Agenten - Roman
strenges Kommando. Wirst sehen, wie die uns da drüben empfangen, wie die Gorch Fock in ihren glorreichen Zeiten.«
»Genau«, setzte Corinna hinzu, »das sind Perspektiven. Unser Blümchen als Käpt’n, und wir die Matrosen.«
»Drei Flaschen zu zweit«, sagte Blümchen, »das mußte so enden…«
Als wir in den Hafen einliefen, war das Fest in der Arche schon in vollem Gang. Der große Garten vor dem im Wasser verankerten Lokal war mit Ketten von Glühlampen erleuchtet, Tische und Bänke standen in Reihe hintereinander, eine Band spielte sich gerade ein. Die Menschenmenge war inzwischen nicht mehr überschaubar, angesichts dieses Treibens verkümmerten alle Absichten. Ich wollte mich schon neben Corinna setzen, ohne die Spur aufzunehmen, als ich Lautner erkannte, der sich beeilte, zu mir zu kommen.
»Meynard, der Ehrengast läßt sich Zeit? Ist die feine Tour, was, dafür hab ich Verständnis. Was wollt ihr trinken?«
»Ein Fest nennen Sie das?« sagte Corinna. »Blümchen segelt stundenlang mit uns rheinauf- und rheinabwärts, und wir kommen beinahe um vor lauter Durst.«
»Rheinauf- und rheinabwärts?! Ja ist der Mensch denn noch ganz gescheit?«
»Er sagte, Sie hätten einen speziellen Auftrag erteilt«, behauptete Corinna. »Aber ich will Ihnen sagen, wir beide kennen die Gegend, Besichtigungstouren sind nicht besonders gefragt.«
»Besichtigungstouren?! Mit dem werd ich reden…«
»Tun Sie das! Aber nicht heute! Sonst kommt das Feiern zu
kurz«, sagte Corinna. »Wer schlecht organisiert, muß erst einmal büßen. Eine Flasche Sekt wär nicht schlecht, und etwas zu essen, wie heißt es bei Ihnen: vom Feinsten !«
»Sofort! Wird gemacht!« sagte Lautner erstaunlich dienstfertig und eilte davon.
»Wer führt hier eigentlich Regie?« fragte ich Corinna.
»Meine Spielfähigkeiten sind noch unterentwickelt«, antwortete sie. »Dem Kerl hab ich Beine gemacht, der braucht diese Strenge!«
»Du läßt uns gleich mal für ein paar Minuten allein«, sagte ich.
»Erst wenn der Schmaus hier verzehrt ist«, erwiderte sie, »für Gipfeltreffen bin ich heut Abend sowieso nicht zu haben. Aber wir sehen uns dann noch?«
»Auf jeden Fall…«
»Gut, ich will nur wissen, was du so vorhast. Mir kannst du ruhig sagen, wohin es dich treibt.«
»Ich rede nur ein paar Worte mit Lautner, dann machen wir, was wir wollen.«
»Was wir wollen ? Schön, daß du auch daran mal denkst!«
Lautner erschien mit einer Flasche und drei Gläsern, Blümchen hinter sich her dirigierend.
»Er sagt, ihr wärt auf der Insel gewesen«, sagte Lautner.
»Auf welcher Insel?« entgegnete Corinna. »Wir haben sämtliche Uferpromenaden des Rheingaus besichtigt, das schöne Eltville, Oestrich und Winkel, ganz zu schweigen von Geisenheim und…«
»Das reicht«, sagte Lautner. »Blümchen, du bist ein Versager.«
»Sie sind der Gastgeber«, meinte Corinna, »und der verzeiht heute alles, wenn seine Gäste verzeihen. Ich will was zu
essen, hab ich das nicht gesagt? Blümchen, auf, hopp, mach deinen Fehler schnell wieder gut!«
»Ja, Blümchen, auf, hopp«, stimmte Lautner ein, »eine letzte Chance geben wir dir noch. Gegrillte Fische, eine große Platte für die hungrigen Herrschaften hier!«
»Schade, schade«, seufzte Corinna, als Blümchen sich kopfschüttelnd auf den Weg gemacht hatte, »Sie haben da draußen viel verpaßt…«
»Ich?! Wieso?« fragte Lautner.
»Bessin ist Wasserski gelaufen, unglaublich gut, mit Tiefwasserstart…«
»Was Sie nicht sagen«, murmelte Lautner, »ich hab ihn nicht gesehen.«
»Das haben wir uns schon gedacht«, sagte Corinna, »Meynard hat noch nach Ihnen Ausschau gehalten…«
»Aber ich war doch draußen«, unterbrach Lautner, »ich war mit dem Motorboot draußen!«
»Mit dem Motorboot! So! Auf Motorboote haben wir zu wenig geachtet, aber das lag an mir, denn Sie müssen wissen, ich hab vor ein paar Wochen den Segelschein gemacht, und da hatten wir alle Hände voll zu tun, denn ich wollte doch auch einmal ran, nicht wahr, Meynard, ich hab euch genug in den Ohren gelegen…«
»Das hast du«, heizte ich sie weiter an, »die unmöglichsten Manöver waren angesagt…«
»Segeln mit raumem Wind, die Backstagsbrise genutzt…, verstehn Sie was davon?« fragte Corinna.
»Tut mir leid«, meinte Lautner, »Segeln ist nichts für mich, ich war mit dem Motorboot draußen…«
»Das sagten Sie, stimmt«, lächelte Corinna, »vielleicht sind Sie auch etwas zu korpulent. Meine Jungs hier, die sind
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