Agentur der boesen Maedchen
versprochen, sie abzuholen. Aber ich nehme euch alle gerne mit.«
Eva ließ sich mitnehmen.
Annette zögerte.
»Herr Schneider wartet auf mich an der Bar.«
Ich grinste.
»Herr Landauer wartet auf mich an der Bar.«
Nichte und Tante gingen gemeinsam, endlich waren wir wieder ein Herz und eine Seele.
Eva Die Besprechung am nächsten Tag fand nicht statt. Wir hatten alle ein bisschen Abstand von der Agentur nötig – und jede wollte sich zunächst einmal ihre Gedanken machen. Ich machte mich auf den Weg in den Verlag. Zwar gab es dort für mich nicht mehr viel zu tun – aber ich wollte wenigstens geordnete Verhältnisse hinterlassen. Wie es mit mir beruflich weitergehen sollte, war mir noch nicht ganz klar, aber das war im Moment auch egal. Nach dem Seminar hatten Hannes, Clara und ich noch einen schönen Abend verbracht. Hannes fand die Idee mit der neuen Zielsetzung für die Agentur gut. Er habe sich ohnehin schon gewundert, warum ich für Geld die Probleme von Männern löste, hatte er gesagt, und obwohl ich zunächst sauer war, musste ich sagen, im Nachhinein wunderte mich das auch.
Lucie und Karin waren völlig aufgeregt, als ich den Verlag betrat. Sie hatten vergessen, dass wir zurzeit nicht besonders gut miteinander auskamen.
»Hallo Eva. Gut, dass du kommst.«
»Ist was passiert?«
Karin flatterte nervös hin und her.
»Wir haben ein Manuskript bekommen, das ist einsame Spitze. Das wird der Auftakt zu unserer neuen Reihe mit Frauengeschichten.«
»Worum geht es?«
»Um trennen und sich wiederfinden, genau das, was Frauen anspricht.«
»Und von wem ist es?«
»Ganz unbekannte Autorin. Hat, glaube ich, noch nichts geschrieben. Ricarda Sowieso.«
Karin ging zurück an den Schreibtisch und blätterte im Manuskript. Lucie und sie beugten sich über die fotokopierten Blätter. So blieb den beiden mein blankes Entsetzen verborgen. Ich hatte nicht gewusst, dass Ricarda meinen Roman bereits unter ihrem Namen eingereicht hatte. Wir hatten zwar darüber gesprochen, aber Ricarda hatte gleich ganze Arbeit geleistet.
»Und es ist gut?«
»Es ist genau das, was wir wollten.«
»Na fein. Aber mit mir hat das doch nichts zu tun.«
Lucie war erstaunt.
»Warum? Ich dachte, du würdest uns beim Aufbau des neuen Verlagszweiges helfen, mit deinem Können und deiner Erfahrung.«
Ich lächelte müde.
»Lucie, du hast selbst gesagt, dass ich als Lektorin für diese Dinge nicht in Frage komme. Und dass Karin ab April meinen Posten übernimmt.«
»Aber das war doch nicht so gemeint. Ihr könnt euch die Arbeit doch teilen.«
Karin schaute erstaunt auf. Dieser faule Kompromiss war ihr offenbar neu.
»Ich dachte, das Manuskript bearbeite ich.«
Lucie wand sich in ihrer Verlegenheit.
»Ich kann doch Eva nicht einfach den Stuhl vor die Tür setzen.«
Ich blieb ungerührt.
»Das kannst du durchaus, wenn du willst. Ich fand zwar nicht besonders fein, wie ihr mich gemeinsam abgesägt habt, aber wenn ihr meint, die neue Linie des Verlages könnte ich nicht mittragen, dann gehe ich lieber.«
Karin atmete erleichtert auf.
»Siehst du, Lucie, ich habe dir gleich gesagt, dass Eva die Veränderungen nicht mitmachen möchte.«
Ich grinste.
»Das habe ich nicht gesagt. Ihr habt mir deutlich gemacht, dass ihr mich nicht dabeihaben wollt.«
Lucie versuchte noch einmal zu vermitteln.
»Das war nicht so gemeint.«
Ich sah Lucie traurig an.
»Ich glaube schon. Es ist vielleicht nett gemeint, wenn du jetzt deine eigenen Entscheidungen relativieren möchtest. Aber man kann nicht immer nur die Nette sein, die es allen rechtmachen möchte, Lucie. Du musst jetzt entweder Karin oder mir auf die Zehen treten. Zwei Lektorinnen wirst du kaum bezahlen können.«
Lucie schwieg. Karin sah sie erwartungsvoll an. Da Lucie nicht bereit war, sich in die Nesseln zu setzen, versuchte Karin, das Beste für sich herauszuholen.
»Hast du schon eine neue Arbeit, Eva?«
»Nein, aber das ist nicht euer Problem, oder?«
In diesem Moment hörten wir aus der Buchhandlung jemanden rufen. Lucie zuckte zusammen.
»Die Autorin. Wir haben sie zu einem Gespräch eingeladen.«
»Na also. Ihr habt das Buch gelesen, ihr führt schon Verhandlungen. Ich bin weder über den Text informiert noch über das geplante Treffen. Jetzt erzähle mir bitte nicht, Lucie, dass du in deinem Verlag noch mit meiner Arbeit rechnest.«
Mir war nicht ganz wohl. Jeden Moment konnte Ricarda zur Tür hereinkommen, und dann ging es um mein Buch. Aber vielleicht war
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