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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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drahtig,
genau richtig fürs Segeln… He, Blümchen, stimmt’s, ihr wart doch gute Matrosen?!«
    Blümchen stellte die Fischplatte ab und verteilte die Teller.
    »Wer war wessen Matrose?« fragte er irritiert.
    »Sehen Sie, Lautner, er ist noch ganz durcheinander. Ich geb ja zu, ich hab’s leicht übertrieben. Na ja, wenn man den Segelschein erst seit ein paar Wochen hat… Aber jetzt wird gegessen, komm, Blümchen, jetzt feiern wir unser Halsen und Wenden.«
    »Ich komm später noch einmal vorbei«, sagte Lautner und erhob sich.
    »Tun Sie das, Sie Wildwasserskooter«, verabschiedete Corinna ihn. »Na, was sagt ihr, wie war ich?«
    »Phänomenal«, sagte Blümchen, »hätte nie gedacht, daß man mit Sekt diesen Leuten so beikommt…«
     
    Wir hatten gegessen, und Corinna hatte gerade Lust aufs Tanzen bekommen, als sich Lautner wieder zu uns setzte.
    »Laßt ihr mich mal zehn Minuten mit dem crack allein?« fragte er.
    »Nach zehn Minuten hol ich ihn mir«, antwortete Corinna und zog Blümchen mit sich fort.
    »Also…«, begann Lautner, »fünf Jahre Arbeit, fünf Jahre Wiesbaden live , fünf Jahre Geschäfte. Ich denke, die company steht, und ich hab alles gegeben, den vollen Einsatz, bis hin zum Privaten. Jetzt ist der Zeitpunkt, auch da die Kehre zu kriegen. Du verstehst mich?«
    »Ohne Mühe«, erwiderte ich.
    »Na fein. Ich hab in den Jahren nicht an vielem gehangen, ich hab mich draußen gehalten und dafür gesorgt, daß der speed immer stimmte. Ich hab meine Leute gut ins Rennen
gebracht, was sie draus machen, ist nun ganz ihre Sache. Was ich jetzt brauche, ist ein seelisches lifting. Und sowas regelt sich nicht von allein, dazu brauchst du den richtigen Beistand. Ich hab in den Jahren viel Volk gesehen, du weißt ja Bescheid, aber am Ende ist es bei einer Figur geblieben. Und mit der werd ich nun die Tage genießen.«
    »Du hast es verdient.«
    »Richtig, ich hab es verdient, und ich hab auch verdient, daß meine Leute das akzeptieren. Ich hab verdient, daß meine Leute mir nicht dumm kommen und daß sie nicht falsch mit mir spielen. Siehst du, crack , darüber wollte ich heut mit dir reden. Vor ein paar Stunden, auf der Fahrt hierher, hast du das Blaue vom Himmel gelogen, du hast dir gedacht, den Lautner seife ich ein, der wird ruhiggestellt. Und ich hab es mir anhören müssen, ganz gegen meine Gewohnheit, denn gewöhnlich schlage ich zu in solchen Fällen. Jetzt mach ich es sanft, aber wirkungsvoll, eben ultimativ …«
    »Stop, Lautner, du liegst völlig daneben…«
    »Ich lieg nie mehr daneben, crack , merk dir das für alle Zeiten. Meine Leute haben mich essentiell informiert, und für meine Leute steht eindeutig fest, daß du der Typ bist, der mir Linda Francis genommen hat…«
    »Du bist wahnsinnig…«
    »Die Leute vom Theater pfeifen es schon von den Dächern, die Garderobieren erzählen von deinen Wartezeiten am Hinterausgang, von aufgedonnerten Blumengebinden, von hinterlegten Zetteln und Briefchen in jeder Menge. Das alles mag ja noch angehen, aber inzwischen haben meine Spione gecheckt, daß Meynard nicht mehr allein lebt. Seit neustem haust eine Frau in seinem Palais, groß, meistens mit dunklem Kopftuch oder Schal unterwegs, eine verhuschte, nervöse Gestalt,
so verhuscht, so nervös, daß meine Leute sie nicht einmal deutlich zu Gesicht bekommen. Meine Leute sagen, die tickt nicht mehr richtig, die ist so flink, als sei sie vor was auf der Flucht, die nimmt jedes Mal nen anderen Weg, die entschlüpft uns ganz raffiniert, weil die längst ahnt, wir wollen sie stellen. Meine Leute behaupten, die spielt Maskerade, die bringt’s mal klassisch, mal supermodern, die ist nie zweimal dieselbe… Nie zweimal dieselbe , na, Meynard, wer bringt das schon fertig, wo lernt man die Kunst, nie zweimal dieselbe zu sein? Gut, du hast es erraten, ich seh es dir an: man lernt es beim Schauspiel. Die Frau, die bei dir haust, ist also ne Schauspielerin, soweit wären wir jetzt…«
    »Lautner, laß es dir erklären, es ist viel einfacher…«
    »Ganz still, du quatschst mir nie mehr dazwischen! Du hast es auf irgend ne dunkle Weise geschafft, die Francis an dich zu binden. Sie geht kaum noch aus, sie verbringt die Nächte fast immer in deinen zwei Zimmern. Das Licht brennt bis halb drei, bis halb vier, auch wenn du unterwegs bist, wartet sie, als wär sie nach dir verrückt. Und du sagst mir jetzt, bevor ich meinen Trumpf ausspiele, was hast du mit ihr gemacht? Wie kann das sein, daß eine Frau wie die

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