Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
ihm etwas von einem Unterhaltungskünstler verlieh. Bei keiner Gruppe hielt er sich zu lange auf; er hatte für alle ein paar Worte, meist ließ er einige Lacher zurück.
    »Na, wie gefällt’s euch?« fragte er uns.
    »Wenn’s nach mir ginge, könnte es bald ruhiger werden«, sagte ich.
    »Später, warte nur, später. Zur Eröffnung darf getanzt werden.«
    »Tanzen, genau«, sagte Walter, »ein bißchen die Glieder durchschütteln.«

    »Die Mischung ist gut«, meinte Blok, »genau, wie ich es mir gewünscht habe. Keine Gruppe dominiert, das wäre schlecht fürs Geschäft. Die Altstadttypen sind da, das ist wichtig, die bringen die Sache schnell ins Gerede. Die Mädchen sind unbezahlbar, die geben dem Laden erst das Flair des Mondänen. Meine Freunde aus Frankfurt sind beste Dekoration, die sorgen für Weltläufigkeit. Hier wird man mehrsprachig bedient, das ist schließlich etwas.«
    »Sagt mal«, fragte Walter, »kennt einer von euch die schwarzhaarige Schönheit da drüben? Möchte wissen, was die mit sich vorhat.«
    »Da mußt du Meynard fragen«, sagte Blok und ging wieder davon.
    »Sie ist Schauspielerin«, sagte ich langsam, »ich hab mal über sie geschrieben.«
    »Mensch, und dann läßt du sie stehen? Ist ja geschmacklos, deine Leichtfertigkeit.«
    Ich drehte mich nach Linda um, und im selben Augenblick schaute sie zu uns herüber. Es war nicht mehr aufzuhalten, einer von uns mußte nun reagieren, und sie übernahm diese Rolle, indem sie zu uns kam, ohne zu zögern.
    »Hallo Meynard, noch böse?«
    »Wir sehen uns noch«, sagte Walter und ging zu Doris hinüber.
    »Böse? Worauf?« fragte ich.
    »Wegen meines starken Abgangs. Ich kann betrunkene Männer nicht ausstehen.«
    »War ich denn so betrunken?«
    »Du hättest dich sehen sollen, deine fahrigen Bewegungen, du hast dir dauernd durch die Haare gestrichen. Und dein Glas hast du so schnell geleert, daß die Kellner nicht nachkamen.«

    »Ich konnte die Kerle nicht ertragen. Sie hatten diese flehenden, südländischen Blicke, wie Schnulzenhelden in einem Dramolett.«
    »Aber es war peinlich für mich. Ich bin kein Zierat, den man sich zur Unterhaltung einlädt.«
    »Was erwartest du? Eine Entschuldigung? Ich hatte einen schlechten Tag, und es soll Frauen geben, die sowas erkennen und darüber hinwegsehen.«
    »Zu denen gehöre ich nicht. Wenn schon Unterhaltung, dann auch eine gute. Du aber mäkelst so lange an einem herum, bis man es satt hat.«
    »Ich hatte mir die Sache nicht gründlich genug überlegt. Ich wollte ganz ernsthaft sein.«
    »Du bist maßlos geworden. Ich hatte keine Chance gegen soviel Unverschämtheit.«
    »Unverschämt , ja, mir hallt’s noch in den Ohren. Vergessen wir es, ich habe gelernt.«
    »Weißt du, diese Dinge sind heikel, man geht nicht so schnell drüber weg.«
    »Muß ich jetzt nachsitzen?« »Nein, heute bin ich nicht streng genug. Ich habe schon einiges getrunken. Die Bar gefällt mir, dein Freund ist genau die richtige Figur für dieses Spektakel.«
    »Du meinst Blok?«
    »Ja. Er paßt übrigens gut zu dir, man sieht, daß ihr alte Freunde seid.«
    »Woran erkennt man das?«
    »Ich habe euch eben beobachtet. Blok spricht mit dir anders als mit den anderen Gästen. Er erwartet etwas von dir, Zustimmung, Ablehnung, ein deutliches Wort.«
    »Ein deutliches Wort… Die Wendung gefällt mir. So etwas
hatte ich eigentlich neulich im Sinn, als ich dich anrief. Ein deutliches Wort …, eine deutliche Geste.«
    Der Platz neben mir wurde frei, und sie rutschte auf den Barhocker. Sie schlug die Beine übereinander, erst jetzt fiel mir der schwarze Hosenrock auf, den sie trug. Ich hatte wieder das Empfinden dieser seltsamen Nähe zu ihr, als hätten sich unsere Reaktionen seit langem eingespielt. Und sofort war da wieder der Reiz, die aufkommende Neigung, davon zu sprechen. Diesmal jedoch wollte ich schweigen, vielleicht ließ es sich auch im Stillen auskosten.
    »Darf ich dich etwas fragen?« setzte Linda an.
    »Bitte, aber zuvor bestelle ich uns einen Drink, ja? Ich habe Blok versprochen, für das Geschäft zu sorgen.«
    Ich gab Hegeler ein Zeichen, doch plötzlich stand Blok uns gegenüber und nahm meinen Auftrag entgegen. Er tat, als hätte ich nicht das Richtige bestellt, und begann, uns etwas zu mixen.
    »Einverstanden mit allem hier?« fragte er Linda. »Wenn es immer so voll wird, muß man sich etwas einfallen lassen«, antwortete sie.
    »Ah, ihr beide seid euch wahrhaftig einig«, sagte Blok lächelnd, »diesen

Weitere Kostenlose Bücher