Agenten - Roman
scheißegal, worum der sich kümmert. Dir muß genügen, daß ich mich hier kümmre. Ich kleb hier an dir, das ist dir klar, meine Stelle läuft nur über dich, verdammt, und ich will hier nicht fliegen.«
»Davon hat niemand gesprochen…«
»Genau davon spricht jeder in diesem Betrieb. Schon auf dem Flur heißt es, du machst es nicht mehr lange. Nur du hast noch nichts davon gehört!«
»Gut, ich war etwas nachlässig…«
»Scheiße, ja, das Weib hat dich fertiggemacht. Ich bin voll im Bild, du steckst da tief drin. Ich hab meine Leute doch überall, du weißt es am besten, und die orten dich jeden Abend woanders, laufend betrunken. Gegen zwölf kippt es dich um, dann wirst du weich, und jedem, der’s hören will oder nicht, erzählst du verstopfte Geschichten, von einer Reise nach Siena mit einem Filmgirl oder, noch besser, vom schweren Leben auf den Bühnenbrettern… Mann, du hast sie nicht alle, du bist völlig bestochen, verreckt, um deinen wertvollsten Anteil gebracht. Ich hab dir gesagt, wegen mir, halt dich draußen, wegen mir, du brauchst keine krummen Kontakte, ist schon okay. Das war die Losung! Und jetzt? Du hast Doris geschaßt, wurde auch Zeit, du wärst frei für alle Fälle, und jetzt das! He, sie ist es nicht wert, glaub mir das, man
hängt sich nicht so an eine fremde Geschichte, da laufen Dinge, die sind weitab vom Schuß!«
»Moment mal, das laß ich nicht zu…«
»Ha, das läßt er nicht zu! Du brauchst Fakten, wie immer, du läßt dich nicht mal bereden, ich kann mich krumm legen für dich?! Ich hab es geahnt, ich kenn dich inzwischen, und ich hab meine facts , die geb ich dir schriftlich!«
»Männie, du mischst dich nicht ein, du nicht… Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, ich hab dich gestützt, aber das geht zu weit!«
Ich stand auf, um nach draußen zu gehen.
»Du bleibst hier!! Verdammt, ja, du hast mich gestützt, wer sagt was dagegen?! Hör doch erstmal zu! Ich hab mir die ganze Geschichte verschafft, war nicht leicht, doch ich hab sie, rundum, mit allen Details. Linda Francis, der Star unserer Breiten! Was macht der Star, wo treibt er sich rum? Hast du ne Ahnung, sag mal, was witterst du so?«
»Ich bin dir nicht Rechenschaft schuldig …«
»Bist du nicht?! Aber den Scheiß hier, den bist du mir schuldig? Überstunden, Abend für Abend, Geracker, Geschufte, und dann noch der Hohn von allen Seiten! Also bitte, bleib ruhig, jetzt laß ich die Katze hier aus dem Sack!«
Er stand erregt auf und schloß die Bürotür von innen ab. Er schlug eine Mappe auf, sie war voll mit Photographien.
»Dingdong! Nun hebt sich der Vorhang! Erster Akt, Das Leben ein Traum ! Linda Francis hat sich in Frankfurt beim Theater beworben, die hatten die Fänge nach ihr ausgestreckt, und dein Artikel spielte eine Rolle, da bist du noch immer ganz dominant. Ausschnitte daraus hat die Presse vermarktet, sie ist ins Gerede gekommen, überregional, ganz an der Front. Zwei Frauenzeitschriften haben deinen Klitsch noch
zitiert, und in einem Theaterblatt hat sie drei Posen, zweimal Bühne, einmal voll, die starke Frau auf der Straße. Dann sind ein paar Zwerge dahinter gekommen, daß ihr euch kennt, das lief schnell, ein feines Gerücht. Einer hat euch angeblich gesehen, nachts, damals bei Blok, auf seiner Orgie. Und diese Gerüchte trübten den Ruf. Es hieß, Klartext, du hast nur gezaubert, deine Informationen sind bestens geflickt, sie hatte dich eben am Wickel. Und auf so Geschichten reagieren die sauer in Frankfurt! Die Chefetage will reines Theater, nicht diese stories , die stehn nicht auf Klatsch und diese Chose, die nichts Gutes verheißt und nur Unruhe schafft. Journalistenkontakte! Miese Tricks, die Feindschaften schaffen in einem Ensemble! Aber die Francis will ran! Die hat dich nur als ihr Maskottchen gebraucht, Meynard, das Engelchen Meynard, der treudoofe Typ, der seiner Schreibe noch glaubt. Sie hat ihnen versichert, nichts läuft mehr mit dir, nichts ist je gelaufen, war ja nicht einmal gelogen, so, wie ich es sehe. Du hast sie gehievt, jetzt läßt sie dich stehen, nichts zu machen, das ist die Sendung!«
»Männie, es reicht…«
»Es reicht nicht! Zweiter Akt, Das Leben ein Schaum ! Sie hat sich an Lautner gehalten, plötzlich war der dafür gut genug. Er hat sie dreimal nach Frankfurt gefahren, zur Wohnungssuche im Westend. Sie sind durch die gesamte Gegend gezogen, hab ich alles auf Film! Lautner steckt da tief drin, er hält die Hand auf ein Maklerbüro, nur feinste
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