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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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der Probleme? Oder wollte er mit mir über Ricarda reden? Und warum tat er das über die Agentur? Ich beschloss, lieber nicht zu fragen. Wenn er für eine Unterhaltung zahlen wollte, dann sollte er das. Er ließ sich schließlich seine Gesprächsbereitschaft auch zahlen, als Psychologe lebte er davon.
    »Wann wollten Sie mich treffen?«
    »Wie wär’s mit Dienstag?«
    »Dienstag ist schon vergeben. Mittwoch?«
    Wir verabredeten, dass er mich abholen sollte. Wir wollten erst mal Spazierengehen. Dann könnte man immer noch weitersehen, mit Abendessen und so. Ich hätte nie gedacht, dass ein Psychologe mich mal um Hilfe bitten würde. Ich war neugierig, was er erzählen würde. Während ich das Büro ein bisschen saubermachte und aufräumte, malte ich mir das Gespräch in den schillerndsten Farben aus. Es war mir schon immer ein inneres Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen. Aber einem professionellen Helfer zu helfen, war was besonders Wunderbares. Als ich gerade unter den Schreibtisch kroch und die Flusen aufheben wollte, hörte ich, wie die Tür aufging. Leider schlug ich mir beim sportlichen Aufstehen die Birne an der Tischkante an, so dass ich zunächst nur Sterne sah. Vor Schmerzen kamen mir die Tränen, ich schloss die Augen, um den Besucher nicht gleich zu verschrecken. Dann spürte ich einen starken männlichen Arm, der mich stützte. Das Deo kam mir bekannt vor.
    »Um Himmels willen, Annette, hast du dir wehgetan?« Das war eine blöde, aber in der westlichen Welt durchaus übliche Frage. Und an seiner Stimme konnte ich ihn erkennen. Es war Thomas. So machte ich, um keine romantischen Missverständnisse aufkommen zu lassen, die Augen wieder auf und entfernte mich etwas von meinem Ritter.
    »Ja, das tut weh.«
    Thomas war richtig besorgt. Er kam näher, um die Unglücksstelle auf meinem Kopf zu begutachten. Doch meine Haare versperrten die Sicht. Bevor er seine Finger auf die sich entwickelnde Beule legen konnte, machte ich noch einmal einen Schritt zurück. Weiter ging nicht mehr, ich stand jetzt mit dem Rücken zur Wand.
    »Soll ich was holen, Eisbeutel, oder so?«
    »Nein, lass nur. Ich mach das später.«
    Allmählich war mir wieder besser. Ich setzte mich auf meinen Bürostuhl und klammerte mich an die Armlehnen. Thomas aber ließ nicht locker. Er lief in die Küche, kramte im Kühlschrank, ging dann ins Bad. Er kannte sich ja aus. Ich starrte auf den Schreibtisch, auf dem Thomas einen überdimensional großen Blumenstrauß abgelegt hatte, vermutlich für mich. Ich war gerührt. Da kam er auch schon zurück, mit Eiswürfeln, in einem Waschlappen deponiert, den er behutsam auf meinem Kopf ablegte. »Danke, Thomas.«
    »Habe ich dich so erschreckt?«
    »Ich wollte den Besucher nicht auf allen vieren empfangen, so wie die Girls in der Dessous-Werbung.«
    Thomas lachte. Dabei war der Witz nicht besonders, eigentlich war es gar keiner. Thomas wollte gut Wetter machen, das war mir spätestens jetzt klar. Allmählich beruhigte sich das Dröhnen in meinem Kopf, und ich blickte zu dem Helden auf.
    »Womit kann ich dienen?«
    »Die Blumen sind für dich.«
    »Danke. Aber was ist die Ursache für deine Aufmerksamkeit?«
    »Ich wollte mich bei dir entschuldigen, wegen Donnerstag. Ich habe dich offenbar verärgert.«
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Schließlich war ich es gewesen, die Thomas mit der Rechnung hatte sitzen lassen, und er entschuldigte sich.
    »Ja, ich war sauer, weil du mich zu deiner Tippse machen wolltest.«
    »Wollte ich gar nicht. War ja nur ein Vorschlag. Hättest auch nein sagen können statt zu verschwinden.«
    Fast hätte ich »Tut mir leid« gesagt, aber ich nahm mich zusammen. Mein Leben bestand ohnehin fast nur aus Entschuldigungen. Ich sagte ja sogar »Verzeihung«, wenn mir in der U-Bahn jemand auf die Füße trat.
    »Soll ich eine Vase holen?«
    Diese Idee fand ich gar nicht schlecht. So hatte ich noch Zeit, mich etwas zu erholen und das weitere Vorgehen zu überlegen. Thomas kam gleich darauf mit der Vase zurück, drapierte die Blumen und stellte sie auf den Schreibtisch. Ich musste lächeln.
    »Hübsch.«
    »Ja.«
    »Danke.«
    »Hast du schon gesagt.«
    »Bist du auf mich sauer?«
    »Nein. Bist du noch sauer?«
    »Nein.«
    Wir waren nahe daran, uns in die Arme zu sinken. Ich kannte das. Diese wenig markanten Sätze waren ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Gehirn aussetzte und die Gefühle sich allmählich aus dem Unbewussten hervorarbeiteten. Doch bevor ich überhaupt

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