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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Schafsgarbe. Dunstige Wärme, Ölgeruch, als sickerte das glänzende Zeug aus dem Boden. Ausgewaschenes Holz, und der dunkle, grobkörnige Sand, ein schmaler, abseitiger Streifen, den man in Ruhe belassen. Ein paar Kähne, die sich müde taumeln an ihren Pflöcken. Und in der Ferne die verwilderte Au, ein lasziv moderndes Dickicht, Brutstätte, Sonnenfang, dahin würd es dich locken. Der schmale, ausgetretene Pfad, eine dürftige Linie in all der amorphen Verwesung. Verschleimte Gebilde, weicher Tang, zu Geflechten zersetzt, hier und da die Spur einer Kalkschicht, aus Muschelrückständen. Fein geschliffene Steine, trockene Kiesel, ihre Glätte liegt gut in der Hand. Ausgezehrtes Terrain, die Sonne bleicht’s, und kleine Wellen wecken Töne von Grau. Ein paar Stufen, setz dich eine Weile, dieses Fluten zieht unmerklich dahin.
     
    Ein Schwarm von Segelbooten hatte den kleinen Hafen verlassen und kurvte auf dem Fluß. Eine leichte Brise erlaubte einige Fahrt, doch wir entfernten uns nicht allzu weit, sondern trieben meist nur ruhig am Ufer entlang. Hegeler surfte dicht an uns vorbei, er stemmte sich weit zurück und hielt die Gabel nur mit einer Hand. Blümchen lehnte lässig an der Pinne, die Beine ausgestreckt, und Corinna schenkte uns kühlen Sekt ein, der in der Hitze etwas Stechendes hatte. Die Rebhänge am rechten Ufer waren schon vom ersten, matten Grün überzogen,
die Häuser versunken in Blütengelagen, weißer Flieder, Kastanien, ein bunter, in der Ferne verschwimmender Puder. Zur Linken die langen Pappelreihen, und dahinter die hellen Kissen und Floren der Obstbaumkulturen. Auf dem Strom beißende Helligkeit, kaum einer suchte große Bewegung, nur Lautner übertrieb die Aktion, als Energiebündel am Ruder eines Motorboots.
    »Ist doch typisch, wie sich der wieder reinhängt«, sagte Blümchen, »der braucht immer Kulisse, sonst wird der nicht froh.«
    »Seit wann fährt der denn allein?« fragte Corinna. »Ist ein Wunder, daß der es nur mit sich aushält.«
    »Er hat viel durchgemacht in letzter Zeit«, meinte Blümchen, »von wegen innere Wandlung und so. Aber selbst das will er allen beweisen, der lebt seine Geschichte nur vor anderen aus.«
    »Was meckert ihr rum«, sagte ich, »wir haben ihm viel zu verdanken. Mit der Zeit gewöhnt man sich an seine Allüren, man sieht einfach darüber hinweg, dann wird er ruhig, sogar ziemlich normal.«
    »Daran hab ich auch mal geglaubt«, erwiderte Blümchen, »ist ein Irrtum, die Perspektive. Lautner ist fantastisch im Täuschen, der weiß oft selbst nicht, woran er mit sich ist. Es ist ihm angeboren, glaub ich allmählich.«
    »Schaut mal«, sagte Corinna, »man sieht es jetzt besser, er ist auch gar nicht allein. Er hat diese Schauspielerin bei sich im Boot.«
    Ich fuhr hoch und hielt die Hand schützend über die Augen.
    »Wahrhaftig«, bestätigte Blümchen, »Linda Francis, für die tut er alles, mit der braust er sogar bis nach Holland.«

    »Ist ja unglaublich«, sagte ich leise, »vor einer Stunde hat er mir noch erzählt, er wolle diese Geschichte schnellstens vergessen.«
    »Na bitte«, meinte Blümchen, »ich hatte doch recht. Lautner und vergessen! Das paßt nicht zusammen. Heute ist sein großer Tag, da spendiert er sich die schönste Trophäe.«
    »Mal ehrlich, Blümchen, hast du davon gewußt?« fragte ich entschieden.
    »Gewußt nicht, nur etwas geahnt. Lautner hat mir aufgetragen, dich rauszusegeln.«
    »Was?! Ist das dein Ernst? Und du machst da mit, du spielst hier den Lockvogel?«
    »Ich hab doch nicht gewußt, was er vorhat. Er hat mir nur bestellt, ich soll dafür sorgen, daß du auf mein Boot kommst.«
    »Allerhand, der Trick ist gelungen. Seit wann hat er denn wieder mit der Francis zu tun?«
    »Weiß ich doch nicht, das läuft doch schon eine Weile.«
    »Was läuft da? Ich denke, das ist längst vorbei?«
    »Glaube ich nicht. Wie ich Lautner kenne, beendet nur er diese Geschichten.«
    »Könnt ihr diesen Männertratsch mal beenden?« fragte Corinna.
    »Blümchen«, sagte ich scharf, »du segelst sofort zurück in den Hafen!«
    »So würd ich darauf nicht reagieren«, antwortete Blümchen, »das ist doch genau, was der will.«
    »Sollen wir hier herumdümpeln, froh darüber, daß die Falle zugeschnappt hat? Soll ich mir ansehen, wie er mir vorführt, was er erreicht hat?«
    »Laß ihm die Spritztour, wir tun so, als ob nichts geschehen wäre.«

    »Da kennst du mich schlecht«, sagte ich, »ich geb mich mit Zuschauerrollen nicht

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