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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Bei Meynard, hab ich gedacht, da läuft es jetzt täglich. Der
kommt gar nicht mehr raus, der gibt alles, der Vogel. Erzähl mal, wie organisiert man denn sowas, damit es nicht auffällt?«
    »Fürs Erste genügt ein Anrufbeantworter mit Fernbedienung. Dann legst du dir eine Kartei an, für jede Frau eine Nummer. Du notierst dir ihre Gewohnheiten, ihre Lieblingsgetränke, all diesen Schnickschnack. So bist du immer im Bild.«
    »Du verscheißerst mich, was? Aber zuzutrauen wäre es dir. Genau so würdest du vorgehen. Mal im Ernst, wie läuft denn die Arbeit?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, ich bin mir nicht sicher. Man lebt in einer Welt von Gerüchten, widerlicher Brei, der einem die Kräfte raubt. Ich sehe nicht klar, ich stolpre nur so durchs Gelände.«
    »Das hab ich aber anders im Ohr. Man spricht doch von deinen Artikeln, ich hab selbst ein paar gelesen, die macht dir keiner nach.«
    »Kann schon sein, wenn diese Artikel nicht wären, stünde es schlimm. Sie helfen mir durchzuhalten. Aber in ein paar Monaten hab ich die volle Verantwortung am Hals, die ganze Koordination, und darunter ist Zeug, mit dem man nichts zu tun haben möchte… Da fällt mir ein, so einen wie dich könnte ich brauchen.«
    »Ja, ich wollte dich schon danach fragen. Wir reden darüber, sobald ich mich als freier Hirsch auf die Wildbahn begebe. Dann sollst du mich kennenlernen.«
    »Ich weiß, fit, frei und geil, eine stupide Mischung.«
    »Du verstehst mich, das ist beruhigend.«
    Blok kam für einen Moment zu uns und berichtete, er lasse niemanden mehr herein. Mit diesem Ansturm habe selbst er
nicht gerechnet. Er tat geschäftig, und es kam ihm zugute, daß er nicht angestrengt wirkte, sondern immer noch wie einer, der nie einen geröteten Kopf bekommen würde. Der spielerische Umgang war ihm durch die lange Zeit als Kellner ganz selbstverständlich geworden; hatte er sich früher noch gegen vieles gesperrt, so erschien er jetzt gewandt, beinahe routiniert, ganz der selbstbewußte Besitzer, der sich von niemandem dreinreden ließ und den Umgangsstil seiner Gäste mitbestimmte. Ich sprach mit Walter über ihn.
    »Blok habe ich nicht wiedererkannt«, sagte Walter, »der ist ein richtiger beau geworden. Die Frauen himmeln ihn an, doch keine rückt ihm zu nahe. Wie hält er sowas nur aus?«
    »Ganz einfach, er war immer so. Er hat nur seine Anlagen verfeinert und alles draußen gehalten, was ablenkt.«
    »Richtig neidisch könnte man werden.«
    »Ja, Walter, Sport ist eben nicht alles. Da hast du dich anderthalb Jahre geplagt, immer hart auf der Außenbahn, außen herum, weißt du noch, und Blok ist die ganze Zeit innen gelaufen, nur im Windschatten.«
    »Blok treibt doch keinen Sport.«
    »Irrtum, er geht jede Woche mehrmals zum Schwimmen, aber darauf kommt es nicht an. Blok ist von innen her schöner geworden.«
    »Ein Spezialverfahren, was?«
    »Ja, und die Regel lautet: den Blick nur aufs Ziel gerichtet, nicht die geringsten Ablenkungsmanöver. So etwas formt.«
    Ich zog ihn weiter auf, Walter reagierte manchmal noch ganz wie früher, ungläubig und überrascht, als mache alles einen tiefen Eindruck auf ihn. Er sprach ausführlich von seiner Bundeswehrzeit, und ich merkte, daß es ihn erleichterte, davon berichten zu können. Ich unterbrach ihn nur selten, eigentlich
wollte ich von all dem nichts wissen, aber ich ließ ihn gewähren, weil uns die alte Freundschaft verband.
    Die Gruppe um Lautner demonstrierte Zusammenhalt. Sie hatte eine Ecke für sich erobert, und einige kommentierten das Geschehen anscheinend hämisch. Blok ignorierte sie, er tändelte viel an der Theke herum, wo Hegelers Bekanntschaften saßen, hellwache Frauen im Boutiquenfieber, die unterhalten werden wollten. Ich beobachtete heimlich Linda, sie stand mit ein paar Schauspielkollegen ganz in der Nähe, doch sie zeigte nicht die geringste Bereitschaft, Kontakt aufzunehmen.
    Inzwischen hatten sich illustre Kreise gebildet, in laute Gespräche vertieft wie auf einem Empfang. Jeder hatte längst seinen Platz gefunden, und die neugierigen, suchenden Blicke waren seltener geworden. Die ersten kleinen Speisen wurden serviert, und Falk kam kurz aus der Küche, um anzudeuten, daß er dafür zuständig war. Ich erkannte Doris, sie hatte sich etwas verspätet und stand mit einer Freundin in der Nähe des Eingangs.
    Blok kam wieder zu uns, ich hatte ihn noch selten so lebhaft gesehen. Er hatte seine sonstige Gleichgültigkeit gegen ein lebendiges Benehmen eingetauscht, das

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