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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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geistreich, ich machte ihn zur Schnecke, ich bewarf ihn abwechselnd mit Argumenten und Schimpfwörtern, er benahm sich wie ein Idiot, und meine Tochter stand mir solidarisch-schwesterlich zur Seite.
    Jetzt aber war es leider Zeit, dass ich mich umzog und auf den Weg machte. Franz, wie ich diesen Kerl nennen sollte, würde in einem feinen Lokal auf mich warten. Er war sich sicher, dass seine Noch-Frau im Laufe des Abends dort auftauchen würde, er hatte es einem Telefongespräch entnommen, das er belauscht hatte. Im Grunde fand ich sein Vorgehen lächerlich. Er konnte sich doch einfach so scheiden lassen. Ob seine Frau einen Liebhaber hatte oder nicht, spielte dabei ja keine Rolle. Aber der Herr Internist war in seiner Eitelkeit gekränkt. Bevor die Mieze an seiner Seite ihre Sachen packte und zu einem anderen zog, wollte er ihr noch einmal beweisen, dass er schon lange konnte, was sie offenbar praktizierte. Die Weiber waren immer noch hinter dem Medizinmann her, das sollte die Botschaft dieses Abends sein. Und wenn hier jemand die Trennung einleitete, dann war es der Herr Doktor.
    Mit Franz war vereinbart, dass es zu keinerlei Zärtlichkeiten kommen dürfte. Er könnte mich als seine neue Freundin vorstellen, und ich würde auch nicht widersprechen, aber die Hand auf dem Knie würde ihn teuer zu stehen kommen. Verliebt ansehen war das äußerste an Zugeständnis meinerseits. Für den Fall des Zuwiderhandelns gab es eine saftige Konventionalstrafe. Das hatte ich schriftlich. Schließlich hatte mir Annette ihren Onkel als einen Typen geschildert, der nicht leicht die Pfoten bei sich behalten konnte.
    Ich hinterließ Clara einen Zettel, dass sie so schnell nicht mit mir rechnen könnte. Warum ich auf diesen Wisch auch schrieb, wohin ich ging, war mir später völlig unbegreiflich. Vielleicht wollte ich ein bisschen angeben und ihr zeigen, in welch vornehmen Lokalen ich verkehrte. Vielleicht war es aber auch nur alte Gewohnheit aus der Zeit, in der ich als Rabenmutter abends ausging und die Kleine zu Hause blieb.
    Ich traf Franz zum vereinbarten Zeitpunkt in diesem piekfeinen Fressschuppen. Er wollte mir noch einige Informationen geben, was das Ende des gemeinsamen Abends anging. Ich hörte nicht so genau hin. In Gedanken war ich immer noch bei meiner Erzählung, die so schöne Fortschritte machte – außerdem konnte es mir egal sein, wie seine Scheidungsgeschichte ausging. Schließlich war das Honorar nicht an den Erfolg gekoppelt.
    Franz erzählte irgendetwas. Von Urlauben war die Rede und von einem Häuschen in den Bergen, von der schönen Zeit mit Ricarda, die er ja verlassen hatte, und von seinen Erfolgen als Arzt. Ich stocherte lustlos zwischen den drei Möhren herum, die sehr übersichtlich auf meinem Teller für ein Schweinegeld drapiert worden waren. Irgendwo in der Soße sollte auch Trüffel zu finden sein, mir war noch keiner aufgefallen. Allerdings konnte ich mich auch nicht erinnern, so etwas schon gegessen zu haben. Mir wäre im Moment mehr nach Pizza gewesen, Pizza vom Hausservice, aus dem Pappkarton, neben dem Laptop, dazu schreiben und nachdenken. Aber Job ist Job, und immerhin gab es heute Geld zu verdienen. Zwei Stunden waren schon rum.
    Wir saßen relativ auffällig in dem Lokal. Obwohl es mit Nischen und Ecken reichlich ausgestattet war, hatten wir, um der Noch-Frau besser ins Auge zu stechen, den Tisch in der Mitte. Franz saß so, dass er von der Tür aus gleich zu sehen war. So konnte er auch sofort reagieren, wenn die Gattin eintreten sollte.
    Die Gattin kam. Ob sie allein war, konnte ich nicht sehen. Dass sie an unseren Tisch trat, merkte ich an dem triumphierenden Lächeln im Gesicht meines Begleiters, der sich sofort erhob, das Sakko zuknöpfte und seiner besseren Hälfte entgegenlächelte.
    »Mareike, Liebes, so sieht man sich wieder.«
    Mareike maß mich von oben bis unten. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass sie außer Geld von diesem alten Sack nichts mehr erwartete, schien sie doch pikiert. »Führst du wieder eine Sprechstundenhilfe aus?«
    Ich war sauer. Von der Schnepfe ließ ich mich noch lange nicht niedermachen. Also stand ich auf, um ihr keine Gelegenheit mehr zu geben, auf mich herabzublicken. Onkel Franz versuchte geschickt zu verhindern, dass ich den Mund auftat und ein paar Beleidigungen herauskamen. »Nein, nein, Mareike, das ist eine liebe Kollegin.«
    So schnell kann man Ärztin werden. Die Beförderung gefiel mir gut. Aber ich konnte mich leider nicht besonders lange

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