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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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und Stereoanlage wanderten in mein Schlafzimmer, die germanistischen Bücher in den Keller. Ich bekam Zweifel, ob es günstig gewesen war, den Cousin aus dem Wohnzimmer zu vertreiben und sich dafür ein Büro einzuhandeln. Es wurde eng für meine privaten Bedürfnisse.
    Als Karl-Heinz kurz darauf zurückkam, erkannte er seine Absteige nicht wieder. Ich war heilfroh, dass Ricarda noch da war. So konnte ich mich hinter ihr verstecken, wenn sie dem Herrn Cousin den Umzug nahelegte. Vorläufig ging ich schon mal aufs Klo und wartete ab, wie sie die Sache einfädeln würde. Als die Stimmen kurz darauf lauter wurden, packte mich mein schlechtes Gewissen, und ich beschloss, mich einzumischen, also zu vermitteln, wie das so meine Art ist.
    »Du hättest mir schon sagen können, dass ich unerwünscht bin«, begrüßte mich Karl-Heinz leicht beleidigt.
    »Aber du musst doch verstehen, jetzt wo ich das Büro dringend brauche …«
    »Er muss gar nichts verstehen«, schaltete sich Ricarda ein. »Ich biete ihm eine Unterkunft für die nächsten drei Tage in einer Luxusvilla am Stadtrand. Wenn ihm das nicht gefällt, muss er eben ins Hotel gehen. Hier ist kein Platz.«
    »Und was ist in drei Tagen?« erkundigte sich Karl-Heinz, der in seiner leisen und penetranten Art immer das bekam, was er wollte.
    »Das wird sich zeigen. Jetzt würde ich mal meiner netten Cousine Dank für ihre Gastfreundschaft sagen und ihr versichern, dass ich sie in nächster Zeit mit meinen Überraschungsbesuchen verschone. Schließlich hat das Mädel auch noch ein Privatleben. Was ist, wenn sie zum Beispiel den Kerl mit nach Hause nimmt, mit dem sie heute verabredet ist? Willst du dann als Bettvorleger posieren oder wie?«
    Karl-Heinz sagte gar nichts mehr. Er nahm seinen Rucksack und ging schon mal raus auf die Straße.
    »Ich bin heute verabredet?«
    »Klar, mit Thomas. Schon vergessen?«
    Mich traf fast der Schlag. Thomas hatte ich noch nie vergessen. Ich umarmte Ricarda spontan, was sonst nicht ganz meine Art ist.
    »Danke für alles. Ich ruf dich an.«
    »Er ist überhaupt kein Handtuch im Wind«, sagte Ricarda und zeigte mit dem Finger ungeniert auf Karl-Heinz, der sich vor der Eingangstür herumdrückte. »Er ist eher ein Waschlappen. Morgen setz ich ihn an die frische Luft.«
    Gemeinsam verließen wir die Stätte unseres Wirkens. Ricarda nahm den Waschlappen mit, und ich machte mich auf den Weg, um mit einer Pfeife Pizza zu essen.
    Ich kam etwas zu spät zum Italiener, aber Thomas war noch nicht da. Der Professor habe ihn aufgehalten, sagte er, als er endlich auftauchte, und machte damit klar, dass er vielbeschäftigt sei und ich ja alle Zeit der Welt hätte. Das Gespräch begann zäh, denn ich wollte unter keinen Umständen erzählen, womit ich mich befasste.
    »Und, den Abschied von der Uni schon verkraftet?«
    »Musste ja wohl sein.«
    »Neue Perspektiven entwickelt?«
    »In so kurzer Zeit?«
    »Fleißig an der Dissertation gearbeitet?«
    »Bisher noch nicht.«
    Thomas warf seine Stirn in Sorgenfalten und beugte sich etwas über den Tisch, um der müden Unterhaltung den Anschein von Vertraulichkeit zu geben.
    »Mensch, du musst was aus dir machen. Du weißt seit fast einem Jahr, dass dein Vertrag ausläuft. Du kannst doch nicht einfach so blind in dein Unglück rennen. Warst du wenigstens schon beim Arbeitsamt?«
    »Nein. Ich bin ja auch davon ausgegangen, dass ich die Stelle kriege, auf der du jetzt sitzt. Weigert hat sie mir versprochen.«
    Jetzt lehnte Thomas sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Dafür hättest du erst einmal die Doktorarbeit fertigmachen müssen, dann wäre es ein fairer Wettbewerb zwischen zwei Konkurrenten gewesen. So war ich eindeutig überlegen.«
    Ich schluckte schwer an meinem Randstück Pizza, zumal er recht hatte.
    »Du hast falsche Schwerpunkte gesetzt, Mädchen. Für Nettigkeit gibt’s keinen Job.«
    Mir reichte es. Ich wollte auch ein bisschen angeben und nicht nur als die Versagerin vom Dienst den Erfolg des Herrn Akademikers noch größer machen. Also versuchte ich doch, mit meinem beruflichen Neuanfang ein bisschen Eindruck zu schinden.
    »Ich mache mich selbständig.«
    »Als was? Schreibst du den Studenten ihre Seminararbeiten?«
    Das war hart. Aber ich steckte es wortlos weg, zumal mir keine gute Antwort einfiel. Ich wusste genau, dass mir vor dem Einschlafen noch drei bis vier gepfefferte Reaktionen kämen, dass ich diese Szene dann mehrmals durchspielen und eindeutig als Siegerin

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