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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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auf den Flur. Piehl kam die lange Gerade entlang, mir entgegen. Er streckte beide Arme nach mir aus.
    »Endlich hab ich Sie einmal! Wo stecken Sie nur?«
    »Ich war viel unterwegs, Recherchen, ziemlich verwickelt.«
    »Kommen Sie mal, ich muß Sie sprechen. Nicht hier drinnen, wir trinken außerhalb einen Kaffee. Halbe Stunde, dann ist alles geritzt!«
    Ich folgte ihm; willenlos, dumpfgeprügelt lief ich hinter ihm drein. Wir suchten das Dortmunder auf.
     
    Piehl bestellte zwei Kaffee und Cognac; er schaute etwas sorgenvoll drein und begann mit den üblichen großen Gesten.
    »Wie läuft’s? Was haben Sie selbst für ein Gefühl?«
    »In den letzten Wochen gab’s ein paar Durststrecken, wenn Sie das meinen. Das wird sich ändern.«

    »Das klingt mir zu mild! Sie halten sich nicht an die Vereinbarungen! Jede Woche etwas von Ihnen… so steht es in Ihrem Vertrag. Und ich werde darauf bestehen.«
    »Ist schon klar. Ich arbeitete an einem längeren Text.«
    »Längerer Text! Wir machen eine Zeitung, keine Literatur! Das können Sie woanders loswerden. Das Schiff dümpelt dahin, anfangs war mehr Schwung drin. Wo ist Ihre alte Frechheit geblieben, das Aufmucken, angry young man ?«
    »Produzieren Sie laufend auf Knopfdruck? Ich bin nicht für so eine Masche, ich bin nur für Überzeugung!«
    »Ist schon gegessen! Überzeugungen sammelt die Heilsarmee. Auf Knopfdruck! Jawohl, auf Knopfdruck! Nur so läuft journalistische Arbeit, das merken Sie sich! Die Maschinen rotieren, und Rotation bedingt einen besonderen Stil. Wir sind uns da einig?«
    »Prinzipiell schon.«
    »Also weiter! Was mir Sorgen macht, sind die Leserzuschriften. In letzter Zeit häuft sich die Post. Haben Sie es sich zu Herzen genommen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie haben das Zeug doch gelesen!«
    »Flüchtig, ich war sehr beschäftigt.«
    »Beschäftigt! Was andres höre ich nicht. Die Post geht Sie an, da gibt’s kein Pardon! Die Post ist der seismographische Ticker, jeder Brief will studiert sein. Nur so werden größere Beben verhindert.«
    »In Ordnung, ich geh’s nochmal durch.«
    »Passen Sie auf! Mir ist gleich aufgestoßen, es sind meistens Briefe von Frauen. Durchschnittlich zehn in der Woche, liegt weit über dem Durchschnitt, ist scharf zu beachten. Und die Klagen sind immer dieselben!«

    »Welche Klagen meinen Sie denn?«
    »Herrgott, sind Sie schwerfällig heute. Ist sonst gar nicht Ihr Stil. Sind Sie privat ganz in Ordnung?«
    »Letzte Nacht lief’s bis halb drei. Ich arbeite an einem Kneipenbericht, Der ferne Schatten alter Bilder. «
    »Klingt gut, worum geht’s?«
    »Um Kneipengespräche, Slangstudien.«
    »Sehr gut! Jetzt gefallen Sie mir! Noch einen Cognac?«
    »Einen doppelten!«
    »Wird bestellt, stante pede ! Doch zurück zu den Briefen! Da wird der Vorwurf erhoben, die Frauen kämen auf Ihrer Seite zu kurz; deutlicher noch, die Frauenprobleme kämen nicht vor. Verstehn Sie mich richtig, ich kenn Ihre Meinung, Frauenprobleme sind was für die bunte Seite , Familie und Unterhaltung, aber man kann diese Themen auch spritziger angehn. Ich habe die Ausgaben der letzten Monate überflogen, die Weiber liegen nicht einmal verkehrt. Solche Themen kommen bei Ihnen nicht vor.«
    »Und das wird so bleiben! Richten Sie doch eine Frauenseite ein, da können Sie diese Zivilisationsneurosen unterbringen, ich wär Ihnen dankbar!«
    »Dankbar! Sie blühen auf, erstaunlich, was so ein Doppelter anrichtet … Nun gehn Sie doch mal ein auf das, was ich mir wünsche. Eine Spur mehr Frauenappeal … Nicht dieses Emanzengedruckse, das meine ich nicht. Mode zum Beispiel, alle paar Wochen ne Spalte! Irgendwo las ich, seit neustem sind Strapse wieder im Trend. Darüber verlang ich was Scharfes, Umfragen wären nicht schlecht.«
    »Ich halt das für unverdaulichen Zucker, süß, klebrig, üble Gazettensoufflés …«
    »Meine Güte, es war nur ein Vorschlag! Sie stellen sich
quer! Sagen Sie mal, sind Sie in dieser Beziehung empfindlich, wieder mal prinzipiell ? Fehlt Ihnen zu Frauen etwa der richtige Draht? Da hab ich ganz andres von Ihnen erwartet!«
    »Ich denke schon, es läßt sich was machen. Nicht in Ihrer Richtung, mehr biographisch. Frauen, die auf Karriere aus sind, das wär ein Thema.«
    »Mir fällt ein Stein, direkt vom By-Pass … Herrgott, als wenn wir Männer uns gerade da nicht verstünden! Ich hab schon vor mir, wie Sie das machen, das sorgt für Diskussionen! Diskussionen sind die Girlanden, die unsereins braucht, nicht dieses

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