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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Welt.«
    Hannes sah mich bekümmert an.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, das tut sie auch. Mir wäre es lieber, es ginge ihr gut, aber ich habe nicht den Eindruck. Und was Clara erzählt, gefällt mir auch nicht. Sie sagt, Eva sei meistens allein und hätte im Verlag ganz schöne Schwierigkeiten.«
    Jetzt war ich aber platt. Eva hatte kein Wort gesagt. Dabei hatten wir uns gestern erst gesehen. Allmählich fand ich meine Sprache wieder.
    »Und Sie wollen ihr helfen? Wollen Sie Ihr schlechtes Gewissen beruhigen?«
    »Vielleicht. Sagen wir so: Ich möchte, dass die Mutter meiner Tochter ein glücklicher und zufriedener Mensch ist.«
    »Und Sie wollen wieder Kontakt zu ihr.«
    »Ja, das auch. Wir waren zwar einmal miteinander aus, aber seitdem geht sie mir aus dem Weg.«
    »Das Gefühl habe ich allerdings bei mir auch. Ich sehe sie, aber sie erzählt nichts von ihren Problemen.«
    »Aber vielleicht könnten Sie sie mal drauf ansprechen.«
    »Ich kann’s versuchen. Aber Eva ist wie eine Nuss. Da kann man sich die Zähne ausbeißen.«
    »Sie auch?«
    »Ich kenne niemanden, bei dem sie anders wäre.«
    »Das beruhigt mich etwas. Ich dachte, es läge an mir.«
    »Es liegt sicher auch an Ihnen. Aber um an Eva heranzukommen, müssen Sie zäh sein und unempfindlich.«
    »Sie meinen, ich soll’s noch einmal probieren?«
    »Wenn Eva es Ihnen wert ist, dann sollten Sie das tun, ja.«
    Hannes stand auf. Die Beratung war also kurz und schmerzlos über die Bühne gegangen. Er legte einen Scheck auf den Tisch, auf meine abwehrenden Gesten ließ er sich erst gar nicht ein. Zu Wort kam ich auch nicht mehr.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich werde mein Glück versuchen. Vielleicht sehen wir uns ja mal unter erfreulicheren Umständen wieder.«
    Als Hannes gegangen war, ließ ich mich erst mal in den Sessel fallen und stierte vor mich hin. Ich hatte den Eindruck, eine Partnerschaftsberatung zu leiten. Und das musste ausgerechnet mir passieren: wenig beziehungserfahren, vielleicht auch beziehungsunfähig, auf alle Fälle allein. Na ja, vielleicht konnte ich ja mit der Agentur nicht nur Geld verdienen, sondern auch noch etwas lernen. Ich beschloss, mich für eine Stunde aufs Ohr zu legen. Dann war es ohnehin schon Zeit, sich für Onkel Franz umzuziehen.

Ricarda   Nachdem ich auf Ralf das ganze Wochenende und am Montag hatte verzichten müssen, waren wir übereingekommen, uns wenigstens Dienstagmittag zu sehen. Das Architekturbüro lag in der Nähe der Universität, wo ich Annette früher gelegentlich besucht hatte. Ralf und ich wollten uns in der Studentenkneipe gleich ums Eck treffen. Aber ich hatte noch etwas Zeit. Mit Missvergnügen sah ich an dem modernen Bau hoch hin zu dem Fenster, hinter dem sich früher Annette mit ihren Büchern versteckt hatte. Ich wusste ja, dass dort inzwischen Thomas allein regierte, fertig in den Startlöchern zu seiner Habilitation. Ich erinnerte mich an seinen unmöglichen Auftritt, als wir ihm zu seiner neuen Wohnung verholfen hatten, und ich beschloss, mal kurz reinzuschauen und ihm die Meinung zu sagen. Vielleicht war er ja da. Die Studenten strömten gerade scharenweise aus dem Bau und steuerten im Pulk auf die Mensa zu. Offenbar war Schichtwechsel.
    Ich wühlte mich gegen den Strom durch zum zweiten Stock und klopfte an die Tür. Ein älterer Herr öffnete, offenbar der Professor.
    »Sie wünschen?«
    »Ich hätte gerne Thomas gesprochen.«
    »Da sitzt er. Bitte, kommen Sie doch herein.«
    Wenn man einem Mann richtig wehtun will, macht man ihm Ärger. Ich wusste das noch von Franz, Dem hatte ich mal in seiner Praxis eine astreine Szene hingelegt. Damit ich wieder verschwand, hatte er mir damals viel versprochen, was er dann leider auch halten musste – seine Sprechstundenhilfen und einige Patienten hätten es ja bezeugen können.
    Thomas sprang auf, wie von der Tarantel gestochen. »Herr Professor, wir wollten doch noch …«
    »Das hat Zeit. Ich gehe kurz in die Bibliothek und komme dann wieder.«
    Das wollte ich verhindern. Schließlich funktionierte die Blamage nur, wenn jemand dabei war. Noch bevor der Professor gehen konnte, begann ich also mit meiner Show.
    »Oh nein, Herr Professor, Sie können ruhig bleiben. Es dauert nicht lange.«
    Ich stürzte mich auf Thomas, küsste ihn, da ich wusste, wie sehr er das liebte, und drückte ihn an mein Herz. »Thomas, mein Lieber, wie geht es dir? Ich war gerade in der Nähe, und wollte nur mal sehen, wo du arbeitest. Wenn wir jetzt schon

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