Agenten - Roman
Francis, und so eine Frau ist die Stärke, plötzlich hörig wird? Das will ich wissen, Meynard, denn das geht mir nicht in den Kopf. Meine Leute sagen, sowas läuft über Drogen, aber meine Leute machen es sich gerne bequem. Selbst das Rumspionieren beherrschen sie nicht professionell, da scheinst du mit andren Kalibern gesegnet zu sein. Aber egal, heute Abend will es ich wissen, die ganze Geschichte, sonst schläft Lautner nicht mehr. Und ich will dir sagen: wenn es stimmt, was meine Leute so melden, wenn du sie fest in der Hand hast, nehm ich dir alles, die Stelle, die Frau, dein letztes Hemd…«
»Lautner, ganz ruhig… Du hast dich völlig verrannt. Hör jetzt zu, hör genau! Ich habe Linda drei-, viermal getroffen. Alle Begegnungen verliefen im Sand. Ich hab mich wie du sehr um sie bemüht, an so manchen Hinterausgängen. Ich hab ihr geschrieben, telephoniert, Zettel, Briefe, das ganze Programm. Soweit stimmt es…«
»Und womit hast du sie in deine Wohnung gelockt?«
»Aber Lautner! Linda wohnt nicht bei mir, welche Dilettanten schickst du denn los? Die hängen rum in den Michelsberg -Kneipen und werfen mal einen Blick auf die Straße, und dann kommen sie nicht hinterdrein, weil sie noch ihr Glas leeren müssen…«
»War’s Kokain? Oder was treibst du für fremde Spiele mit ihr?«
»Lautner! Die Frau, die bei mir wohnt, ist meine Schwester. Sarah studiert jetzt in Mainz, Biologie und Philosophie. Sie ist ein Wesen von einem anderen Stern, hochintelligent, die lernt bis tief in die Nacht.«
»Crack , du nimmst doch nicht an, ich glaub noch an Idyllen? Deine Schwester?! Was Harmloseres hast du wohl nicht in der Kiste?«
»Komm, fragen wir Männie. Wo ist Männie? Ist er hier? Männie kennt meine Schwester, er bestätigt dir alles. Männie ist besser als all deine Halunken, und, Gott, Lautner, die werden Sarah schön zu schaffen gemacht haben, immer hinter ihr her, wie hält sie das aus? Kein Wort hat sie gesagt.«
»Männie ist auf deiner Seite, den hast du bestochen. Nein, crack , jetzt spiel ich meinen Trumpf. Die Francis ist drüben auf meiner Jacht, ist ein Geschenk für die Frau, wenn sie sich’s noch überlegt. Wir beide, wir gehn jetzt rüber zu ihr, und dann kommt es heraus, so wahr ich hier sitze!«
»Linda ist hier?! Es ist mir nicht recht, ihr so zu begegnen. Ich…«
»Heut ist mein Fest, da tanzen alle Puppen für mich. Und was dir heut nicht recht ist, danach fragt dich keiner. Komm jetzt, bringen wir alles zum Abschluß!«
Wir verließen den Garten und gingen schweigend am Ufer entlang. Mir brannte der Kopf, die Nachhitze des Tages machte sich bemerkbar. Lautner blickte stumpf vor sich hin, man merkte ihm die Erregung noch immer an.
Wir gingen über schwankende Planken an Bord. Lautner deutete auf die kleine Treppe, die zur Kabine unter Deck führte. Er ließ mir den Vortritt, ich zog den Kopf ein und tastete mich hinunter. Ich öffnete die Kabinentür, Linda saß auf einem bequemen Fauteuil und blätterte in einer Zeitschrift. Sie trug ein dunkelrotes, langes Kleid, sie hatte ihr Haar nach oben gesteckt, und ich hielt inne vor diesem manierierten Bild.
»Meynard! Was für eine Überraschung! Du bist auch hier? Dann hat sich das Warten ja gelohnt!«
»Welches Warten, Linda, wer hat auf wen gewartet?«
»Ich! Ich warte hier schon seit einer Stunde. Lautner, du wolltest dich doch beeilen!«
»Wollte ich, ja«, sagte Lautner, »doch du warst mit allem versorgt. Ich wollte dir Zeit lassen nach unserem Ausflug, damit du dich in Ruhe umziehen kannst.«
»Soviel Zeit?! Na gut, dann wären wir immerhin mal zu dritt. Was haben wir vor? Es ist so schön da draußen, gehen wir hinüber zur Arche …«
»Wir kommen mit«, sagte Lautner, »doch vorher wollen wir noch etwas besprechen. Setz dich, Linda, Meynard, du auch, wir setzen uns alle…«
»He«, erwiderte Linda, »was soll die Feierlichkeit? Hältst du uns jetzt eine Rede?«
»Ja«, sagte Lautner ganz ernst, »ja, ich halte jetzt eine Rede.«
»Aber doch nicht nur für uns zwei! Die anderen sollen auch was davon haben! Komm, Lautner, wir gehen nach draußen!«
»Halt!« sagte Lautner, kräftiger als beabsichtigt, »hier verläßt niemand das Schiff, bevor ich es erlaube!«
»Das geht zu weit«, entgegnete Linda, »ich laß mir von niemand etwas verbieten. Ich habe über eine Stunde gewartet, du hast versprochen, mich zu deinen Freunden zu bringen. Einer ist da, ein einziger, ja, also gehen wir jetzt hinaus zu den
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