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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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peinlich, so wenig zu verdienen damit, dass ich in Manuskripte fehlende Kommas setzte und dafür die Rechtschreibfehler rausnahm. Zumal daraus dann Bücher wurden, die kein Mensch lesen wollte.
    Leider war die Sache mit den Frauenbüchern nicht mehr lukrativ. Der Feminismus alten Stils war überholt, keine Frau legte sich heute mehr mit den Männern an. Entweder beobachteten sie, wie Männer Karriere machten, und ahmten sie nach oder sie zogen sich ins Haus zurück und kochten Marmelade. Dann gab es noch die, die Haushalt, Mann, Kinder, Karriere und Selbstverwirklichung unter einen Hut bekamen. Die gab es zumindest in Romanen, die sich glänzend verkauften, die aber nicht in unserem Verlag erschienen. Vielleicht gab es auch noch andere Frauen, aber ich kannte sie nicht – von Annette und Ricarda abgesehen.
    Was denn daran feministisch sei, wenn eine Frau wie Lucie als Verlegerin mich als Lektorin ausbeute und nicht bezahle, hatte Annette vor kurzem gefragt. Da könne ich mich doch gleich von einem Mann ausbeuten lassen. Ich war bekümmert. Ich war erst dreiunddreißig und schon ein Auslaufmodell. Die Frauenbewegung war tot, und ich offenbar die letzte Mohikanerin.
    Vor lauter trüben Gedanken vergaß ich auszusteigen, fuhr eine Station zu weit und latschte dann zurück. Ich war zehn Minuten zu spät. Das war mir peinlich, da ich Unpünktlichkeit hasste. Aber zugleich dachte ich, für eine streitsüchtige Ehefrau wäre das vielleicht gerade der richtige Einstieg.
    Es war eine griechische Kneipe wie viele. Die Fischernetze hingen tief, waren mit künstlichem Weinlaub angereichert und verbargen die Lautsprecher, aus denen Sirtaki dudelte, was Urlaubsstimmung verbreitete oder das, was man hierzulande dafür hielt. Es war ziemlich voll und laut, und ich suchte einen Tisch, an dem ein einsamer Mann saß, der gerne angebrüllt werden wollte. In der Ecke erhob sich einer und winkte mir. Leider war ich etwas kurzsichtig, weigerte mich aber, eine Brille zu tragen. Manchmal waren auch Emanzen eitel. Also erkannte ich zu spät, wer mich da für einen Abend gemietet hatte.. Da stand ich schon am Tisch und die Kehrtwendung mit spontanem Abgang wollte mir auch nicht so recht gelingen.
    »Hallo Eva«, sagte Hannes und grinste. »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Bist du der Kunde, der eine streitsüchtige Frau sucht?«
    »Ich habe dich gemietet, ja. Ich möchte mit dir reden, und das war offenbar die einzige Möglichkeit, dich in meine Nähe zu bekommen.«
    »Du zahlst fünfhundert Piepen, um mich zu sehen?«
    »Ich hätte auch tausend bezahlt. Aber setz dich erst mal.«
    Ich setzte mich tatsächlich. Ich war einfach zu verblüfft. Der Kellner stand auch schon da. Ich bestellte ein Bier und ein Gyros. Eine Speisekarte hätte ich jetzt nicht aufschlagen mögen, ich hatte das Gefühl, dass ich etwas zitterte. Hannes strahlte mich an. Fast sah es so aus, als ob er sich freute, mich reingelegt zu haben. Ich überlegte mir einen professionellen Einstieg in unser Gespräch.
    »Sollen wir gleich zu streiten anfangen?«
    »Du darfst bis nach dem Essen warten.«
    »Ich würde aber gerne wissen, was das soll. Weiß Annette Bescheid, was du da für ein mieses Spiel spielst?«
    »Ich habe eine Frau bestellt. Ich habe gesagt, du wärst mir am liebsten. Mehr weiß sie nicht.«
    Ich glaubte trotzdem, dass Annette sofort durchgeblickt hatte. Sie wollte offenbar Schicksal spielen.
    Hannes nahm den Faden sofort wieder auf, bevor ich in diese Richtung weiterdenken konnte.
    »Erzähl mir von dir. Das, was ich draußen bei deinen Eltern gehört habe, war etwas spärlich.«
    »Ich fahre nicht oft zu ihnen. Wir haben keinen Streit, aber sie sind eigentlich ganz gerne ohne mich. Mit Clara ist das was anderes. Die war als Kind oft dort.«
    »Kennen meine Eltern ihre Enkelin?«
    »Vielleicht vom Sehen. Sie haben sich meines Wissens nie bemüht, sie näher kennenzulernen.«
    Hannes schwieg zunächst. Dann versank er ganz in der Vergangenheit.
    »Das tut mir leid. Meine Eltern haben mich damals ganz schön unter Druck gesetzt wegen dir.«
    »Ist das ein Grund abzuhauen?«
    »Das nicht. Aber du hast es mir auch nicht leicht gemacht.«
    »Danke. Beruht ganz auf Gegenseitigkeit.«
    »Ich habe dir immer Geld angeboten. Ich habe auch geschrieben. Aber du hast ja nichts von dir hören lassen.«
    »Für mich war die Sache vorbei. Der Held setzt ein Kind in die Welt und seilt sich ab. Die Frau zieht die Brut hoch und verpasst den Anschluss.«
    »Hast du was

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