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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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besonders überzeugend, denn Annette und Gero wechselten einen besorgten Blick. Ich musste ablenken.
    »Und was treibt ihr beide so?«
    Ich ahnte nicht, wie sehr ich damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, wenn auch auf etwas taktlose Art und Weise. Annette blickte verlegen zu Gero. Die Eröffnung der Wahrheit wollte sie dem erfahrenen Gesprächstherapeuten überlassen. Dieser kratzte sich am Kopf. So etwas tat er sonst nie. Übersprungshandlung. Das hatte ich bei ihm gelernt. In diesem Moment ging mir ein Licht auf, und fast hätte mich der Schlag getroffen. Ich sah von der einen zum anderen, dann noch einmal. Annette war rot angelaufen, Gero sah mich schief von der Seite an. »Ricarda, wir haben uns ineinander verliebt.«
    Ich versuchte, meine Fassung zu bewahren. Zugegeben, seit ich Ralf hatte, war meine Lust auf Gero nahezu auf null gesunken, aber gerade an einem Abend wie diesem kam mir doch der Gedanke, ob er nicht der bessere Begleiter für meine alten Tage gewesen wäre. Mehr traf mich allerdings die Erkenntnis, dass ich darauf nicht schon früher gekommen war. Und vor allem sah ich ihnen an, dass sie Mitleid mit mir hatten. Das fand ich am allerschlimmsten. Offenbar hatten sie mir die Wahrheit seit einiger Zeit verheimlicht, weil sie mich nicht kränken wollten. Die Tante als Problemfall. Das wollte ich auf keinen Fall sein. Also baute ich in der Schweigeminute, die Geros Bekenntnis folgte, meine Fassade wieder auf.
    »Das ist doch schön.«
    »Findest du?«
    Annette konnte wirklich blöde Fragen stellen. Dass Liebe blind machte, hatte ich schon gehört, aber dass man davon doof wird, dafür war Annette der beste Beweis – neben mir natürlich, die ich durch Ralf ja auch etwas behämmert geworden war.
    »Ich nehme an, das geht schon länger. Habe ich viel versäumt?«
    Gero lächelte. Ob er mich durchschaute, war mir unklar. Ich hatte den Eindruck, dass ich gut spielte. Um etwas Bewegung in das Dreieck zu bringen, stand ich auf und holte Gebäck und eine neue Flasche Wein. Dabei konnte ich ihnen den Rücken zudrehen, mein Gesicht kurz entspannen und neu ordnen. Wenn es darum geht, Gefühle zu erklären, sind Frauen erheblich gesprächiger als Männer. Also kam jetzt Annettes Einsatz.
    »Du, das ging ganz plötzlich. Du weißt doch, dass du uns zusammengebracht hast, und dann haben wir uns noch ein paarmal getroffen, und dann ist es passiert.«
    So ungefähr hatte ich mir das auch vorgestellt. War ja auch nicht schwer. Läuft meistens so.
    »Und jetzt?«
    Gero lächelte.
    »Über die Zukunft haben wir noch nicht gesprochen. Aber ich hoffe, es wird eine gemeinsame sein.«
    So schwülstig hatte ich ihn noch nie erlebt. Interessant daran war nur, dass Annette nicht ganz so glückselig bei diesen Zukunftsaussichten dreinblickte, wie ich mir das erwartet hatte. Sie hatte etwas Unruhiges im Blick.
    »Und wie siehst du das, Annette?«
    Annette zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe mir noch nicht viele Gedanken gemacht. Ich bin bald mit meiner Doktorarbeit fertig. Und dann muss ich ohnehin noch mal ranklotzen für die Prüfungen. Ich weiß gar nicht, wie das weitergehen soll. Der Betrieb ist ja inzwischen schon ganz etabliert. Ich habe Aufträge en masse.«
    Jetzt sah Gero etwas beunruhigt aus. Ich hatte das Gefühl, dass er mit der Agentur nicht besonders viel am Hut hatte. Da war er sicher altmodisch. Dass die Frau seiner Träume mit fremden Männern seine therapeutische Arbeit in anderer Form fortsetzte, entsprach vielleicht nicht ganz seiner Vorstellung von einer liebevollen Begleiterin durchs Restleben.
    Selbst nicht so besonders glücklich, wollte ich es dann doch ganz genau wissen mit ihrem Glück.
    »Aber Gero, du wolltest doch spätestens in drei, vier Jahren mit der Praxis aufhören und dich an einen schönen, stillen Ort auf dieser Erde zurückziehen.«
    Gero nickte.
    »Das habe ich immer noch vor. Aber mein Geld reicht auch für zwei.«
    Annette schien von diesen Plänen noch nicht viel gehört zu haben. Auf jeden Fall steigerte sich die Unruhe in ihren Augen. Aber sie schien wenig Lust zu haben, vor mir mit Gero zu streiten. So wechselte sie elegant das Thema, erzählte, dass sie morgen ihre Mutter besuchen würde und dass Gero und sie ein paar Tage Urlaub planten. Es war kurz vor Mitternacht, als die beiden gingen.
    Mir ging es schlechter als vorher. Ich merkte, dass ich ihnen ihr Glück nicht gönnte. Ich war zufrieden, ihnen noch etwas Ärger in den Abend gebracht zu haben, und ich schämte

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