lieben gefährlichen
ist es gleichgültig. Aber sie lebt nicht mehr … das ist die Hauptsache.« Sie richtete sich auf und starrte in sein müdes, von der stürmischen Liebe gezeichnetes Gesicht. »Ich warne dich, Cliff … rühr sie nicht wieder an!«
***
Am vierten Tag kamen sie an die erste Stromschnelle, wie es Cascal vorausgesagt hatte. Mit Verwunderung stellte Dr. Forster fest, daß Cascal den Rio Tefé anscheinend besser kannte als alle anderen. Aber er schwieg darüber, nahm sich jedoch vor, Cascal von jetzt an besser zu beobachten.
Die Stromschnellen und der Wasserfall waren das Ende der Bootsfahrt. Cliff steuerte das linke Ufer an, wo eine breite Sandbank angeschwemmt war, und ließ die Boote auflaufen. Er holte eine Karte hervor, und Cascal erkannte, daß es zusammengesetzte Luftaufnahmen waren.
»Woher haben Sie diese Fotos?« stieß er hervor.
»Das geht Sie nichts an, Señor.« Cliff machte mit einem Rotstift einen Kreis um die Flußstelle, die auf dem Luftbild deutlich als eine weiße Barriere zu erkennen war. »Hier sind wir. Es kommen noch vier Stromschnellen, kurz hintereinander. Es hat also keinen Sinn mehr, mit den Booten weiterzufahren, sie um die Wasserfälle herumzutragen und wieder in den Fluß zu lassen.«
»Das heißt also – weiter zu Fuß!« sagte Dr. Forster.
»Sind Sie fußkrank?« fragte Cliff etwas giftig. Dr. Forster ballte die Fäuste und wandte sich ab. Ein widerlicher Kerl, dachte er. Man sollte ihm in seine große Schnauze schlagen. Aber es wäre sinnlose Auflehnung – er hat die Kraft eines Bullen. Nur gemeinsam könnte man ihn unterkriegen, wenn wir uns alle einig wären … und auch dann wäre alles falsch, denn Ellen bewundert ihn.
So schluckte er die Grobheit und wurde aus Liebe zum Feigling.
Das Umladen war mühsam, die Verteilung der Lasten führte zu erregten Diskussionen. Cliff war es, der alles allein machte. Er packte die Tragsäcke, er wog sie ab und bestimmte, wer was zu schleppen hatte. Cascal gab seinem Gepäck einen Tritt und stemmte die Hände in die Hüften.
»Nein!« schrie er. »Ich bin kein Lastesel! Keine zehn Pferde bekommen mich dazu, das zu tragen!«
»Ich brauche keine zehn Pferde, Señor … es genügt das hier.« Cliff hob seine Faust und hielt sie Cascal unter die Nase. »Bis zum Quellgebiet des Juma sind es noch dreihundert Kilometer. Das sind dreißig Tagesmärsche, wenn wir gemütlich durch den Wald wandern. Wollen Sie als einziger kneifen?«
Cliff blickte sich um. Cascal schien nicht allein mit seiner Weigerung zu sein, auch die anderen Männer sahen Haller böse an.
»Ach so«, sagte er gedehnt. »Der Wind weht von allen Seiten? Eine kleine Revolution? Ellen …« er drehte den Kopf zu ihr und grinste breit. »Sie hatten wenig Glück mit Ihrer Mannschaft. Alles nur Kerle, die statt Knochen Pudding haben …«
Das war der Augenblick, in dem Cascal explodierte. Er sprang vor und schlug zu. Sein Hieb war gut gezielt, er traf Cliff genau unters Kinn, und jeder andere wäre davon umgefallen wie ein gefällter Baum. Nicht aber Haller. Er schüttelte sich nur wie ein ins Wasser gefallener Hund, starrte Cascal ungläubig an und duckte sich dann etwas.
»Cliff!« rief Ellen Donhoven hell. Und auch Rita Sabaneta, die am offenen Feuer hockte und einen Kessel Bohnensuppe kochte, denn sie hatte für die Zeit der Krankheit Palmas die Küche übernommen, stieß einen warnenden Schrei aus.
»Ihnen fehlt die Kraft, Señor!« sagte Cliff gefährlich leise. »Ich lasse mich nicht gern streicheln.«
Er schoß eine linke Gerade ab, aber Cascal, der darauf vorbereitet war, wich aus, tänzelte zur Seite und hatte plötzlich Angst in den Augen. Cliff setzte ihm nach, kam aber nicht mehr dazu, einen Schlag zu landen. Wie eine Welle stürzten sich die anderen über ihn. Fäuste wirbelten, die Schläge klatschten, Flüche und Stöhnen vermischten sich mit dem Keuchen der Kämpfenden – in einem Wirbel von Armen brach Cliff zusammen, Blut rann ihm aus der Nase, aber er gab nicht auf, schlug und trat um sich und traf Campofolio so schwer in den Unterleib, daß der Italiener heulend über den Boden rollte und brüllte, als ziehe man ihm die Haut ab.
Ebenso plötzlich, wie sich ein Gewitter entlädt und dann geisterhafte Stille herrscht, so wichen auch die Männer auf einmal zurück und ließen von Cliff ab. Er lag auf dem Rücken, das Gesicht war aufgequollen, ein Auge schloß sich und das andere stierte auf Ellen und Rita, die sich neben ihn knieten und mit nassen Lappen
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