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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kommentar habe ich eben schon einmal gehört.«
    Er stellte zwei Gläser hin und goß die Flüssigkeit durch ein kleines Sieb. Die Menge reichte genau, um die Gläser randvoll zu füllen. Wir tranken, und Blok verschwand sofort wieder.
    »Du wolltest mich etwas fragen…«, begann ich von neuem.
    »Ja. Hättest du Lust, mit mir zu verreisen?«
    »Verreisen? Wir beide verreisen?«
    »Ich bin lange nicht rausgekommen. Wenn die Spielzeit zu Ende ist, hätte ich Zeit.«

    Ich versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Welches Spiel trieb sie mit mir? »Die Idee ist nicht schlecht«, sagte ich, »man könnte drüber nachdenken.«
    »So nüchtern?«
    »Nüchtern und sachlich. Da stehst du doch drauf.«
    »Ich möchte eine Freundin in Siena besuchen. Wir haben uns lange nicht gesehen. Ich reise nicht gern allein.«
    »Verstehe ich gut. Einer muß die Koffer schleppen.«
    »Eben. Und du verstehst doch etwas von Organisation.«
    »Ich bin Spezialist. Italienreisen bekommen durch mich erst die richtige Note, pikant, einfach straight. «
    »Laß das, sowas beherrscht nur dein Freund.«
    »Ach ja, du mußt es wissen. Spricht er wirklich so gut Englisch?«
    »Perfekt.«
    »Dann müßtet ihr euch eigentlich verstehen.«
    »Wir haben noch nie mehr als ein paar Worte gewechselt.«
    »Ich vermittle das gern. Du weißt, ich bin Spezialist.«
    »Sag mal, mußt du immer so sein? Ich habe dich etwas gefragt, es kostet gewiß Überwindung, und du bietest mir jemand anderen an.«
    »Stimmt, ich bin ein Ekel. Aber ich bin mißtrauisch geworden.«
    »Ausgerechnet mir gegenüber?«
    »Nein, nicht nur dir gegenüber. Es ist eine Seuche.«
    Hinter uns begann man zu tanzen, offensichtlich hatte Blok dafür gesorgt. Die ruhige, wie aus einiger Entfernung kommende Musik erlaubte nur langsame Bewegungen, und die aneinandergeklammerten Paare drängten die parlierenden Gruppen sofort an die Tische oder in den Hintergrund.
    »Ich möchte tanzen«, sagte Linda, nachdem sie ihr Glas
geleert hatte. Ich spürte eine innere Abwehr gegen diesen Wunsch, Tanzen war gewiß nicht mein eigenstes Metier, doch ich nahm sie an der Hand und begleitete sie hinüber zu den versunkenen, stummen Gestalten, die sich eng zusammenschmiegten.
    Wir bewegten uns vorsichtig, sie hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt, als müßte ein Abstand zwischen uns sein. Dann ließ sie nach, und ich spürte, wie die Körper einander berührten. Es kam überraschend. Ihr dichtes Haar streifte meinen Mund, und ich küßte es flüchtig. Sie hob den Kopf, und meine Lippen fuhren an ihrer Schläfe entlang. Ihre Haut war warm, ein feines Pulsieren ging von ihr aus. Die versteckte Note eines Parfums, doch nur ein Hauch, auf gewisse Stellen begrenzt. Wir küßten uns, die plötzliche Gemeinsamkeit ließ uns erstarren. Wir standen still, nur auf dieses Berühren fixiert, es waren Schwindelgefühle, anschwellend und wieder verebb end.
    Das Stück war zu Ende, und wir lösten uns voneinander. Als hätten wir uns abgesprochen, gingen wir sofort an die Theke zurück. Sie entschuldigte sich und verschwand mit ihrer Tasche. Langsam bemerkte ich wieder, was um mich geschah. Blok kam zu mir hinüber und reichte mir einen Zettel.
    »Das mußte wohl sein?« fragte er.
    Ich faltete den Zettel auseinander, Doris hatte ihn bekritzelt. Ich las: Es reicht! Du sollst mich kennenlernen! Ich knüllte das Papier zusammen, dann besann ich mich und zerriß es in kleine Streifen. Blok stellte mir einen Aschenbecher hin.
    »Rauchen wir eine«, sagte er und bot mir eine Zigarette an.
    »Mein Gott«, sagte ich, »was soll denn die Aufregung?«
    »Du bist nicht gerade ein Diplomat«, meinte Blok. »In manchen Fällen braucht es eine deutliche Geste«, antwortete ich.

    »Wie du meinst, ich darf doch mal staunen.«
    »Was habt ihr alle denn nur?«
    »Ich muß mich erst an deine neuen Manieren gewöhnen, früher warst du nicht so umgänglich.«
    »Dann stell dich drauf ein«, sagte ich, »rasch und möglichst ohne Kommentare.«
    »Stammgäste haben alle Rechte«, antwortete Blok und schenkte mir einen Jack Daniel’s ein.
    Wir rauchten unsere Zigaretten, und ich versuchte, den Unbeteiligten zu spielen. Blok ging darauf ein. Er wich nicht von mir, während ich auf Linda wartete. Sie erschien nicht wieder. Ich hockte auf meinem Platz, bis die letzten Gäste gegangen waren, unentwegt, wie in einen Traum gestoßen. Nachdem Blok noch ein wenig für Ordnung gesorgt hatte, holte er mich an einen Tisch; wir tranken wie noch nie,

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