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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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handhabte, war allerdings der Sonntagabend unangenehm. Da schrieb ich immer die Liste, was am Montag wieder an Organisatorischem fällig war. Einen Trost gab es: Bei meiner Mutter musste ich mich nicht melden. Da war ich ja erst gewesen, und der nächste Besuch stand unmittelbar bevor.
    So bestellte ich also telefonisch Getränke, rief bei der Univerwaltung an und bat um baldige Zusendung meiner Lohnsteuerkarte, verlängerte noch ein paar Bücher, die ich in der Stadtbücherei ausgeliehen hatte. Dann wagte ich mich an die einzige Beschwerde der Woche, ich rief den Mann an, bei dem ich vor ein paar Tagen ein Faxgerät gekauft hatte.
    »Das Fax funktioniert nicht.«
    »Was genau funktioniert nicht?«
    »Ich hebe ab, ich wähle, es piepst, ich drücke, und es macht nichts.«
    »Hören Sie vorher das Freizeichen?«
    »Klar, ich habe ja schließlich das Kabel in die richtige Buchse gesteckt.«
    Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen.
    »Haben Sie das Ding selbst aufgebaut?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und haben Sie keinen Mann im Haus, der sich ein bisschen mit Technik auskennt und die Sache mal ansehen kann?«
    Ich wurde rot vor Zorn, was er leider nicht sehen konnte. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, ich hätte Ricardas Mundwerk oder Evas Streitlust. Wie sehr konnte ich auch Eva verstehen, die praktisch gar nicht mehr mit Männern umging.
    »Ich kann eine Gebrauchsanweisung lesen und eine Buchse von einem Badewannenabfluss unterscheiden.«
    »Schon gut, schon gut, ich komme nachmittags vorbei.« Ich knallte den Hörer auf und ging verärgert auf und ab. Ich bin gewiss nicht konfliktfreudig, aber jetzt hätte ich den Kerl gerne niedergeschlagen.
    Es kam auch einer zur Tür herein, aber es war nicht der Faxheini. Der hier mit ausgestreckter Hand und freundlichem Grinsen auf mich zuging, hieß Meißner, wie er mich wissen ließ, und er kam auch gleich zur Sache, offenbar hatte er das bei einem Managerkurs gelernt.
    »Ich brauche ein paar schrille Typen für eine Party.«
    Ich wies auf den Stuhl und platzierte mich selbst wieder hinter den Schreibtisch, um einen etwas gediegeneren Eindruck zu machen.
    »Was verstehen Sie unter schrillen Typen?«
    Der junge Typ beugte sich vertraulich vor.
    »Ich bin neu in einem Architekturbüro und habe dort ein bisschen angegeben. Alle tischen heiße Storys auf, und ich konnte einfach nicht mithalten. Freundin, Apartment und Tennisclub waren nicht genug. Das Büro ist ein bisschen unkonventionell. Der eine ist schwul, der andere hat mehrere Freundinnen parallel laufen. Jetzt habe ich die ganze Bande für Dienstagabend zu mir eingeladen, und mir fehlen die Gestalten, von denen ich immer erzählt habe.«
    »Was haben Sie denn erzählt?«
    »Von einer Lesbe, die ich flachgelegt habe, von heißen Nächten mit einer verklemmten Mieze und so weiter, von Frauen, die anstrengend sind, aber auf mich stehen. Eben von solchen Frauen, die Sie in Ihrer Anzeige erwähnt haben.«
    »Und die sollen jetzt auch zur Party kommen.«
    »Ja, das wäre gut, wir haben ohnehin Männerüberschuss.«
    »Kommt Ihre Freundin auch?«
    »Im Moment eher nicht. Krise.«
    Ich dachte kurz nach. Erst müsste ich noch Ricarda und Eva anrufen, aber eigentlich schien mir die Sache recht einfach. Klang nicht nach einem komplizierten Fall.
    »Was müssten die Frauen tun?«
    »Einfach nur aufmischen. Sie dürfen so schrill sein, wie sie wollen.«
    »Reichen drei?«
    »Dürfen auch ein oder zwei Tussis mehr sein.«
    Wir sprachen über die Bedingungen, ich ließ meinen Standardsatz los, dass Schweinereien nicht inbegriffen seien, und wunderte mich, dass ihm sein Einstand ein paar Tausender wert war. Ich hatte ein bisschen mehr Verwaltungsgebühr verlangt, wegen der Tussis. Frauenfeindlichkeitszuschlag. Eva wäre stolz auf mich gewesen.
    Meißner war kaum zur Tür raus, als das Telefon klingelte. Ein Herr Mackensen war dran. Ich hatte zwar das Gefühl, den Namen schon mal gehört zu haben, aber ich wusste nicht mehr, wo.
    »Ich möchte mit Ihnen ausgehen.«
    »Warum genau mit mir? Wir haben einige anstrengende Frauen zur Auswahl.«
    »Nein, ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Worüber denn?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe Ihrer Tante versprochen, mich mal mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Ach, Sie sind ein Bekannter von Ricarda?«
    »Ja, und sie hat mich gebeten, mich mal bei Ihnen zu melden.«
    Ich erinnerte mich. Das war doch der Psychologe, der Ricarda damals nach der Scheidung auf die Sprünge geholfen hatte. Hatte

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