Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
Vom Netzwerk:
daran freuen.
    »Wollen Sie in die Praxis mit einsteigen oder ins Bett?«
    »Schließen Sie nicht von sich auf andere. Ich bin heute mit Franz ausgegangen, das ist alles.«
    Das war sicherlich nicht im Sinne von Onkel Franz, aber da konnte ich ihm nicht helfen. Doch er wirkte keinesfalls böse, vielmehr schien er erleichtert, dass wir uns noch in einem normalen Konversationston unterhielten. Franz hielt es auch noch angebracht, uns einander vorzustellen. »Mareike.«
    »Eva.«
    Mareike lächelte maliziös.
    »Eva, die Mutter aller Sünden.«
    »Lieber das als die Mieze in allen Betten.«
    Der Kellner schien unser langes Gespräch im Stehen missverstanden zu haben. Er rückte heran und verbeugte sich.
    »Soll ich für die Dame noch ein Gedeck auflegen?«
    »Nein danke, ich wollte mich gerade verabschieden.«
    Der Ober zog sich dezent zurück, die Dame bereitete ihren Abgang vor.
    »Franz, warte heute nicht auf mich. Ich nächtige außer Haus.«
    Der Abend war damit zu Ende. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt, Onkel Franz war sehr zufrieden und verlangte die Rechnung. Er ließ es sich nicht nehmen, mir in den Mantel zu helfen, für den Fall, dass die eifersüchtige Ehefrau noch in der Nähe wäre. Dann tat er noch etwas für mein Gehalt. Er küsste mich und strahlte über das ganze Gesicht.
    »War doch gar nicht so schlimm, oder?«
    Ich hätte ihm gerne eine gescheuert. Aber ich war zu baff. Er merkte noch nicht einmal etwas von seinem Fauxpas. Gutgelaunt hakte er sich bei mir unter. Ich drehte mich auf dem Absatz um und steuerte die Tür an. Da sah ich ihn sitzen. Hannes saß genau so, dass er die ganze Zeit auf meinen Rücken hatte starren können. Wie lange er schon da war, wusste ich nicht. Ich sah nur, dass er mich mit bodenlosem Erstaunen anglotzte und einen kurzen verächtlichen Blick auf meinen Begleiter warf. Ich hätte Hannes gerne gesagt, dass dies nur ein Auftrag unter vielen war. Aber zum einen war dafür keine Zeit, zum anderen war ich ihm ja keine Rechenschaft schuldig. Trotzdem: So richtig wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut. Nicht einmal dann, als Franz auf die fünfhundert Kröten noch einmal so viel legte – Konventionalstrafe, wie er heiter anmerkte.

Ricarda   Sonntagsdepression, das war mir in letzter Zeit öfter passiert. Ich sollte wirklich etwas dagegen unternehmen. Aber selbst wenn ich mir vornahm, auszugehen, am Sonntag hielt es mich magisch zu Hause, um Trübsal zu blasen. Daran hatte Ralf leider nichts geändert, ganz im Gegenteil. Er war gegen Mittag gegangen, weil er noch zu Hause arbeiten wollte. Ein großes Projekt, sagte er. Und er sagte noch etwas anderes: Ich käme ihm zu nah. Ich sei anhänglich.
    Das hatte ich seit meiner Scheidung nicht mehr gehört. Da verbrachte ich die Jahre, indem ich peinlichst jede enge Beziehung vermied, eilig aus fremden Betten hüpfte, wenn es ernst zu werden drohte, und dann brach mir doch wieder einer das Herz. Aber ich hatte mich in wenigen Wochen so daran gewöhnt, dass sich jemand dafür interessierte, wie es mir ging, dass jemand täglich anrief und mindestens dreimal die Woche vorbeischaute. Männer waren offenbar doch gefährlicher, als ich gedacht hatte. Da musste ich erst sechzig werden, um es endlich zu glauben. Ging ich einen Schritt zurück, kamen sie nach, ging ich auf sie zu, liefen sie weg.
    Ich hatte keine Lust, mit einer meiner früheren Freundinnen über dieses Thema zu sprechen. Sie waren alle noch irgendwie verheiratet, wenn auch meist nicht allzu glücklich, aber am Sonntag wussten sie wenigstens, wo sie hingehörten, nervten ihre Ehemänner, die sich auf den Montag vorbereiteten, wenn sie wieder arbeiten mussten, quälten ihre Kinder, sofern diese noch im Haus waren.
    Annette ging nicht ans Telefon. Sie war praktisch gar nicht mehr zu erreichen. Hätte ich nicht gewusst, dass sie viel arbeitete, dass sie am Wochenende an ihrer Doktorarbeit saß und abends Termine für die Agentur machte, ich hätte gedacht, sie habe sich einen angelacht. Aber bei Annette war das kaum vorstellbar. Sie war auf dem besten Weg, alleine alt zu werden und dabei zu versauern. Arme Nichte. Sie hatte mich immer als großes Vorbild gesehen. Gut, dass sie nicht wusste, wie es mir im Moment ging, wo ich auf meinem Kanapee hing und mich durch die Kanäle zappte, wo mir jedes Buch zu anstrengend und jeder Film zu lang war.
    Draußen hörte ich Karl-Heinz vorbeischleichen. Ja, den gab es auch noch. Ich hatte einen Mann im Haus, aber ich konnte ihn beim

Weitere Kostenlose Bücher