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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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binden.«
    »Aber wie? Warum tanzen sie alle um ihn herum? Warum widerspricht ihm nie einer? Du glaubst doch selbst nicht, daß sie ihn mögen.«
    »Mögen nicht, aber brauchen. Er nimmt ihnen die Orientierung ab, das ist es. Sein dauernder Einsatz wirkt selbstlos, obwohl alle wissen, daß sie nur seine Privatwirtschaft stützen. Sie wollen gar nicht mehr, sie wollen dienen, ohne sich versklavt zu fühlen, und er suggeriert ihnen den notwendigen Schwung. Ein kleiner Gott, mit einer einfachen, aber griffigen Philosophie: dein Ego verlangt nach Arbeit, belohn es dafür! Und vergiß nicht, er hält sich überall raus, wo es intim wird. Er tut, als gehe ihn das alles nichts an, er hört zu und gibt ein paar müde Tips, aber er beteiligt sich nie an den Spekulationen. Frauen sind für ihn Adressen, die er regelmäßig abklappert, wenn er das Neueste erfahren will, und sie kommen zu ihm, um sich bei einem imponierenden Mannsbild auszuruhen, der sie nicht gleich an der Hand nimmt. Er ist der geborene Alles & Niemand. «
    »Deine Abschiedsrede hast du also schon drauf.«
    »Er faselt immer etwas von meiner zupackenden Schreibe, jedesmal, wenn er mich sieht, rührt er das an.«
    »Hast du mit Männie über Lautners Pläne gesprochen?«

    »Nein, macht das Sinn?«
    »Könnte sein, Männie weiß viel; wenn Lautner überhaupt mit jemandem redet, dann mit ihm.«
    »Männie ist jeden Tag da, er kreist ganz frivol um mich herum und lechzt nach jedem Kommentar, der mir zu den Texten einfällt.«
    »Dann ist es klar, er hört dich ab.«
    »Glaube ich nicht, Männie nicht. Männie steht nur für sich, das habe ich im Gefühl.«
    »Das wolln die in Wahrheit alle, aber tief drinnen, da himmeln sie ihre Pharaonen an.«
    »Da kommt Hegeler, siehst du?«
    Man erkannte ihn schon von weitem. Er war dunkel gebräunt und trug ein blendend weißes Hemd, das den satten Braunton der Haut noch stärker hervorhob. Er schaute nicht um sich, anscheinend war er ganz mit einer Nummer seines walkman beschäftigt. Es war ein besonders kleines, auf den ersten Blick luxuriös erscheinendes Gerät, und er hatte es mit einem Clip an seiner Brusttasche befestigt. Blok winkte ihm, und er setzte sich zu uns.
    »Was hören wir denn so, Bademeister?« fragte Blok.
    »Miles Davis«, sagte Hegeler und bestellte einen Kaffee, »zu dieser Hitze gehört Miles Davis, das hält die Nerven in einer feinen Balance.«
    »Er weiß immer so gut Bescheid in diesen Dingen«, sagte Blok zu mir, »nicht wahr, Heck, im Opelbad machst du doch den jockey , der den angegrillten Frauen den Rücken einölt und dabei Miles Davis summt?«
    »Du kannst mich heute mal«, sagte Hegeler.
    »Aber Heck, reg dich nicht auf; sonst schlabberst du deinen Tschibo-Instant über dein weißes Hemd!«

    »Warum holst du einen ran, wenn dir doch nur Gemeinheiten einfallen?«
    »Weil ich sie loswerden muß, Heck. Ich sehe diese Südseegestalt an mir vorbeiziehen, und ich denke, der giert nach einem kräftigen Haken. Und ist es nicht so? Im Opelbad halten sie dich doch nur bei Laune, und hier unten, im Pfuhl der Abgase, da müssen wir deine Gesinnung etwas ankratzen.«
    »Meynard, wie hältst du es nur mit dem aus?«
    »Er bezahlt immer die Rechnung«, sagte ich, »das macht es erträglich.«
    »Exakt!« sagte Blok. »Dein Hobby, Heck, sind diese Grillis von der Nerotalbergbahn, und mein Hobby ist Meynard. Er ist übrigens drauf und dran, der Chef von Wiesbaden live zu werden.«
    »Wer sagt das?«
    »Lautner macht Andeutungen.«
    »Dann müßte ich es längst gehört haben.«
    »Aber Heck, du bist doch nur ein ferner Planet. Du kreist um deine nagellackierten Höhensonnen und wimmerst den Miles-Davies-Blues. Du bist out , das hat Männie noch neulich gesagt. Heck, hat Männie gesagt, schleimt da oben mit Sekretärinnen rum, stellt euch das vor! Der springt für die ins Wasser und bläst seinen Rettungsschwanz auf.«
    »Männie hat es nötig, sowas zu sagen.«
    »Hat er? Du meinst, er ist dein Komplize? Mischt er etwa mit im falschen System?«
    »Er ist jeden zweiten Tag im Opelbad , und bestimmt nicht, um mir zu gefallen.«
    »Meynard! Hätten wir das von Männie gedacht? Verläuft sich wahrhaftig in diese Ex-Hibie-Welt ! Wir werden das nachher mit ihm bereden, erinner mich dran!«

    »Ihr trefft ihn?«
    »Sicher, heut Abend finden ein paar Hintergrundgespräche statt, gedrängte talks , für die eingeweihten Kreise. Zerbrech dir nicht den Kopf, Heck, in einer Woche bist auch du im Bild.«
    Hegeler

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