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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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zählte Geld ab und legte es neben seine Tasse. Er schaute mich an und setzte die Kopfhörer auf.
    »Mein Beileid! Erzähl mir gelegentlich, wo du ihn losgeworden bist!«
    Blok lachte und machte mit der Hand eine schnelle Bewegung, als habe er einen Revolver gezogen. Hegeler verschwand zwischen den vorbeiströmenden Passanten.
    »Was redest du da?« sagte ich zu Blok.
    »Ich bringe etwas Unruhe in die Gesellschaft«, sagte Blok, »nur so fordern wir Lautner heraus.«
    »Ich hab nicht vor, ihn herauszufordern.«
    »Aber ich! Ich sagte doch, du bist mein Hobby!«
    »Dann lade mich gefälligst auch ein!«
    »Wird gemacht! Was hast du vor? Wir haben noch Zeit bis zum Abendessen.«
    »Nichts, nur die Kaffeestunde würde ich gern beenden.«
    »Trinken wir ein paar ordentliche Kölsch , vor dem Dortmunder können wir auch draußen sitzen.«
    »Ich denke, es ist dir nicht mehr fein genug?«
    »Meynard, parallele Linien sollten sich nicht hier, sondern im Unendlichen schneiden. Sind wir mit dieser Philosophie einverstanden?«
    »Wir werden beim Kölsch drüber nachdenken«, sagte ich.
    Wir gingen die Langgasse herunter, Richtung Kranzplatz , es waren nur einige hundert Meter in der Fußgängerzone. Wir passierten das Zeitungsgebäude des Wiesbadener Boten , und
Blok überflog kurz den in den Schaukästen ausgehängten Lokalteil. Ich ging voraus und nahm Platz, ich war ruhig, und die Nachtstunden kamen mir vor wie Auswüchse einer fremden Phantasie.
    »Ich schlafe schlecht«, sagte ich zu Blok, »ich weiß nicht, woran es liegt. Die Nächte sind wie Hürdenlaufen über glühende Stangen.«
    »Dann versuch es doch mit jemand anderem«, antwortete Blok.
    »Ja, es wäre besser, nicht allein zu sein, wenigstens nicht fürs Erste.«
    »O Gott, meinst du das im Ernst? Du willst dich von einer Frau in den Schlaf wiegen lassen?«
    »Ich stelle mir vor, es wäre gut, neben jemandem zu liegen. Es würde mir helfen.«
    »Bist du verliebt? Ist es eine der Miezen vom Magazin?«
    »Unsinn, ich rede doch nicht von Verliebtheit, ich bin ganz nüchtern. Ich weiß nur, daß es nicht guttut, sich nachts diesen Monomanien auszuliefern. Ich lege immer dieselben Strekken zurück, lauter Geländeläufe durch ein völlig atomisiertes Terrain.«
    »Das kenne ich auch.«
    »Und was machst du?«
    »Ich versuche, fest an den nächsten Tag zu denken. Das hilft meist, wenn nicht, trinke ich einen Jack Daniels .«
    »Und warum sperrst du dich gegen Frauen?«
    Blok schaute starr vor sich hin, ich hatte eine empfindliche Frage gestellt, und ich ahnte, daß er am liebsten abgesprungen wäre. Aber er zwang sich, mit seiner Antwort zu warten.
    »Das trifft es nicht«, sagte er, »aber ich wäre nur verlegen, wenn ich mit jemandem so lange zusammen sein müßte.
Schon am Morgen danach bekäme ich Probleme. Ich könnte mich nicht freundlich stellen, ich wäre doch nicht zu ertragen. Worüber sollte ich schon mit ihnen reden? Du kennst mich, ich hasse diese bequemen Gespräche, und ich gebe mir nicht vorsätzlich Mühe, einem anderen die Seele zu erleichtern. Ich bin nicht für Übereinstimmung, erst recht nicht für dieses gefühlige Duseln. Und das erwarten sie doch schließlich von einem.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Sie erwarten es, täusche dich bloß nicht darüber hinweg! Sie wollen in dich hineinkriechen, sie wollen einen mit ihren Gefühlen besetzen, jeder Winkel soll ihnen gehören. Sie tasten dich ab, sie nehmen Maß, und sie sind besser als du. Sie sind dir immer voraus, sie haben eine durch und durch kalkulierte Psyche, sie sind sich immer ihrer Schwächen und Leistungen bewußt. In jedem Moment, den du mit ihnen zusammen bist, lieferst du ihnen Material für ihren seelischen Geheimcode. Sie verfahren sicher und intuitiv mit dir, sie halten dich an ihrer langen Leine, und du gehörst in die Abteilung Dressur. Ich sage dir, ich gehe denen keinen Schritt entgegen, niemals, bei mir gäbe es nur ein einziges Ringen, nur das lange Gegeneinander, Härte gegen Gewohnheit und Fanatismus gegen Sympathie!«
    »Du machst einen Krieg daraus, ich dachte an eine völlig harmlose Sache.«
    »Harmlos! Es gibt in diesen Dingen nichts Harmloses! Meynard, du bist einfältig! Du kannst nicht ihre Hand nehmen, um die Schicksalslinien darin zu lesen. Bei einem Zusammensein gerätst du mit jemand aneinander, vergiß das nicht! Auch wenn du noch so bescheiden bist, wächst da von der ersten Minute an etwas zusammen. Du kannst dich nicht
dagegen wehren, es ist Preisgabe und

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