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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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verpasst?«
    »Man kann nicht gerade behaupten, ich hätte Karriere gemacht, oder?«
    »Aber deine Arbeit gefällt dir doch.«
    »Wenn sie noch ordentlich bezahlt würde, wäre sie besser.«
    »Wenn ich meine Schulden bei dir zahlen darf, hast du es leichter.«
    »Das wird wohl nicht ohne Zugeständnisse meinerseits abgehen.«
    »Es gibt keine Bedingungen. Ich will einfach zahlen. Wenn du mich dann nicht mehr sehen möchtest, ist das deine Entscheidung.«
    »Irgendwas ist doch faul.«
    »Du bist ganz schön misstrauisch. Ich würde mich auch auf eine schriftliche Vereinbarung einlassen. Mit Sorgerecht ist übrigens ohnehin nicht mehr viel zu holen. Clara ist erwachsen.«
    Der Kellner hatte Gyros gebracht. Ich stocherte lustlos auf meinem Teller herum und starrte auf das Fleisch. Eigentlich mag ich Fleisch nicht besonders, ich hatte das Falsche bestellt.
    »Seit wann isst du so viel Fleisch?«
    Hannes hatte ein gutes Gedächtnis.
    »Kannst mir gerne helfen.«
    »Soll ich noch die Zwiebel aus dem Salat essen?«
    Das hatte er sich also auch gemerkt. Ich nickte nur. Diese Mischung aus Bevormundung und Fürsorge rührte mich. Die letzten zehn Jahre hatte sich niemand dafür interessiert, was ich tat und was ich ließ. Ich hatte nie den Eindruck, ich hätte was versäumt, aber jetzt auf einmal tat es mir gut, dass sich jemand kümmerte.
    »Wir sollten endlich mit dem Streiten beginnen. Du hast dafür bezahlt.«
    »Wenn es ohne Streit geht, ist es mir lieber. Ich wollte dich einfach treffen.«
    Hannes nahm seine Gabel und fing an, auf meinem Teller rumzustochern. Mit seiner Grillplatte war er längst fertig. Er aß die Zwiebeln, dann das Fleisch, den Salat ließ er mir, auf Grünzeug war er noch nie scharf gewesen.
    »Erzähl mir von dir, Eva.«
    »Hat dir Clara nichts erzählt?«
    »Ich wollte sie nicht ausfragen. Clara ist nicht dafür da, um mir das zu sagen, was du mir nicht sagen willst.«
    Das klang gut. Fast hätte ich ihm geglaubt.
    »Du weißt doch schon alles. Ich arbeite viel, verdiene wenig, ich lebe allein mit Clara, ich habe ein paar Freundinnen, zurzeit ziehe ich mit Annette und Ricarda diese Agentur auf. Aber das mit der Agentur hat dir offenbar Clara schon erzählt.«
    »Das stimmt. Ich habe die Telefonnummer von ihr.«
    »Na eben. Also doch.«
    »Sind das gute Freundinnen?«
    »Annette könnte dir gefallen, wenn du das meinst. Sie ist nett, hübsch und kompromissbereit.«
    »Interessiert mich nicht besonders. Das könnte ich überall haben.«
    »Ich wollte sie nicht herabsetzen. Sie ist wirklich ein sehr warmherziger Mensch und eine attraktive Frau, auch wenn sie es offenbar nicht weiß.«
    »Sie scheint dir ähnlich zu sein.«
    Ich hielt lieber den Mund. Komplimente vertrug ich schlecht. Meistens sahen die nämlich so aus: Sie sind Feministin? Das hätten Sie doch gar nicht nötig, Sie sind doch hübsch!
    Ich musste mir eingestehen, dass Hannes in keinen einzigen Fettnapf trat. Für einen Mann war er wirklich außerordentlich angenehm. Und so kam es, dass ich an diesem Abend noch ziemlich viel erzählte. Von den Jahren mit Clara, gewürzt mit ein paar Anekdoten, vom Studium und der Arbeit mit den feministischen Freundinnen. Zuletzt wusste Hannes viel von den vergangenen Jahren, ohne selbst etwas von sich preisgegeben zu haben. Es tat mir gut, mal wieder zu reden und alles erzählen zu können, was ansonsten kein Schwein interessierte. Gegen halb zwei Uhr nachts warf uns der Kellner hinaus. Hannes fuhr mich nach Hause, und ich war froh darum. Es ist angenehm, nachts nicht alleine durch die Stadt stolpern zu müssen. Vor der Tür verabschiedete er sich artig. Ich stieg die Treppen hinauf. Als ich vor der Wohnung meinen Schlüssel in der Jackentasche suchte, zog ich einen Umschlag heraus. Darin waren zwölfhundert Euro, fünfhundert für die Vermittlung, fünfhundert für die ersten vier Stunden und je hundert für jede weitere angebrochene. Genau nach Tarif. Schleierhaft blieb mir nur, wie er das Geld dort untergebracht hatte. Vielleicht in dem Moment, als ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, dass er mir in die Jacke helfen wollte.

Annette   Montage habe ich nie besonders gemocht. Sie waren für mich immer Erledigungstage. Alles, was sich ab Mitte der vorhergegangenen Woche an üblen und unangenehmen Dingen wie Finanzamt, Beschwerden oder ähnlichem Unsinn angesammelt hatte, versuchte ich am Montagmorgen zu erledigen. Sonst vermieste mir das Zeug die ganze Woche. So, wie ich es jetzt

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