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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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zusammenziehen, möchte ich doch wissen, was du so machst an der Uni.«
    Thomas wurde bleich bis tief unter seinen gepflegten Bart. Er hatte Mühe, sich aus meiner Umklammerung zu lösen. Dezent schob er mich von sich.
    »Aber Frau äh –«
    »Thomas, nicht so förmlich. Der Professor kann doch ruhig wissen, mit wem er es zu tun hat. Deine neue Vermieterin hatte doch gegen unsere Verbindung auch nichts einzuwenden. Du solltest schon zu mir stehen.«
    Der Professor schloss nun doch dezent die Tür von außen. Thomas kam drohend auf mich zu. Erst konnte er mich gar nicht weit genug weghaben, jetzt suchte er meine Nähe.
    »Was soll das?«
    »Kleiner Racheakt. Ich habe mich schließlich über Ihren Auftritt vor der Vermieterin auch geärgert. Nicht mal danke haben Sie für unsere Hilfe gesagt.«
    »Auf Ihre Hilfe kann ich gerne verzichten. Und jetzt verschwinden Sie ganz schnell, bevor ich ausfallend werde.«
    »Brauchen Sie nicht, ich gehe auch so. Aber wenn Sie sich nicht ein besseres Benehmen zulegen, gehe ich noch an der Bibliothek vorbei und erzähle dem Professor, dass Sie ein Angebot von einem Verlag haben und sich mit Abwanderungsgedanken tragen.«
    Thomas wurde richtig ausfallend.
    »Raus hier, aber dalli. Und lassen Sie sich nie wieder blicken, Sie alte Hexe.«
    Ich war fast aufrichtig gekränkt. Aber eigentlich konnte ich gehen. Meine Show war ohnehin zu Ende. Und länger wollte ich mit diesem aufgebrachten Monster nicht in einem Raum bleiben. Ohnehin hatte die zarte Berührung seiner bärtigen Wangen einen enormen Juckreiz in meinem Gesicht ausgelöst, vom Verlust des Make-ups an dieser Stelle ganz zu schweigen. Leider fehlte es mir in diesem Augenblick auch an den richtigen Worten für einen fulminanten Abschied. Irgendwie war das alles leichter, wenn man richtig in Zorn war. In der Praxis von Franz hatte ich damals die halbe Einrichtung demoliert. So begnügte ich mich jetzt damit, mit einem kurzen Griff nach dem Kabel und einem Ruck seinen Computer zum Abstürzen zu bringen, dann ging ich ohne Gruß und zwar schnell.
    Auf dem Gang kam mir Annette entgegen.
    »Ricarda, was machst du denn hier?«
    »Das könnte ich dich auch fragen.«
    »Also ich habe einen Termin mit dem Professor. Wir sprechen über meine Doktorarbeit.«
    Ich war überrascht und zwar freudig. Aber Annette war noch nicht fertig.
    »Anschließend wollte ich Thomas besuchen.«
    »Oh, ich glaube, der ist heute nicht in Stimmung.«
    »Woher weißt denn du das?«
    »Ich habe ihn gerade gesehen.«
    Bevor Annette nachfragen konnte, beschloss ich, die Sache abzubrechen.
    »Annette, ich habe jetzt wenig Zeit, ich bin mit Ralf verabredet. Aber ich rufe dich an, ja? Und viel Glück beim Professor. Netter Mann übrigens.«
    Ralf wartete schon in der Kneipe. Er küsste mich, und ich war heilfroh, endlich mal wieder auf einen Mann zu treffen, der sich nicht schämte, mich gut zu kennen. Es ist hart, immer die alte Hexe spielen zu müssen.

Annette   Die Treffen mit Gero hatten sich schon fast zu einer festen Einrichtung entwickelt. Einmal die Woche gingen wir zusammen ins Kino oder ins Theater. Für mich war das viel angesichts der Tatsache, dass ich auch sonst mit Abendterminen reichlich gesegnet war. Allerdings waren die anderen Dates dienstlicher Natur, Gero und ich hatten den offiziellen Rahmen nach dem ersten Spaziergang verlassen. Wir erzählten uns unsere Lebensgeschichten, wir beichteten uns unsere Probleme, tatsächlich hatte auch der Seelenklempner, wie Gero sich selbst nannte, einige Schwierigkeiten, die mit ein paar Tricks, Marke Eigentherapie, nicht zu lösen waren.
    In dem Dreieck der mich umgebenden Männer – Gero, Thomas und Ferdinand – war Gero mit Abstand der angenehmste. Er nahm Anteil an meinem Leben, an meiner Arbeit und an meiner Dissertation. Auch hatte er schon einige Kunden vorbeigeschickt, das Geschäft blühte mehr denn je.
    Gero und ich hatten gemeinsam weihnachtliche Einkäufe erledigt, er war bei meinen und ich bei seinen ein guter Ratgeber gewesen. Irgendwie gefiel mir mein Leben wieder. Ich hatte Freunde und Freundinnen, eine berufliche Perspektive, die Doktorarbeit machte auch Fortschritte, die üblichen Rückschläge blieben aus, oder ich nahm sie nicht mehr als solche wahr.
    Für diesen Freitagabend hatte ich Gero zum Abendessen eingeladen, ich war eine gute Köchin, auch wenn das außer mir kaum jemand wusste. Selten kam Besuch und wenn, dann wollten die Leute ihre Probleme erzählen. Was ich ihnen auftischte,

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