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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Nehmen, Raffen, Schläge, Raub!«
    »Es könnte auch etwas Strahlendes haben, eine durchlässige Intimität! Es könnte einen immerzu fortziehen, ganz selbstverständlich. Man bräuchte diese Anstalten nicht, auch nicht diesen verqueren Blick auf sich selbst, man geriete mit der Zeit in eine Begeisterung, wäre es nicht hundertmal schöner, in einem solchen Zusammensein zu leben als in einer spröden, am Ende doch immer nur vertanen Einsamkeit?«
    »Ich bin nicht einsam!«
    »Ich würde zum Beispiel gern zu zweit verreisen, eine weite Fahrt würde mir dann leichter fallen, ich will nicht irgendwo in der Fremde nur mit mir zu tun haben, ich bin mich dann leid.«
    »Ich bin seit Jahren nur allein unterwegs gewesen, und es hat mir nichts ausgemacht. Ich sage dir sogar: es war das Beste. Keine Ansprüche, keine gemeinsamen Ziele, nicht diese verwackelte Kuscheligkeit! Die Sinne würden mir ganz taub, ich bekäme einen völlig zugeschütteten Blick, und die Nähe des anderen wäre nur Infamie! Ich habe nächtelang an fremden Orten allein gesessen und war glücklich dabei.«
    »Das sind momentane Euphorien, die kenne ich auch. Man balsamiert sich ein, man ist unverwundbar und ruht ganz in sich. Und dann flaut der kleine Rausch ab, und man sehnt sich nach der nächstbesten Begegnung.«
    »Ich kann es nicht hören, wenn du so redest. Daraus tropft Psychologie, und was ist das anderes als die Lehre von der gelungenen Zweisamkeit? Hast du je von einem Psychologen gehört, der auf etwas anderes aus war? Es sind windelweiche, von ihrer Geilheit belastete Spechte, die nie mit sich fertigwurden! Sie müssen alles auf einen anderen verlagern, sie
spucken jedem in die Suppe, sie können einfach nicht für sich bleiben. Psychologie ist die reaktionärste Seuche, die ich kenne, entfremdet bis in die Wurzeln!«
    »Und damit wären wir bei der Geilheit.«
    »Wären wir! Ja und? Das ist typisch, jetzt wird das Bekenntnis gefordert. Das Murmeln über den Sex ist der einzige Inhalt der psychologischen Beichte. Da erwacht der arme, zuvor so gedemütigte Mensch zum Leben, nicht wahr? Da sollen die erpreßten Bekehrungen Früchte tragen, Vater, ich habe gesündigt, denn ich blickte voller Lust auf mein Muttertier ! Geh mir zum Teufel damit!«
    »Du weichst aus, Blok, aber ich will dich nicht drängen.«
    »Weil es dich nichts angeht, Meynard. Mein Familienroman geht dich nichts an. Ich habe üble Dinge erlebt, da oben auf dem Land, rasante Prozesse, kann ich dir sagen. Ich habe alles mitbekommen, jeden Dreh, jeden Schwenk, und es war ein verflucht an den Nerven zerrender Film. Die Spulen drehen sich noch in mir, und das Schlußbild will nicht zum Stehen kommen.«
    Wir tranken beide im selben Moment, als habe uns jemand aufgefordert, und die synchrone Bewegung entschärfte sofort.
    »Wo wollen wir essen?« fragte Blok.
    »Ich bin eingeladen«, sagte ich, »da lasse ich mich überraschen.«
    »Wir könnten uns den Magen mit hauchdünner italienischer Lasagne verderben, oder wir könnten uns in einen dieser amerikanischen Saloons setzen, um ein völlig degeneriertes Steak mit einem noch lächerlicheren Salat zu essen, oder wir könnten beim Chinesen diese essigsauren und mit Honigwasser angesüßten Saucen probieren, oder wir könnten mexikanisch essen, die linke Hand unterm Tisch, und mit
der rechten verbrannte Bohnen löffeln. Ist alles drin, ich bin da nicht so.«
    »Fragen wir Doris«, sagte ich, als ich die schwarz gekleidete Gestalt erkannte, die uns längst bemerkt hatte, aber unschlüssig schien, ob sie näherkommen sollte. Ich gab ihr ein Zeichen, und sie quetschte sich ungeschickt zwischen den runden, eng postierten Tischen zu uns durch.
    »Die Herren sitzen im ersten Rang«, sagte sie, »und unsereins darf für sie spielen.«
    »Dann setz dich und gib uns ein Interview«, sagte Blok, »der Kollege ist von der schreibenden Zunft.«
    »Das läßt hoffen«, antwortete sie und rückte ihren Stuhl so zurecht, daß sie uns beide im Blick behalten konnte. »Wo arbeitest du?«
    »Bei Wiesbaden live «, sagte ich.
    »Welche Sparte?«
    »Koordination, alle Sparten.«
    »Hört sich gut an.«
    »Und du«, unterbrach Blok uns, »du wartest weiter auf deinen Entdecker?«
    »Ich helfe in der Weinabteilung vom Mövenpick aus, an drei Abenden in der Woche.«
    »Züricher Kalbsgeschnetzeltes «, sagte Blok, »Bündner Fleisch ! Ist ein ganz fieser Laden, mulmige Schweiz mit Anpassungsneurosen.«
    »Die Weinabteilung ist ordentlich.«
    »So ein Urteil

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