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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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besprochen.«
    »Männer?«
    »So ähnlich.«
    »Mein Problem ist, dass du mich nicht erhörst.«
    Das wiederum wollte Gero nicht hören. Er verabschiedete sich rasch mit der Ausrede, sein Essen brenne an, eine Phrase, die ich sonst nur von Frauen kannte. Aber Gero legte gelegentlich großen Wert auf das Ausleben seiner sogenannten weiblichen Anteile. Ohne seine Männlichkeit zu verleugnen, versteht sich. Nur bei mir verleugnete er sie.
    Ich wählte die Nummer von Eva. Zu Hause war ihre Tochter, die mich an den Verlag verwies. Dort erreichte ich Eva, die offenbar gerade keine Mühe hatte, ihre aggressiven Anteile auszuleben. Sie brüllte ins Telefon, als ob es den Hörer nicht gäbe. Ich hielt den Hörer ein paar Zentimeter von meinem Ohr entfernt.
    »Eva, ich bin nicht taub und will es nicht werden.«
    »Entschuldige, aber wenn ich Annette treffe, lege ich sie um. Sie hat mir ein Date mit dem Vater meines Kindes verschafft, sie hat mich hereingelegt, ich stand da wie ein Idiot.«
    »Wie war denn der Abend?«
    »Das ist nicht das Thema. Sie soll nicht Kupplerin spielen.«
    »Du hast eine gute Gelegenheit, Annette die Meinung zu geigen. Komm doch nach der Arbeit bei mir vorbei. Annette hat morgen Abend einen Termin für uns und will über die Details reden.«
    Eva war nur allzu bereit zu kommen. Eine Stunde später stand sie schon vor der Tür. Über den Abend mit Hannes erfuhr ich leider nichts. Es war offenbar sehr schön gewesen, sonst hätte sie mich teilhaben lassen. Denn die Menschen erzählten immer nur ihr Unglück, bei ihrem Glück durfte man nicht dabei sein. Ich konnte das verstehen. Schöne Momente waren nichts für Zuschauer.
    Ich verteidigte Annettes Verhalten tapfer. Schließlich machte ich es genauso. Ich schickte Annette zu einem Termin mit Gero.
    Als Annette kam, hatte sich Eva bereits beruhigt. Zumal Annette glaubhaft versichern konnte, sie hätte nicht gewusst, dass es sich um Hannes handelte. Es habe einer eine energische Frau bestellt, mit der er Ehekrach üben konnte. Ich wusste gar nicht, dass Annette so gut lügen konnte. Ich war mir sicher, dass sie die beiden versöhnen wollte. Das hätte ihr ähnlich gesehen. Als Eva Annette fünf Hunderter in die Hand drückte, also die Vermittlungsgebühr von Hannes, da war uns klar, dass es wundervoll gewesen war. Ein Mann hatte bezahlt, um eine Frau zu treffen, die nichts von ihm wollte.
    Über die Party waren wir sehr schnell einig. Am nächsten Tag war Feiertag, also konnten wir in Ruhe ausschlafen. Wir würden uns bei dem Architekten die Nacht um die Ohren schlagen und saftig abkassieren. Die Vorgaben waren wenig präzise. Schrill oder schüchtern sein, den jungen Idioten anbeten oder ihn auflaufen lassen – erlaubt war offenbar alles. Wir beschlossen, unserer Agentur alle Ehre zu machen und den Laden richtig aufzumischen. Nachdem der Typ Annette gesagt hatte, es reichte, wenn wir gegen Mitternacht auftauchten, beschlossen wir, zuvor in einer Disco ein bisschen unsere Stimmung anzuheizen. Die Kerle sollten Augen machen.
    Wir ließen den Abend ruhig ausklingen. Der morgige würde anstrengend genug. Als die Mädels gegangen waren, schenkte ich mir noch ein Glas Wein ein. Irgendetwas lief hier komisch. Eva wirkte so weich, Annette war aufgedreht und ich depressiv. Nichts war mehr wie früher. Und dann hatten wir auch noch Geheimnisse voreinander. Annette verkuppelte Eva, ich schickte Annette zum Psychologen, und Eva erzählte nichts von dem Treffen mit Hannes.

Annette   Das Telefon blieb heute erstaunlich ruhig, ganz anders als gestern. Ich hatte alle Zeit der Welt, kramte die Bücher heraus, die ich eigentlich in die Bibliothek zurücktragen sollte, und blätterte in einigen. Mir fehlte die Wissenschaft. Ich wollte wieder mal was Vernünftiges lesen. Dann suchte ich die Unterlagen zu meiner Doktorarbeit hervor und begann, meine bisherigen Aufzeichnungen zu lesen. Gar nicht so schlecht, meine Arbeit über Annette von Droste-Hülshoff. Ich hatte das Thema bewusst gewählt. Das adlige Fräulein, das denselben Vornamen trug wie ich, hatte mir immer sehr nahe gestanden. So wollte ich nie enden. Aber durch unsere unglücklichen Liebschaften waren wir uns dann doch ähnlich geworden. Die hundert Seiten, die ich schon ausformuliert hatte, gefielen mir gut. Als ich aus meiner Versenkung wieder auftauchte, war es Nachmittag. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich wollte die Arbeit nicht einfach aufgeben. So rief ich bei der Sekretärin des Professors an und

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