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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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erlaubst du dir?«
    »Ich komme aus Aßmannshausen, wußtest du das nicht?«
    »Am Ende hast du noch die Kuckucksuhr erfunden.«
    »Ihr seid ja bester Laune, Kompliment!«
    »Mit Abstrichen«, sagte Blok.

    »Und die wären?«
    »Meynard sucht eine Frau, etwas Liebes, Ruhiges, am besten aus der Schweiz, mit Weinkenntnissen.«
    »Er hat lange kein Kölsch mehr getrunken«, sagte ich, »deshalb faselt er so.«
    »Fürs Erste ist Meynard bescheiden«, fuhr Blok fort, »er denkt nur daran, seine Sehnsucht zu stillen. Wenn das gelaufen ist, wechselt er ins verwegene Genre.«
    »Tja, dann wünsche ich guten Erfolg«, sagte Doris und stand auf.
    »Wir sehen uns«, rief Blok ihr nach, doch sie reagierte nicht mehr.
    »Muß das sein?« fragte ich ihn.
    »Ausgesprochen, verliert die Sache ihr Gewicht«, sagte Blok, »sonst leidest du nur unnötig lange darunter.«
    »Nächstens behalte ich es für mich.«
    »Ach was, ich will dir nur Mut machen.«
    »Kann ich auch für dich etwas tun?«
    »Mich begleiten«, sagte er lächelnd.
    »Und wohin?«
    »In die Schweiz, und zwar ohne Widerrede.«
     
    Wir hatten viel Bier getrunken, und je länger es gedauert hatte, um so weniger hatte ich Blok davon abhalten können, sein Ziel zu verfolgen. In solchen Momenten hatte er es leicht, mich zu überzeugen, gierte doch alles in mir danach, die flüchtige Neugierde zu befriedigen.
    Die Weinabteilung des Mövenpick lag gleich links neben dem Eingang. Es war ein kleiner, separater Raum, und die hohen, mit Flaschen gefüllten Regale bildeten die Trennwände zu den heller erleuchteten Eßlandschaften. Die winzigen Kaffeehaustische
mit den runden, marmorierten Platten ließen nur ein Sitzen zu zweit zu und betonten das Exklusive dieser Insel, auf der man Genießer und Kenner erwartete.
    Doris wirkte in ihrer dunkelbraunen Uniform mit den wenigen orangenen Zierden maskulin überfremdet; ihr Aussehen erinnerte an das einer Schlafwagenschaffnerin, deren individuelle Züge einer DDR-Maskierung zum Opfer gefallen waren. Doch anders als eine Schaffnerin brauchte sie sich nicht rasch zu bewegen; sie trat beinahe behutsam an einen Tisch und erkundigte sich nach den Wünschen der Gäste mit gesenktem Kopf, als ereigne sich dies alles in einem namenlosen Traumland, wo man alles nur mimte. Mit unserer gezügelten Ausgelassenheit fuhren wir in dieses Schattenreich wie böswillige Eindringlinge, die nur ein harsches Wort stoppen konnte, und wahrhaftig bekamen wir als Erstes Ermahnungen zu hören, leiser zu sein und die anderen Gäste nicht zu stören.
    »Entschuldige«, sagte Blok zu Doris, »es ist unser Weißweinabend, wir bevorzugen leichte, trockene Sorten und legen Wert auf gute Kühlung. Eine Karte brauchen wir nicht, wir vertrauen dir.«
    »Wie teuer soll es denn sein?«
    »Preise interessieren uns nicht.«
    »Und wer zahlt?«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Ich befürchtete, daß Blok nicht davon abzuhalten wäre, maßlos zu werden; deshalb verschwand ich kurz, um Doris heimlich zu sagen, in welchen Grenzen wir uns weiter bewegen konnten. Sie stand an der Kasse und ging die Karte durch.
    »Habt ihr nicht schon genug?«
    »Was ist das, genug?«
    »Ich will keinen Ärger hier.«

    »Dann gib dir Mühe.«
    »Bürgst du für den Dandy?«
    »Ja, wenn du uns nicht mit den Preisen überforderst.«
    Als ich zurückkam, machte Blok eine ungeduldige Miene wie meist, wenn er betrunken war und es ihm schwerfiel, auf das nächste Glas zu warten. Ich nahm mir vor, ihn zu beschäftigen, doch es war schwer, ihn jetzt nicht zu reizen.
    »Wie läuft es im Savoy ?« fragte ich.
    »Besser als hier, ich brauche nicht zehn Minuten für zwei Gläser Weißwein.«
    »Glaube ich dir aufs Wort. Ich sollte mal wieder hinkommen.«
    »Laß es bleiben, ich kann nicht immer Champagner spendieren, und erst recht nicht einem, der ihn mit MM verwechselt.«
    »Ach ja? Laß mal hören, welche Marken kannst du blind unterscheiden?«
    »Wein, Sekt oder Champagner?«
    »Machen wir einen Test«, sagte ich erleichtert, denn ich glaubte, ihn nun soweit zu haben, daß er nicht allzu schnell trank. Doris brachte die ersten beiden Gläser, und ich erklärte ihr das Spiel. Sie schien mich zu verstehen.
    »Na?« fragte ich. »Fürs Erste genügt die Angabe der Landschaft.«
    »Kinderkram«, antwortete Blok, »das ist ein Rheingauer.«
    »Ausgezeichnet«, nickte Doris und wollte sich abwenden.
    »Bring gleich den nächsten«, rief Blok, ganz gegen meinen Willen in Schwung geraten. Er blickte

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